Malcolm Arnold Overtures

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. Dezember 2005
Abgelegt unter:
Klassik

Malcolm Arnold: Overtures

Bei Sir Malcolm Arnolds farbenfrohen und oftmals schmissigen Konzertouvertüren handelt es sich um programmatische Gelegenheitskompositionen. Keineswegs verdienen diese das hierzulande für derartige Musik aus erzkonservativen Kreisen gern vorgebrachte Attribut: zweit- oder gar drittklassig. Es sind vielmehr reizvolle Bindeglieder zwischen Arnolds Filmmusiken und seinen ebenso klangprächtigen „seriösen“ Konzertkompositionen, wie den 9 Sinfonien. (siehe auch die Chandos-Arnold-Filmmusikalben CHAN 9100CHAN 9851, sowie Marco Polo 8.225167) Einmal mehr zeigt sich, wie die Übergänge zwischen U- und E-Musik in Großbritannien deutlich fließender sind als bei uns.

In ihrem meist wenig kompliziertem Gestus und ihrem betont lebhaft illustrativem Charakter sind sie in der Lage, den Hörer unmittelbar anzusprechen. Sämtlich liefern sie Beispiele für die farbig und leuchtkräftig ausgeführte Orchestrierung und charakteristische Harmonisierung Arnold’scher Konzert- und Filmmusik. Rumon Gamba und das BBC Philharmonic Orchestra präsentieren von diesen Gelegenheitswerken insgesamt zehn über kurzweilige knapp 80 Minuten in angemessen zupackender Lesart und vorzüglichem Klang — darunter eine Ersteinspielung: „Robert Kett“.

Für ein vom Karikaturisten Gerrard Hoffnung (s. o.) in der Londoner Royal Festival Hall organisiertes, drolliges Musikfest schrieb Sir Malcolm Arnold die „A Grand Festival Overture“. In diesem übermütigen Musikstück erhalten sogar drei elektrische Staubsauger sowie eine Bohnermaschine solistische Auftritte. Humor steht ebenso auf dem Programm in der attraktiv schottisch gefärbten Ouvertüre „Tam o’ Shanter“ und auch in „Beckus the Dandipratt“. Letztere half übrigens dem Komponisten die Tore zur Filmindustrie zu öffnen, und „Tam o’ Shanter“ ruft Arnolds „Schottische Tänze“ in Erinnerung (siehe auch CHAN 8867).

„Peterloo“ und „Robert Kett“ sind dramatischer angelegte Werke, die revolutionäre Themen aufgreifen. Beides sind zum Teil aufrührerisch und aufpeitschend und partiell zugleich besonders filmisch wirkende Kompositionen. Letzteres gilt auch für die besonders raffiniert ausgeführte, hörbar schelmische Ouvertüre „Tam o’ Shanter“. Heitere und auch pastorale Stimmungen beherrschen „A Sussex Overture“, die mit einem charmant und quasi-chinesischen Mittelteil aufwartende „Anniversary Overture“ sowie „The Fair Field“, in welcher sich ein temperamentvoller Walzer effektvoll zum Marsch verwandelt.

„British-Light Music at his best!“ So kann man hier trefflich ein Fazit ziehen.

Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2005.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Arnold, Malcolm

Erschienen:
2005
Gesamtspielzeit:
75:43 Minuten
Sampler:
Chandos
Kennung:
CHAN 10293
Zusatzinformationen:
BBC Philharmonic Orchestra, Rumon Gamba

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