The Valley of Gwangi: The Classic Film Music of Jerome Moross

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
9. April 2001
Abgelegt unter:
Sampler

Score

(5/6)

Jerome Moross (1913-1983) interessierte sich schon früh für Musik: Erste Kompositionsversuche begann er bereits im Alter von acht Jahren. Etwa mit fünfzehn machte er die Bekanntschaft des zwei Jahre älteren Bernard Herrmann. Aus der gemeinsamen Liebe zur klassischen Musik entstand eine tiefe, lebenslang währende Freundschaft. In den 30er Jahren lernte er auch die Komponisten Percy Grainger und den damals noch nahezu völlig ignorierten Charles Ives kennen. Frühzeitig verschrieb sich der junge Moross der „Americana“ und vermied konsequent eine stilistisch stärker europäisch geprägte Musikerziehung. Er hat Komposition übrigens nie komplett studiert, sondern nur die Grundlagen erlernt. Sein frisch und eigenwillig klingender stark melodieorientierter Stil wurde primär durch die (amerikanische) Musik seiner Umgebung beeinflusst – und damit von Blues, Jazz sowie von Folklore sowie zeitgenössischer Tanzmusik der Epoche. Aaron Copland bezeichnete bereits 1936 den 23-Jährigen als „einen der begabtesten Nachwuchskomponisten seiner Zeit“.

Nach frühen Kompositionen für das Theater (vorzugsweise Ballette, auch Revuen) arbeitete Jerome Moross ab 1940 in Hollywood. Bis 1948 war er hauptsächlich für Warner Brothers ausschließlich als Orchestrator tätig und wirkte unter anderem mit an Aaron Coplands Our Town (1940). Der später so typische Western-Americana-Stil vieler seiner Filmkompositionen ist durch Copland nachhaltig mitgeprägt worden. Erst 1948 gab Moross sein kompositorisches Hollywood-Debüt mit der Musik zum Noir-Streifen Close Up. Seine mit Abstand populärste Filmkomposition ist die zu William Wylers Cinema-Scope-Western aus dem Jahr 1958, The Big Country • Weites Land.

„The Valley of Gwanghi: The Classic Film Muisc of Jerome Moross“ und „The Cardinal: The Classic Film Music of Jerome Moross “; zwei Moross-Filmmusik-Alben von Silva

Die beiden Silva-CD-Alben präsentieren in Form von Themen und Suiten einen repräsentativen Querschnitt durch das relativ kleine Filmmusikschaffen (18 Film-Scores) des Komponisten.

Auf dem 1995er Album „The Valley of Gwanghi: The Classic Film Music of Jerome Moross“ wird Musik geboten aus:

The Adventures of Huckleberry Finn • Abenteuer am Mississippi (1960), The Mountain Road • Der Kommandant (1960), Five Finger Exercise • Ein Fremder kam an (1962), Wagon Train (TV-Serie 1957-62), The War Lord • Die Normannen kommen (1965), Rachel, Rachel • Die Liebe eines Sommers (1968) und The Valley of Gwanghi • Gwanghis Rache (1968).

Das brandneue Album „The Cardinal: The Classic Film Music of Jerome Moross “ enthält Musik aus:

Close-Up (1948), The Jayhawkers • Der Herrscher von Kansas (1959), The Sharkfighters • Haie greifen an (1956), Seven Wonders of the World • Die sieben Weltwunder (1956), The Proud Rebell • Der stolze Rebell (1958), The Captive City • Stadt im Würgegriff (1962) und The Cardinal • Der Kardinal (1963).

Die Filmmusiken von Jerome Moross sind durch sehr gutes kompositorisches handwerkliches Können gekennzeichnet, gepaart mit zum Teil herrlichen melodischen Einfällen. Es macht viel Spaß, die Suiten-Kollektion durchzuhören. Die geschickt instrumentierten Tonschöpfungen machen dazu häufig raffiniert von den einzelnen Orchester-Sektionen Gebrauch. Highlights des ersten Albums sind die farbige und tonmalerisch gestaltete Suite aus The Adventures of Huckleberry Finn und insbesondere die – archaisierende, dabei jedoch weitgehend unpompöse – Musik zum atmosphärisch dichten im Mittelalter spielenden Küstendrama The War Lord. Erfreulicherweise geht die hier zusammengestellte Musikauswahl auf die Original-Film-Komposition zurück und vermeidet die Glättungen der alten Plattenversion. The War Lord zählt für mich zum Besten was Jerome Moross für das Kino komponiert hat. Diese Musik wäre sogar ein Kandidat für eine vollständige Neueinspielung.

Effektvoll eingesetztes lateinamerikanisches Schlagwerk – für eine Gruppe von immerhin neun Spielern – findet sich in The Sharkfighters. Pastoral und dezent geben sich die für ein kleineres Ensemble aus Streichern und Holzbläsern geschriebenen intimen Klänge zu Paul Newmans Regiedebüt Rachel, Rachel. Vergleichbar charmant kommt das leicht jazzige Thema aus dem Film Five Finger Exercise daher, das hier in einer überarbeiteten Version – als „Romanza“ aus der Konzertsuite mit Filmthemen „Music for the Flicks“ – erklingt.

Highlights des neuen (zweiten) Albums ist die viersätzige prächtige Orchester-Suite aus The Cardinal • Der Kardinal, die das wichtigste thematische Material beinhaltet. Das strenge, in den Kirchentonarten gehaltene, barocke Kardinals-Thema kontrastiert besonders reizvoll mit dem breit ausgespielten „weltlichen“ wienerisch angehauchten Walzer, dessen charmanter Mittelteil die typische Cafehaus-Besetzung (im Trio) widerspiegelt.

Typische Moross-Western-Americana á la The Big Country bieten The Proud Rebel, The Jayhawkers – eine Art früher Vorläufer des aktuellen Ang-Lee-Westerns [url id=1822]Ride with the Devil[/url] –, das Thema zur TV-Serie Wagon Train und ebenso die zwar recht nette, aber insgesamt nicht so starke Musik zu The Valley of Gwanghi. Ansprechend gearbeitet sind The Mountain Road, Close Up – die erste kinomusikalische Fingerübung zum Noir-Film mit ihrem leichten Gershwin-Touch –, The Captive City (mit einer einen Hauch von Bernard Herrmann transportierenden Komposition) und auch die Klänge zum Cinerama-Dokumentarfilm Seven Wonders of the World.

Die Musiken beider Alben werden vom City of Prague Philharmonic Orchestra unter Paul Bateman interpretiert. Die 1995er Edition ist insgesamt etwas überzeugender geraten, als ihr aktueller Doppel-CD-Nachfolger. Zum einen ist die Konzeption einer Doppel-CD mit einer Gesamtspielzeit von nur knapp 85 Minuten merkwürdig, zum anderen lassen die Einspielungen im Vergleich mit dem 1995er Pendant in Teilen doch etwas Biss vermissen. Unterm Strich verbleibt aber in beiden Fällen eine klare Empfehlung.

Komponist:
Moross, Jerome

Erschienen:
1995
Gesamtspielzeit:
77:50 Minuten
Sampler:
Silva
Kennung:
SSD 1049

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