Die Filmmusik
Die Musik zu Chicken Run ist ein raffinierter, stark von den Standards der klassischen Hollywood-Filmmusik durchsetzter, überaus gelungener Stilmix. Zum einen finden sich die klassischen musikalischen Cartoon-Standards eines Scott Bradley, zum anderen sind die musikalische Bildverdoppelung sowie die raschen Stimmungswechsel, mitunter von einem Takt zum nächsten, auch ein grundsätzliches Merkmal des Golden Age. Vergleichbare musikalische Techniken wurden vom Vater der Tonfilmmusik, Max Steiner, und Kollegen bereits in den dreißiger und vierziger Jahren perfektioniert. Verschiedenste Musik-Stile wie Country, Swing, Blues, Walzer, Zirkus etc., und dazu eine schon als international zu bezeichnende Vielfalt folkloristischer Einsprengsel sind spürbar: Von irisch angehauchten Klängen über Schottisches mit Dudelsack zu russisch Inspiriertem mit Balalaika geht die musikalische Reise, und neben französischem Flair klingt dezent Asiatisches an. Auch die gebotene Stimmungsvielfalt ist beachtlich. Vom versierten „Mickey-Mousing“ zu lichten pastoralen Klängen, über dezente Melancholie hin zu wuchtigem, von Holsts „Planeten“ inspiriertem, Star Warsnahem orchestralen Pathos reicht die Ausdrucks-Palette und sogar das Weiße-Hai-Motiv von John Williams klingt kurz an. Das lustige Hauptthema ist eine gekonnte (gewollte), liebevolle Marsch-Parodie auf Elmer Bernsteins The Great Escape. Bei dem verschiedentlich eingesetzten nasal, geräuschähnlich klingenden Instrument, handelt es sich wohl um ein „Kazoo“ (Abbildung).
Das Komponisten-Duo John Powell und Harry Gregson-Williams, bekannt auch durch die Musik zu Antz, realisierte die raffiniert ausgearbeitete Filmmusik weitgehend mit einem großen Sinfonieorchester. Auch wenn die beiden Komponisten aus dem Hause Zimmer (Media Ventures) stammen, die Zimmer-typischen, schnell monotonen, Schemata für Action-Musik sind in der Tonschöpfung zu Chicken Run kaum spürbar. Auch Elektronik wird erfreulich zurückhaltend und wenn doch, dann gekonnt eingesetzt. Die CD präsentiert durchgehend ein überaus witziges Hörvergnügen, das mehr als einmal Ohrwurmcharakter hat. Auch die Präsentation der CD ist liebevoll: Nimmt man den Silberling heraus, präsentiert sich Fowler, die graue Eminenz im Hühnerstall, mit erhobenem Daumen und der Unterschrift „Lets Go! – Wings for Victory!“ – wenn das kein Spaß ist.
Mehrteilige Rezension:
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