Einen Einblick in die filmmusikalischen Arbeiten Malcolm Arnolds bietet die vom London Symphony Orchestra unter Richard Hickox vorbildlich realisierte Produktion. Mit rund 78 Minuten Spieldauer bietet die CD dazu einen guten Gegenwert fürs Geld. Die zum Teil in kleine Fragmente zergliederten Originalpartituren wurden noch vom legendären Christopher Palmer in Suitenform arrangiert. Hier ist neben Sinn für Dramatik und eingängige Melodik das ausgeprägte Gespür für Instrumentenfarben und -effekte des Komponisten heraushörbar.
Mit 29 Minuten ist die Suite aus der Filmmusik zur Brücke am Kwai auch die längste dieser Kompilation. Natürlich gibt es auch den berühmten (nicht Arnoldschen) River-Kwai-Marsch, „Colonel Bogey“, und auch den von Arnold komponierten zu hören. Beide Märsche bilden im Film übrigens einen musikalischen Kontrapunkt, ein Effekt der aus Copyright-Gründen in der Neueinspielung nicht wiedergegeben werden konnte. Wichtiger und packender sind aber die dramatischen Musikfragmente, die Christopher Palmer überzeugend zusammengefügt hat. Ein musikalischer Höhepunkt ist „Sunset“, ein Ruhepunkt in der Filmhandlung – die fertige Brücke wird in der Abendsonne von Colonel Nicholson (Alec Guiness) letztmalig vor der Einweihung begutachtet. Dem Komponisten ist hier eines seiner schönsten, träumerischen Stimmungsbilder gelungen. Neben Dramatik enthält die Partitur auch sehr dezent eingewobene klangliche Exotismen, die allein mit westlichem Instrumentarium realisiert werden und damit ein wenig an Herrmanns Filmmusik zu Anna and the King of Siam • Anna und der König von Siam (1946) erinnern. Malcolm Arnold erhielt für diese dritte und letzte Arbeit für einen David-Lean-Film einen Oscar.
Whistle Down the Wind • …woher der Wind weht (1961) ist eine reizvolle Musik für kleineres Ensemble, die kindliche Emotionen einfühlsam widerspiegelt. In David Leans Fliegerfilm The Sound Barrier (1952) schuf Arnold durch raffinierten Einsatz von Piccoloflöten nicht nur einen überzeugenden musikalischen Reflex für das Durchbrechen der „Schallmauer“, sondern zugleich eine Art von „Spitfire-Ballett“. Ebenfalls für Lean entstand Hobsons Choice • Herr im Haus bin ich (1952), eine Komödie um einen Schuhfabrikanten, deren Musik neben Mickey-Mousing-Effekten (z. B. der Tuba) unter anderem ein reizvolles „Shoe Ballett“ mit Celesta und Triangel bietet. Die kinderliedartige Melodie erinnert an das Spielzeugballett aus Disneys Pinocchio (1940). In The Inn of the Sixth Happiness • Die Herberge zur 6. Glückseligkeit (1958) gibt es schließlich noch einen Hauch von Hollywood. In diesem Film um ein von Ingrid Bergmann gespieltes Londoner Dienstmädchen, das sich im ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts entschließt als Missionarin nach China zu gehen, zieht der Komponist nochmals alle Register der großen Orchesterorgel und lässt den verwendeten Klangkörper in vollstem Glanz erstrahlen. Eine Reihe schöner Melodien und auch dramatischer Momente führen zu einem glanzvollen optimistischen Finale, in welchem das bekannte Kinderlied „This Old Mann“ eine wichtige Rolle spielt. Arnold erhielt für diese Musik den Ivor-Novello-Preis.
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