The Green Berets

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
26. April 2003
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

John Wayne, markanter Schauspieler und US-Western-Ikone (siehe auch John Ford), versuchte sich auch als Regisseur und Produzent; wobei mindestens zwei der von ihm realisierten Projekte eindeutig in die Kategorie „Politische Landschaftspflege“ gehören: Dies ist zum einen der heroisch-naive, ein geradezu lachhaftes Hohes Lied auf die Demokratie anstimmende The Alamo (1960) und der Amerikas Rolle als Weltpolizisten untermauernde, das US-Engagement in Vietnam vehement befürwortende The Green Berets • Die grünen Teufel (1967).

Waynes Film The Green Berets ist ein typisches Beispiel für eindeutige, allerdings geschickt ausgeführte Filmpropaganda. David Janssen – dem damaligen Fernsehpublikum als Dauerflüchtling Dr. Richard Kimble in der Endlos-TV-Serie Auf der Flucht bestens bekannt – verkörpert einen anfänglich kritischen und skeptischen Journalisten, dessen Anti-Argumente das Repertoire der Kriegsgegner geschickt widerspiegeln. Im Verlaufe der Handlung wird er eines Besseren belehrt, nämlich von der Niedertracht und Heimtücke der kommunistischen Vietkong überzeugt und entsprechend „geläutert“. Das Ganze ist keineswegs billig inszeniert, ja gerade die technisch perfekten – von Andrew Marton (Second Unit in Ben-Hur) inszenierten – Action-Sequenzen besitzen einigen Reiz. Unterm Strich ist der Film zwar ein Produkt für den Giftschrank, aber in seiner Geisteshaltung zugleich sehenswerter Wegbereiter für tendenziell vergleichbare Ausrutscher unserer Tage, wie We Were Soldiers und Black Hawk Down.

Miklós Rósza stand bereits seit 1962 nicht mehr bei MGM unter Vertrag, arbeitete als freischaffender Komponist in erster Linie für den Konzertsaal. Rózsa entging genauso wenig wie die meisten seiner ähnlich berühmten Golden-Age-Kollegen dem Trend der Zeit: ausgefeilte kinosinfonische Standards waren kaum noch gefragt, eher leichtgewichtige, den Schwerpunkt auf poppige Songs setzende Filmmusiken standen in Mode. Wohl ähnlich wie für Herrmann Joy in the Morning und wie für Dimitri Tiomkin 36 Hours dürfte für Rózsa The Green Berets kaum ein besonders bevorzugtes Vertonungsprojekt gewesen sein, sondern eher dem Wunsch entsprochen haben, überhaupt im Geschäft zu bleiben. Seit 1963 (nach The V.I.P.S.) hatte er keinen Film mehr vertont. Im Jahr der Green Berets entstand zwar noch die Musik für The Power, aber erst 1970 folgten The Private Lifes of Sherlock Holmes und weitere drei Jahre später The Golden Voyage of Sinbad (1973).

Waynes The Green Berets greift auf Robin Moores gleichnamiges 1965 erschienenes Buch zurück. Der in Vietnam verwundete Sanitätsfeldwebel Barry Sadler verarbeitete seine Erinnerungen zu einem schwülstig-patriotischen Marschlied „Ballad of the Green Berets“, das rasch zum Hit avancierte und auch hierzulande – in einer textlich entschärften Version – mit Freddy Quinn unter dem Titel „100 Mann und ein Befehl“ sehr bekannt wurde.

Augenscheinlich scheint Rózsa den von vornherein als Main Title festgelegten Hit-Song (für Chor arrangiert von Ken Darby) nicht geschätzt zu haben, ja seine Komposition ignoriert ihn geradezu. Dieser Umstand gerät der Musik nicht gerade zum Vorteil. überhaupt ist das Gebotene zwar eine sehr solide, aber keineswegs besonders inspirierte musikalische Untermalung. Der Film beginnt mit teilweise an eine Militärklamotte erinnernden Szenen. Dies reflektiert eine mickey-mousing-hafte Marschparodie, die ein wenig an Elmer Bernsteins The Great Escape • Gesprengte Ketten (1963) erinnert. Die gesamte Filmmusik prägen neben dem ironisch klingenden Marsch drei weiteren Themen: ein ebenfalls militärisch anmutendes für den kriegerischen Hintergrund, ein kindlich asiatisches für den vietnamesischen Jungen Hamchuck und ein dissonant-dunkles Thema für den (bösen) Vietkong. Auch hier gibt es – wie in The Seventh Sin – schön eingearbeitetes exotisch-asiatisches Klangkolorit, das allerdings im Vergleich zu Goldsmiths im fast zeitgleich entstandenen The Sand Pebbles (1967) doch etwas hausbacken, altväterlich und damit unzeitgemäß wirkt. Und in den Spannungsmomenten begegnen dem Hörer aus den Noir-Film-Vertonungen vertraute herb-dissonante, rhythmisch bewegte Standards.

Mit diesen Einschränkungen ist weder minderwertig oder gar schlecht gemeint. Nein, für das auch hier klar nachweisbare mehr als solide Handwerk (Themenverarbeitung und Variationstechnik) wären auch 3,5 Sterne vertretbar. Zur Schärfung des Kontrasts und im Interesse einer sinnvollen Differenzierung im Kanon der Rózsa-Filmmusiken, erscheinen mir die verliehenen drei Sterne jedoch stimmiger. Insgesamt zählt die Musik zu The Green Berets nämlich schon zu den „schwächsten“ Rózsa-Filmkompositionen überhaupt. Die Anschaffung der CD ist damit in erster Linie etwas für den Rózsa-Kenner und Liebhaber, aber kaum „wichtig“ für den Einsteiger.

Klanglich gibt’s nichts zu bemängeln: klarer, transparenter Stereo-Sound erfreut das Gehör. Die CD bietet dazu alles was die Tonmaster hergaben und enthält damit auch einige Musikteile, die im Film nicht verwendet worden sind. Das Booklet dieser Edition kommt aus lizenzrechtlichen Gründen zwar ohne Film-Bildmaterial daher, ist aber trotz des etwas spartanischen Outfits gewohnt informativ.

siehe auch Miklós Rózsa: Tribute to a Bad Man und The World, the Flesh and the Devil


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Rózsa, Miklós

Erschienen:
2002
Gesamtspielzeit:
72:03 Minuten
Sampler:
FSM
Kennung:
Vol. 5 No. 14

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