William Alwyn studierte an der Royal Academy of Music in London, wo er bereits mit 21 Jahren eine Professur für Komposition erhielt. Im Laufe seines Lebens entstanden neben Kammermusik fünf Sinfonien, verschiedene Solokonzerte und zwei Opern. Neben dem Komponieren hat Alwyn sich auch der Malerei gewidmet. Zwischen 1936 und 1962 schrieb er aber auch etwa 60 Filmpartituren – wobei seine ersten Arbeiten für das britische Kino Tonfilm-Pioniertaten waren. Im Jahr 1958 wurde der Künstler für seinen „hervorragenden Beitrag zur Kunst des britischen Films“ mit der Mitgliedschaft bei der British Film Academy (jetzt „Society for Film and Television Arts“) hoch geehrt.
Die ebenfalls mit dem London Symphony Orchestra unter Hickox produzierte Chandos-CD präsentiert Auszüge aus vier seiner Kinokompositionen. Odd Man Out • Ausgestoßen (1946) ist Carol Reeds auch heute noch beeindruckendes Filmdrama um einen durch James Mason faszinierend gespielten IRA-Anführer. Alwyn konnte hier optimal mit dem Regisseur zusammenarbeiten. Das Drehbuch wurde eingehend besprochen und die meisten Szenen anschließend mit vorher skizzierter Klaviermusik gedreht, welche später ausgearbeitet und orchestriert worden ist. In Zusammenarbeit mit dem Schnittmeister und Toningenieur resultierte nach Alwyns eigener Beschreibung „ein Tonfilm im wahrsten Sinne des Wortes, in dem die Musik und das Bild zusammen ein filmisches Kunstwerk schaffen“. Die von packender Dramatik geprägte knapp 30-minütige Suite aus der Filmmusik zu Odd Man Out präsentiert dem Hörer eine selbstständige lebensfähige, eindrucksvolle Filmkomposition hohen Ranges. Zu The History of Mr. Polly (1949), einer märchenhaft unrealistischen Komödie, entstand eine heitere Musik, die tonmalerische Effekte und karikiertes Pathos nicht meidet und sich außerdem durch reizvolle Instrumentierung auszeichnet. The Fallen Idol • Kleines Herz in Not (1948) wurde nach einer Kurzgeschichte von Graham Greene gedreht. Carol Reeds sensibel inszenierte Studie um die Selennöte eines Kindes, dessen anfängliche Begeisterung für sein Idol mit der realistischen Ernüchterung seiner Gefühle endet, hat Alwyn mit sehr einfühlsamer, zum Teil psychologisierender Musik gekonnt unterlegt. Im finalen Calypso aus The Rakes Progress • Der letzte Sündenfall (1945) wird karibisches Flair elegant mit schöner Melodie gepaart, wobei mit Hilfe von Maracas, Bongos und Gitarre erzeugte Calypso- und Rumbarhythmen das klassische Sinfonieorchester reizvoll ergänzen.
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