Beneath the 12-Mile Reef

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
10. Juni 2001
Abgelegt unter:
CD

Score

(6/6)

In Beneath the 12-Mile Reef • Das Höllenriff (1953) geht es um – wie man heute sagen würde – ethnisch geprägte Auseinandersetzungen (mit Happy End) zwischen griechischen und amerikanischen Schwammtauchern an der Küste Floridas (Golf von Mexiko). Malerische, für ihre Zeit ungewöhnliche Unterwasseraufnahmen und ein charmanter, jugendlich-temperamentvoller Robert Wagner bestimmen einen auch heutzutage unterhaltsamen Film. Es war Bernard Herrmanns erste Filmmusik, die – da für einen der ersten CinemaScope-Filme der 20th Century Fox – in Stereo eingespielt worden ist. Der Klangzauberer Herrmann wusste die neue Technik fantasievoll zu nutzen.

Diese Musik zeigt alle typischen Reize Herrmannscher Filmkompositionstechnik: ausgefeilte, minimalistisch geprägte feinmotivische Arbeit quer durch alle Gruppen des Orchesters, kombiniert mit raffinierter und ungewöhnlicher Instrumentierung. Der Komponist verlieh diesem Konzept Leben durch enormen Einfallsreichtum und vermied so Monotonie in fast sämtlichen Filmvertonungen.

Herrmanns breitorchestraler Score zu Das Höllenriff zeigt ebenfalls die – bei aller Modernität – ausgeprägte Nähe zur Musik Richard Wagners. Um zu illustrieren, wie Siegfried (in der gleichnamigen Ring-Oper) den Feuer-Wall am Walküre-Felsen durchschreitet, setzt Wagner 6 Harfen ein – während nur wenige Werke der Orchester-Literatur über eine Harfe hinausgehen! Herrmann lässt im Höllenriff sogar 9 (gut platzierte) Harfen üppig rauschen und erzeugt so geradezu faszinierend klingende Meeresstimmungen. (John Williams hat sich eindeutig in seiner Musik zu Jaws von Herrmanns Höllenriff-Musik inspirieren lassen.) Neben den musikalisch eindrucksvoll illustrierten Panoramabildern und Spannungsmomenten überzeugen die gefühlvoll und charmant illustrierten (dezenten) Love Scenes. Hier hat die Musik das romantische Flair von The Ghost and Mrs. Muir.

Im Jahr 1974 setzte Charles Gerhardt dieser herrlichen Film-Musik im Rahmen seiner „Classic Film Score Serie“ ein Denkmal. Seine sorgfältig kompilierte rund 11-minütige Suite ist eine hervorragende Einspielung, die in Tempi und Intonation dem Original sehr nahe kommt und neugierig auf mehr macht. Die jetzt erstmals vollständig vorliegende Musik zum Höllenriff belegt deren bereits damals vermutete Hochwertigkeit: Es handelt sich um ein Meisterwerk und überhaupt um eine der raffiniertesten (Unterwasser-)Seesinfonien der Kinogeschichte: 55 Minuten ohne Durchhänger!

Das liebevoll präsentierte FSM-CD-Album bietet die Filmmusik in respektabler Qualität. Allerdings zeigen die fast 50 Jahre alten Magnetton-Aufzeichnungen doch einige Mängel, die über die unausweichliche Alterung analoger Aufzeichnungen hinausgehen. Dies soll aber keinesfalls andeuten, der Käufer bekäme hier völlig museal Klingendes geboten: Der Sound wirkt eben nicht so frisch, wie bei den meisten anderen FSM-Veröffentlichungen.

Trotz leichter Einschränkungen für den Klang ist es eine hochwillkommene und auch wichtige Veröffentlichung, die bei mir einen Wunsch auslöste: den nach einer vollständigen Neueinspielung des Scores in vergleichbarer Qualität wie die von Garden of Evil. Wie wär’s, Mr. Morgan?


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Herrmann, Bernard

Erschienen:
2000
Gesamtspielzeit:
55:06 Minuten
Sampler:
FSM
Kennung:
Vol.3 No. 10

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