Schoenberg in Hollywood

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
2. Oktober 2003
Abgelegt unter:
Sampler

Auch für den berühmten Begründer und Kopf der „Neuen Wiener Schule“ bedeuteten die Jahre des amerikanischen Exils schwere Eingriffe im Künstlerischen wie Privaten. Die auf der CD „Schoenberg in Hollywood“ vertretenen drei Werke „Kammersinfonie Nr. 2“, „Suite für Streichorchester“ sowie „Thema und Variationen“ sind bis auf die bereits im Jahr 1906 begonnene zweite Kammersinfonie Produkte jenes Zeitraums. Bei den Stücken handelt es sich allerdings in keinem Fall um „verkappte“ Filmmusik, wie (s. o.) oftmals bei Hanns Eisler: Schönberg kam niemals mit einem der Film-Studios ins Geschäft.

„Suite für Streichorchester“ sowie „Thema und Variationen“ entstanden für Ausbildungszwecke. Im ersten Fall für Studentenorchester und im zweiten (ursprünglich) für Laienblasorchester – wobei hier die vom Komponisten parallel erstellte Orchesterfassung gespielt wird. Auf Anregung des Dirigenten Fritz Stiedry führte Schönberg 1939 seine unvollendete „Kammersinfonie Nr. 2“ zu Ende. Wie dieses, noch vor der atonalen Phase begonnene Werk, sind aber auch die anderen beiden tonal komponiert. Was auf den ersten Blick zweifellos überrascht und „Anpassung“ und „Kompromiss“ vermuten lassen könnte, entspricht aber wohl in erster Linie den von Winfried Zillig attestierten „versteckten Sehnsüchten“ nach Tonalität, denen Schönberg hin und wieder nachgab.

Alles in allem bekommt der Schönberg-Willige hier nicht nur selten gespielte, sondern außerdem recht eingängige Musik geboten, die in Teilen sogar ein wenig wie „später Brahms“ anmutet und einen eher rückwärts gewandten, zahmen Schönberg, weitab vom Bürgerschreck-Klischee, präsentiert. Auch wenn es sich hier keinesfalls um essentielle Werke handelt, wie in den Kompositionen des (nicht allein) ehemaligen Schönberg-Schülers Eisler, zeigt die Hand des Meisters erwartungsgemäß ebensolche handwerkliche Perfektion.

An den Einspielungen durch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und das Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, jeweils unter dem Dirigat von John Mauceri, gibt es nichts zu beanstanden. Die Sorgfalt der Produktion belegt außerdem das Begleitheft, in dem Mauceri Informationen zu den zur Vorbereitung der Orchestermaterialien erforderlichen recht umfangreichen Arbeiten gibt.

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
64:51 Minuten
Sampler:
DECCA
Kennung:
448 619-2

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