Rodrigo: Soleriana

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
28. Mai 2004
Abgelegt unter:
Klassik

Joaquín Rodrigo (1901-1999)

Von den Werken dieses spanischen Komponisten sind zwei oftmals selbst denen geläufig, die über eine klassische Basiskollektion bislang nicht hinausgekommen sind: Das „Concierto de Anranjuez“ und die „Fantasía para un gentilhombre“, beide für Gitarre und Orchester. Dank ihrer Virtuosität sowie der besonders sinnfälligen Melodik avancierten diese Kompositionen zu Gassenhauern und unverzichtbaren Repertoirestücken von Gitarristen. Abseits dieser beiden Kompositionen war von Rodrigos Werken auf dem internationalen CD-Markt bislang aber nur wenig greifbar. Die aus Anlass des 100. Geburtstag des Komponisten produzierte, mittlerweile auf sieben CDs angewachsene Reihe einer Gesamteinspielung seiner Orchesterwerke ist eine begrüßenswerte editorische Leistung. Eine, die zwar keine für die Musikgeschichte fundamentalen Funde enthält, aber sehr wohl mehr als nur einmal hörenswerte Musik. Da ist die für ein Ballett entstandene Suite „Soleriana“, die barocke Cembalo-Sonaten Antonio Solers dank geschickter Instrumentierung reizvoll und klangschön auf das moderne Sinfonieorchester überträgt. Witz, Frische und vitale Experimentierfreude spricht aus den impressionistisch gefärbten „Kinderstücken“ („Cinco piezas infantiles“). Auch die hier nicht eingehend vorgestellten CDs bieten Reizvolles: so in Vol. 4 das imposante Klavierkonzert, „Concierto para piano y orchestra“. Dazu bietet die wiederum impressionistisch angehauchte „Mùsica para un jardin“ einen lyrisch-intimen Kontrast. Das für kleine Besetzung geschriebene Werk spiegelt auf luftig-elegante Art und Weise (herrliche Soli von Oboe und Englischhorn) den Wechsel der Jahreszeiten in einem (spanischen) Garten wider. Vol. 6 enthält neben Tänzerischem reizvolle sinfonische Dichtungen des Spaniers: so die 1976 der NASA gewidmete mystisch anmutende – etwas an „Neptun“ aus G. Holsts „Die Planeten“ erinnernde — „A la busca del más allá“, sowie das mit seinen machtvollen Bläserfanfaren Miklós Rózsas El Cid in Erinnerung rufende „Per la flor del lliri blau“, dem eine mittelalterliche valenzianische Legende zugrunde liegt. Und Vol. 8 besticht nicht allein durch das für James Galway komponierte, Naturstimmungen assoziierende Flötenkonzert „Concierto Pastoral“, sondern ebenfalls durch die von Galway für Flöte und Orchester umarrangierte „Fantasia para un gentilhombre“.

Die hier zum Zuge kommenden spanischen Klangkörper, wie das Asturias Symphony Orchestra, sind wie die Solisten trotz Niedrigpreiskategorie des Tonträgers keineswegs zu verachten und auch aufnahmetechnisch können sich die Alben mehr als nur hören lassen. Wer vom spanischen Kolorit und eingängiger, schöner Melodie durchsetzte Werke kennen lernen und sich damit auf festem romantischem Terrain — gefahr- aber keineswegs reizlos — auf musikalische Entdeckungsreise begeben möchte, dem sei der Naxos-Rodrigo-CD-Zyklus ganz besonders empfohlen.

Komponist:
Rodrigo, Joaquín

Erschienen:
2002
Gesamtspielzeit:
60:56 Minuten
Sampler:
Naxos
Kennung:
NX 8.555844
Zusatzinformationen:
Asturias SO, M. Valdés

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