Korngold: Between Two Worlds und “The Adventures of a Wunderkind“
Erich Wolfgang Korngold, das Wiener Wunderkind, wurde sogar von Anton Webern beneidet: „Verleger, Aufführungen, alles hat der Bub: Ich werde alt werden!“ Die Arthaus-DVD bietet ein rund 90-minütiges Portrait des Komponisten, das als Koproduktion des Hessischen Rundfunks mit ARTE und Artsworld im Jahr 2001 entstanden ist. Gut kommentiert, mit eindrucksvollen Bildern ausgestattet und neben den Konzertmusiken und Opern auch recht ausführlich die Filmvertonungsarbeiten in Hollywood beschreibend, bietet die TV-Produktion einen sehr ansprechenden und informativen Abriss über Leben und Werk des berühmten Komponisten. Ein rund 55-minütiges Konzert mit dem Frankfurter Radio-Sinfonie-Orchester unter Hugh Wolff mit den Solisten Quirine Viersin (Cello), Leonidas Kavakos (Violine) und Alexander Frey (Klavier) ist willkommene Abrundung und hilft die musikalischen Eindrücke des Porträts zu vertiefen. In sehr engagierten Darbietungen erklingen das Cello-Konzert aus dem Film Deception (1947), sechs Charakterstücke für Piano-Solo „Don Quixote“, sieben Märchenbilder Opus 3 für Klavier-Solo und das Violinkonzert Opus 35 (1947).
Sowohl das Porträt als auch das Konzert kommen in sehr guter Bild- und Tonqualität daher: das Porträt in Dolby-Digital-2.0 und das Konzert in PCM-Stereo und damit CD-Qualität.
Die Decca-CD der Reihe „Entartete Musik“ mit Werken Korngolds bietet eine rund 30-minütige Suite aus der dem Album den Titel gebenden Filmmusik zu Between Two Worlds (1944), die der Dirigent John Mauceri aus Teilen der Partitur eingerichtet hat. Der intellektuell und esoterisch angehauchte Film schildert eine Emigrantenstory zwischen Diesseits und Jenseits. Korngold hat diese mit einer farbigen und harmonisch komplexen, in Teilen seiner Oper „Das Wunder der Heliane“ nahe stehenden Tonsprache versehen.
Die viersätzige Sinfonische Serenade für Streichorchester, Opus 39 sticht im herben Ausdruck von den romantischen Filmkompositionen deutlich ab. Sie ist ein eher unsentimentales Spätwerk, das von ausgeprägt rhythmischem Ausdruck und in Teilen schroff dissonanten Harmonien geprägt ist. Auch wenn insbesondere bei den ersten Hördurchgängen eine an Béla Bartók gemahnende Kühle dominiert, das unleugbar Wienerische und auch Korngoldtypische bleibt im virtuos-musikantischen und – wenn auch weniger breit ausschwingenden – melodischen Gestus nicht lange verborgen. Besonders reizvoll sind der im Stile eines Perpetuum Mobiles gehaltene zweite Satz, ein fahl dahinhuschendes Streicher-Pizzicato und insbesondere das schwermütig und gebrochen, aber zugleich warm und inbrünstig wirkende „Lento religioso“. In diesem ausdruckstarken, stellenweise ein wenig an Mahler erinnernden langsamen Satz greift Korngold auch auf ein Thema aus seiner Filmpartitur zu Anthony Adverse (1936) zurück.
Thema und Variationen, Opus 42 ist das letzte Werk des Komponisten. Ein reizender kleiner Variationssatz für amerikanische Studentenorchester, der letztmalig ein wenig an seine Filmmusiken erinnert.
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter John Mauceri bieten ambitionierte Interpretationen und der sinnliche Klang der Musik wurde von einer exzellent disponierten Aufnahmetechnik optimal eingefangen.
Mehrteilige Rezension:
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