Santa Claus Symphony

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
28. November 2003
Abgelegt unter:
Klassik

Einstimmen auf die Weihnachtszeit einmal anders: mit Musik des Amerikaners William Henry Fry (1813-1864); die CD ist erschienen in der Naxos-Reihe „American Classics“. Folgt man den im Begleitheft dreisprachig enthaltenen Infos (in Englisch, Französisch und Deutsch), dann war Fry der erste amerikanische Komponist, der für große sinfonische Besetzung komponiert und als erster (weißer) „Native American“ auch eine Oper komponiert hat.

Das längste Stück der CD ist die knapp halbstündige „Santa Claus, Christmas Symphony“, ein Werk, das schon zu Lebzeiten des Komponisten sehr beliebt war. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine Sinfonie im klassischen Sinne, sondern um eine freie Orchesterfantasie. Diese folgt einem klaren Programm, enthält viele virtuose Instrumentalsoli – einschließlich des erst kurz zuvor eingeführten Saxophons – und ist reich an ansprechend eingearbeiteten tonmalerischen Effekten. Da heult in der Weihnachtsnacht nicht allein hörbar der Schneesturm durch das Orchester, auch der Schlitten des Weihnachtsmannes wird mit Schlittenglocken und Peitschenknallen angekündigt und zum Verteilen der Geschenke gibt’s sogar einen Hauch von „Mickey Mousing“. Den anbrechenden 1. Weihnachtsfeiertag begrüßen schöne Holzbläsersoli und mit dem Weihnachtslied „Adeste fidelis“ kommt das originelle kleine Werk zum hymnisch gesteigerten Abschluss.

Weitere Höreinblicke in Frys Schaffen bietet die dramatische „Ouvertüre zu Macbeth“, ein sinfonisches Gedicht im romantischen Stil, das mit reichhaltigen Stimmungen aufwartet. Bei der rund 15-minütigen „Niagara Symphony“ aus dem Jahr 1854 handelt es sich um ein geschickt gemachtes tonmalerisches Effektstück. Das tosende Schauspiel der aus dem Niagara-River immer schneller heranfließenden Wassermassen wird mit rasanten Tonleiterfiguren in den Streichern „gemalt“. Diese stürzen dann dank des wuchtigen Einsatzes von 11 Pauken donnernd in den Ontario-See hinab. Beide Werke sind hier übrigens zum ersten Mal einem breiten Publikum zugänglich.

Das melodramatisch anmutende Finalstück „The Breaking Heart“ wartet mit üppigen melodischen Einfällen und mit an die Tradition der italienischen Belkanto-Oper erinnernden perlenden Holzbläsersoli auf. Ein reizvoller Ausklang einer effektreichen, schönen CD mit unmittelbar eingängigen, handwerklich sehr solide gefertigten Werken, die im Grenzbereich von gehobener Light-Music und „seriöser“ Klassik anzusiedeln sind. Kompositionen, die in ihrem teilweise ausgesprochen tonmalerischen Gestus den Freunden sinfonischer Filmmusik besonderes Vergnügen bereiten dürften.

Das aus vielen Filmmusik-Einspielungen bekannte Royal Scottish National Orchestra (RSNO) unter der Leitung von Tony Rowe bringt diese entdeckenswerten Stücke kompetent und effektsicher zum Erklingen. Und die tadellose Aufnahmetechnik offenbart die gute Akustik der Henry Wood Hall im schottischen Glasgow.

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
61:13 Minuten
Sampler:
Naxos
Kennung:
NX 8.559057

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