Jerome Moross auf dem Koch-Label
Interessante Hör-Einblicke in Werke von Jerome Moross für Theater und Konzert eröffnen die beiden Kompilation des Koch-Labels. Die Sinfonie Nr. 1 aus dem Jahr 1943 sowie die „Variations on a Waltz for Orchestra“ zeigen Jerome Moross nicht nur bewandert in „Americana“, sondern auch sattelfest in den Formen der klassischen Musik. Schon die Satzbezeichnungen seiner (einzigen) modernen kleinen Sinfonie sprechen eine klare Sprache: Theme and Variation, Sonata-Scherzo, Invention, Fugue. Ausgeprägt ist selbst in diesem Werk das in seiner Tonsprache immer spürbar Tänzerische. Letztgenanntes, aber ebenso solides Verständnis für klassische Musik-Formen, sprechen auch aus den originellen „Variations on a Waltz for Orchestra“. Das Ballett „The Last Judgement“ (1953) zeigt nicht allein eindrucksvoll das reiche melodische Talent des Komponisten, sondern beweist auch seine Fähigkeiten im Gestalten des Themen-Materials.
Hörenswert sind auch die frühen Werke, wie beispielsweise „Biguine“, das ein Thema aus „Parade“, seiner ersten größeren Theater-Komposition (von 1935) verarbeitet. Auf das Thema und dessen rhythmische Struktur griff der Komponist in seiner Filmmusik zu The Sharkfighters nochmals zurück. „A Tall Story for Orchestra“, komponiert 1938, ist ein musikalischer Reflex des Eindruckes, den die weiten Prärie-Landschaften (bei einem früheren Aufenthalt in Albuquerque) bei dem jungen Komponisten hinterlassen haben. Hier zeigen sich erstmals Ansätze zu der für das spätere Filmmusikschaffen so charakteristischen Western-Americana. Das Ballett „Frankie und Johnny“ macht verständlich, dass der damals relativ modernistische Kompositions-Stil des jungen Moross im Hollywood der 40er Jahre für Film-Vertonungen nicht gefragt war. Einen reizvollen Schlusspunkt setzt das „Concerto for Flute with String Orchestra“ aus dem Jahr 1978. Dieses sowohl leicht eingängige wie luftig und transparent gehaltene Konzert ist die letzte vollendete größere Komposition von Jerome Moross. Es handelt sich um eine klanglich verstärkte Version des kammermusikalischen „Concerto for Flute and String Quartett“. Es bietet eingängig-schlichte diatonische Melodien und Rhythmen im typischen Folk-Stil des Komponisten: ein leichtes, aber nicht belangloses Werk.
Fazit: Jerome Moross war ein typischer amerikanischer Ton-Schöpfer des letzten Jahrhunderts. Erheblich bekannter als seine Konzert- und Theater-Kompositionen sind seine in vielem tänzerischen und von starken melodischen Einfällen geprägten Filmmusiken. Wobei hier die Komposition zum Western The Big Country • Weites Land eindeutig einen Spitzenplatz auf der Bekanntheitsskala belegt. Das mitreißende, breit ausschwingende (epische) Hauptthema dürfte auch manch einem bekannt sein, der sonst mit dem Namen Moross kaum etwas anzufangen weiß. Dank der beiden Silva-Film-Musik-Kompilationen kann das filmmusikalische Œuvre des Komponisten als erschlossen angesehen werden und ist dem Sammler jetzt in repräsentativen Auszügen auf Tonträger zugänglich.
Aufschlussreich ist aber auch eine Begegnung mit den „seriösen“ Kompositionen. Sich vom schönen und wertvollen (klingenden) Schaffen des Jerome Moross eingehendere Eindrücke zu verschaffen, sei daher nachdrücklich empfohlen.
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