James Bond, Teil 1
Der Geheimagent 007 ihrer britischen Majestät beging im vergangenen Jahr sein 40-jähriges Kino-Jubiläum und gab im Rahmen der Bond-Film-Serie sein 20. Gastspiel – der digitale Tonträger CD feiert übrigens 2003 sein 20-jähriges Bestehen. James Bond steht in erster Linie für eine zeittypische, charakteristische Mischung aus Waffen, Frauen und Action (siehe auch das Bond-DVD-Special).
Die Darsteller wechselten: auf die noch vom Autor Ian Fleming favorisierte klassische Bond-Ikone Sean Connery, folgte für ein einmaliges Intermezzo George Lazenby, dieser übergab an Roger Moore, der wie Connery eine Serie innerhalb der Serie begründete. Und nach nur zwei Filmen mit Timothy Dalton scheint jetzt Pierce Brosnan das Zepter für länger nicht abgeben zu wollen. Mit den Darstellern wechselte mit Zeit- und Publikumsgeschmack auch die Interpretation der Titel gebenden Figur. Die Grundmuster der Filmhandlungen sind trotz Wandels (nicht immer zum Besseren) unverändert geblieben, was in ähnlicher Weise für die Filmmusiken gilt. Mitbestimmend für den Bond-Film-Kult sind die musikalischen Untermalungen, wobei die Komponisten Monty Norman und John Barry die Tradition begründeten. Erstmalig im Jahre 1988 erschienen die Bond-Score-Veröffentlichungen in Form der überspielten LP-Schnitte auf dem (damals noch) neuartigen digitalen Tonträger Compact-Disc.
Die im Februar 2003 von EMI-Capitol vorgelegte Serie von Reissues geht darüber weit hinaus; sämtliche Tonmaster sind nicht allein klangtechnisch komplett überarbeitet worden, zusätzlich sind erstmalig fünf der Musiken durch hochwillkommenes aus Archiven zutage gefördertes Musikmaterial – aus rechtlichen Gründen jeweils an die ursprünglichen LP-Schnitte als Bonus-Tracks angehängt – ergänzt worden, was zusätzlichen Kaufanreiz schafft. Sehr erfreulich ist dabei auch, dass nun endlich einige der so genannten „Gun-Barrel“-Sequenzen (das berühmte Anfangsbild mit dem Blick durch den Revolverlauf und dem schießenden Bond) musikalisch mitgeliefert werden.
Der Klang sämtlicher CDs ist Top, kommt gegenüber den alten LP-, aber auch früheren CD-Ausgaben sehr frisch, transparent und deutlich voller herüber. Ein positiver Effekt, der bei den aus den 60ern und frühen 70ern stammenden Aufnahmen besonders klar hervorsticht.
Da stehen auch die Booklets nicht nach, die zwar mit den traditionellen Cover-Motiven aufwarten, im Innern aber zum Großteil völlig umgestaltet sind. Die neu verfassten Texte sind aktualisiert, durchweg informativ – in der Regel – von Jeff Bond verfasst. Und wo Jeff Bond ist, da ist auch Lukas Kendall – Herausgeber von Film Score Monthly – nicht weit. Kendall fungierte insbesondere bei den Alben mit erweitertem Musikschnitt als Koproduzent und Berater.
Unterm Strich kann König Kunde mehr als zufrieden sein: ihm präsentiert sich eine sehr liebevoll aufbereitete Kollektion von Wiederveröffentlichungen zum 40-jährigen Bond-Jubiläum mit insgesamt 17 CDs (16 Filmmusik-Titel plus ein Sampler als Appetitanreger). Diese gibt dem Interessierten einen annähernd vollständigen überblick über die Trends, die Einfluss auf die Bond-Filmmusiken bis 1995 genommen haben. Die Edition ist damit aber auch ein interessanter Reflex auf ein Kapitel Zeit- und Filmmusikgeschichte, das Zeugnis ablegt von Wandel, (nicht immer) geglückter Innovation und auch vom Umgang mit der Tradition.
Ähnlich wie die CDs der Reihe „Deutsche Filmkomponisten“ besitzen auch diese EMI-Bond-Titel ein gehöriges Nostalgie-Potential und entsprechenden Repertoire-Wert. (Unabhängig von einer musikalischen Wertung erhält daher jedes der vorzüglich editierten Alben als (Album-)Bewertung eine „kleine Empfehlung“ und damit als Minimum drei Sterne. Da eine rein musikalische Wertung zwangsläufig nicht immer mit der als Minimum definierten Albumbewertung in Einklang steht, finden sich – da wo nötig – im Text ergänzend eingestreute Anmerkungen.)
„The Best of Bond … James Bond“
Auftakt und Klammer der neuen Edition bildet der bereits im Oktober vergangenen Jahres als Munter- und Neugierig-Macher erschienene Sampler „The Best of Bond James Bond“ – nicht zu verwechseln mit dem 1999er Silberling gleichen Namens. Das rund 71-minütige Programm bietet bis auf Never Say Never Again und dem Madonna-Song aus dem neusten Bond, dem 20., Die Another Day, sämtliche Film-Songs der Bond-Film-Reihe und natürlich auch das berühmte James-Bond-Thema Monty Normans – arrangiert von John Barry. Oben drauf gibt’s noch zwei zusätzliche Versionen des berühmten Monty-Norman-Themas: einen Album-Remix für Tomorrow Never Dies und die Trailer-Musik aus Goldeneye. (Never Say Never Again ist übrigens kein „regulärer“ Bond-Film, da dieser nicht von Albert R. Broccoli, sondern von seinem Konkurrenten Kevin McClory produziert wurde – er ist im Übrigen ein Remake von Thunderball.)
Das alles in Top aufpolierter Soundqualität. Eine gut fließende – nicht zeitchronologische – Zusammenstellung, die recht charmant vier Dekaden Bond-Songs zusammenfasst, Revue passieren lässt und durchaus begierig auf mehr macht. Das recht aufwändig gestaltete Begleitheft wartet mit einem informativen Text von Danny Biederman auf.
Mehrteilige Rezension:
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