Ernst Toch
Der Name des Komponisten (1887-1964) taucht als Randnotiz in Schriften auf, die sich mit Filmmusik beschäftigen. Der Komponist machte anfänglich als vielbeachteter „Neutöner“ und durch wichtige Experimente von sich Reden. In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg fand er zu einer äußerlich weniger spektakulären und gemäßigten, dabei sehr persönlichen, meisterlichen Tonsprache. Als „nichtarischer“ Musiker gehörte der Wiener Ernst Toch zu denen, die Nazi-Deutschland schon früh den Rücken kehrten und in die USA emigrierten. Er übersiedelte schließlich nach Los Angeles und arbeitete auch für Hollywood. Zwar entstanden für die Traumfabrik nur 14 Filmvertonungen, von denen allerdings drei für den Academy Award nominiert wurden: Peter Ibbetson, Ladies in Retirement und Adress Unknown. Von den Filmmusiken Tochs ist auf CD zurzeit leider nichts erhältlich. Allein aus der Zusammenarbeit mit Alfred Newman bei The Hunchback of Notre Dame •Der Glöckner von Notre Dame (1935) ist ein Schnipsel greifbar – das Halleluja – auf der von John Morgan und William T. Stromberg neueingespielten Suite des Marco-Polo-Labels.
Ab etwa 1950 versuchte Ernst Toch durch längere Reisen nach Europa an seine 1933 jäh unterbrochene Karriere anzuknüpfen. Er blieb hierbei ähnlich glücklos wie sein berühmter Landsmann Korngold. Kurz vor seinem Tod beschrieb der Komponist seine Situation bitter-sarkastisch und treffend gegenüber Nicolas Slominsky: „Ich bin der meistvergessenste Komponist des 20. Jahrhunderts“ – und daran hat sich bis heute wenig geändert.
Es ist Zeit, Ernst Tochs Werke wieder zu entdecken. Die hier vorgelegten Sinfonien 5, 6 und 7 entstammen den beiden letzten Lebensjahren des Komponisten und sind Vertreter eines modernen, aber nicht radikal dissonanten Stils. Diese Musik klingt keinesfalls sperrig, sondern frisch und ist sehr farbig. Sie wird vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Alun Francis sehr lebendig dargeboten.
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