Robots

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
13. Mai 2005
Abgelegt unter:
CD

Score

(4/6)

Robots

Nach Ice Age haben Regisseur Chris Wedge und seine Mannen nun eine weitere Animationskomödie in die Kinos gebracht. Robots heißt das eindeutig in Richtung Pixar schielende, üppig bunte Spektakel und ist seit dem 17. März 2005 in den bundesdeutschen Kinos zu sehen. Zu den Abenteuern des Roboterjungen Rodney Copperbottom in Robot City hat sich John Powell eine verdammt pfiffig gemachte Musik einfallen lassen. Das Gebotene steht seiner zusammen mit Harry-Gregson-Williams erstellten Musik zu Chicken Run sehr nahe. Einen ähnlich abwechslungs- und stimmungsreichen sowie nicht zuletzt humorvoll gestalteten stilistischen Mix in einem vergleichbar ausgefeilten Cartoon-Stil bekommt der Hörer auch bei Robots geboten.

Die Basis bildet folkige, mit Blue-Grass-Anleihen durchsetzte Americana, und diese sorgt für angenehme pastorale Momente. Allerdings geht’s die meiste Zeit eher geschwind zur Sache: Da wird in rasantem Tempo geswingt, steht bluesiges neben Big-Band-Sounds und natürlich wird auch mal originell gerockt, dann kommen die Elektrogitarren hübsch zum Zuge. Im schnellen Wechsel der musikalischen Stile bleibt dabei kaum Zeit zum Atemholen. Dabei dienen die von leichtem metallischem Schlagwerk (wie Xylophon) und weiteren, zum Teil nach Spielzeugkiste klingenden, Hilfsmitteln erzeugten lustigen Mickey-Mousing-Effekte als klingender Verweis auf die animierten (Spielzeug-)Roboter. Im Zentrum der Musik stehen zwei Hauptthemen, mit denen der Score überwiegend gestaltet und zugleich zusammengehalten wird. Eines dieser beiden erinnert an ein Kinderlied und ist in der Musik besonders präsent: In x-fachen Variationen schimmert es fortwährend wieder auf. Dabei steht unter anderem eine drollige Variante mit Dudelsack als irische Jig auf dem Programm.

„Madame Gaskets“ skurriler Marsch erinnert klar an Danny Elfman und des weiteren gibt’s im pfiffig instrumentierten musikalischen Kehraus eine satte Prise John Williams. Dafür stehen auch einige der schön gestalteten Americana-Passagen, bei denen Scores wie The Reivers in Erinnerung kommen. Und ebenso die an die Star-Wars-Scores zu Episode I-III gemahnende Verarbeitung der gemischt-choralen Einlagen im letzten Album-Drittel, z. B. in „Bigweld Workshop“. Das gilt aber auch für die Holst’sche (Mars-)Rhythmik — aus „Die Planeten“ — in „Attack of the Sweepers“. Das Vorbild ist entlehnt aus „Imperial Attack“ im ersten Filmteil der Star-Wars-Ur-Trilogie, A New Hope.

Fazit: John Powell hat sich bei Robots prima ins Zeug gelegt, einen überaus witzigen und höchst unterhaltsamen stilistischen Kehraus vorgelegt. Die rund dreiviertelstündige Varèse-CD präsentiert die Filmmusik in Form eines spritzigen und sehr gut fließenden Albumschnitts, bei dem für Langeweile kein Platz ist. Die Hollywood Studio Symphony unter dem Dirigat von Pete Anthony geht mit Schmiss und Drive an die Sache heran und auch der Klang ist vorzüglich geraten. Wertungsmäßig sind an dieser Stelle fette vier Sterne (also mit dezentem Augenaufschlag zu viereinhalb) kaum des Guten zuviel. Wer hier zugreift, erhält mehr als nur einen netten Knusperriegel für den kleinen Hunger zwischendurch.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Powell, John

Erschienen:
2005
Gesamtspielzeit:
53:43 Minuten
Sampler:
Varèse
Kennung:
VSD-6640

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