The Danna Brothers strike again! Zwei sehr beachtliche Filmmusikalben von Jeff und Mychael geben sich ein Stelldichein.
The Gospel of John
Jeff arbeitete mit seinem Bruder Mychael bereits beim 2002er Varèse-Album Green Dragon zusammen und betreute im Jahr 2001 die moderne Version des Sheakespeareschen Othello-Stoffes, „O“, musikalisch. Durch geschickten Einsatz ethnischer Instrumente gelang es Jeff, Green Dragon in der Musik ein klangschönes vietnamesisches Feeling zu verleihen. Auch dieses Mal ist ihm vergleichbar Überzeugendes gelungen. Zur dreistündigen Verfilmung des Johannes-Evangeliums in The Gospel of John von Regisseur Philip Saville betrieb der Komponist ausgiebige Studien in alter hebräischer Musik. So kommt neben einem konventionellen Sinfonieorchester ein recht umfangreiches ethnisches Instrumentarium zum Einsatz, das neben Holzblas- und Zupfinstrumenten auch das markante jüdische Widderhorn „Shofar“ enthält. Einen wichtigen Part in Sachen historischer Authentizität spielt die auf alte hebräische Musik spezialisierte französische Mezzosopranistin Esther Lamandier. Die von der Sängerin an frühchristliche Gesänge angenäherten, einfühlsam interpretierten vokalen Einlagen — gesungen übrigens in Aramäisch, der in Judäa zur Zeit Jesu gesprochenen Landessprache — verleihen der Musik besonderen Charme.
Dem Ethno-Instrumentarium entlockt Danna geschickt vielfältige und ungewöhnlich anmutende Klangkombinationen. Neben einzelnen breiter angelegten orchestralen Ausbrüchen sorgt zum überwiegenden Teil die Streichersektion des Sinfonieorchesters dafür, dass der historisch korrekte Ansatz dieser Filmkomposition den Hörer auf Dauer nicht befremdet. Und gerade in den hier zu hörenden romantisch inspirierten, von chorischen Streichersätzen dominierten Teilen steht die Musik auch wieder den klassischeren Vertonungen der Bibel-Epics recht nahe; wobei hier besonders Alfred Newmans Musik zu The Greatest Story Ever Told • Die größte Geschichte aller Zeiten (1965) in Erinnerung kommt.
Grundsätzlich ist das zu Hörende weder neuartig noch originell. Ethnisches, eingebettet in meditative Sounds, beruht letztlich auf sattsam bekannten Einflüssen des New Age (Weltmusik). Vergleicht man allerdings mit ähnlich gelagerten Filmmusiken der letzten Zeit, wie Zimmers The Last Samurai oder Horners Beyond Borders, fällt bei The Gospel of John das beträchtliche Mehr an Raffinesse unmittelbar ins Ohr.
Mark Hasan gibt übrigens in seinem Artikel „Of Biblical Significance“ — in Film Score Monthly, Vol. 8, No. 9 — interessante Einblicke in die Hintergründe dieser wenig episch angelegten Bibelfilmvertonung. Unter anderem werden hier die offenbar beträchtlichen klanglichen Probleme erläutert, die auftreten, wenn (restaurierte) antike Instrumente zusammen mit denen eines modernen Sinfonieorchesters spielen sollen. Antikes Instrumentarium erweist sich nämlich im Erzeugen fixierter Tonhöhen als wesentlich unpräziser und schwieriger handhabbar als vom heutigen gewohnt. Im Resultat führt dies nur im Zusammenspiel von rein aus sehr alten Instrumenten zusammengesetzten Ensembles zum befriedigenden, für unsere heutigen Ohren typisch archaisierenden und exotischen Klangresultat. Hingegen treten in Kombination mit einem modernen Orchester schnell ohrenfällige und damit störende Missklänge auf. Hier wird deutlich, wie viel mühe- und liebevolle Detailarbeit hinter dieser so überzeugend klingenden Filmkomposition steckt.
The Gospel of John ist wie Green Dragon ein sorgfältig durchdachter und inspiriert realisierter Score und von vergleichbar hoher Hörqualität. Vier Sterne und damit eine klare Empfehlung spiegeln dies wider.