Penderecki: St. Luke Passion

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
28. Mai 2004
Abgelegt unter:
Klassik

Ein Highlight dieses überaus beachtlichen Penderecki-Zyklus auf Tonträger bildet die aktuelle Veröffentlichung der „Lukas-Passion“; ein Werk, das im Auftrag des WDR entstand — anlässlich des 700. Jahrestages der Weihe des Doms im westfälischen Münster, uraufgeführt am 30. März 1966. Diese Tonschöpfung belegt auf besonders faszinierende Weise das Credo ihres Schöpfers „Wir können noch immer alte Formen verwenden, um neue Musik zu machen“. Das groß angelegte Chorwerk steht formal in der Tradition der Passionen Johann Sebastian Bachs. Die klassischen Formen, wie Chöre, Arien und die Erzählungen des Evangelisten, werden mit modernen, aber keineswegs übertriebenen, auf rein provozierende Klang-Gags abzielenden avantgardistischen Mitteln gelungen zu neuem Leben erweckt. Dabei stehen sowohl feierliche wie flehende, aber ebenso unerbittlich schneidende Klänge auf dem Programm. Den ergreifenden Höhepunkt bietet die ausgedehnte Passacaglia des „Popule meus“.

Das Resultat ist ein zweifellos ungewöhnliches, aber nach Einhören, auch unabhängig vom religiösen Bekenntnis emotional tief beeindruckendes wie überhaupt sehr eindringliches und damit packendes — vielleicht zeitloses — Werk eines Meisters des 20. Jahrhunderts, das den aufgeschlossenen Hörer in seinen Bann zu ziehen vermag.

Die zur Realisierung eingesetzten Orchester sind dem Anspruch der Kompositionen zweifellos adäquat, was ebenso für die hervorragenden Chöre und Solisten der „Lukas-Passion“ gilt — nicht umsonst werden die Einspielungen vom polnischen Staat gefördert. Beim Dirigenten Antoni Wit, einem Studienkollegen Pendereckis, ist der Werkzyklus in besten Händen und auch aufnahmetechnisch gibt es nichts zu bemängeln. Die raffinierten, ein wenig an Brittens [url=rezension.htm?rid=1612]„War Requiem“[/url] erinnernden Klangschichtungen der „Lukas-Passion“ sind dabei besonders vorzüglich eingefangen worden. Das fein und tief gestaffelte sowie exzellent durchhörbare Klangbild ist derart mustergültig geraten, dass es auch von der Hochpreiskonkurrenz wohl kaum noch getoppt werden kann.

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
76:24 Minuten
Sampler:
Naxos
Kennung:
NX 8.557149
Zusatzinformationen:
Warsaw NPO, A. Wit

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