Folge 2: Werke von Schreker, Krenek, Goldschmidt, Rathaus, Schulhoff
Wenn im ersten Artikel zum gleichen Thema darauf hingewiesen wurde, dass „bereits“ in den 80er Jahren die Wiederentdeckung der damals verbotenen Komponisten begann, so darf man hierbei nicht übersehen, dass – von einzelnen Rehabilitierungsversuchen abgesehen – dies bei den meisten der verfemten Komponisten eine schmerzliche Periode des Vergessenseins von immerhin fast 50 Jahren bedeutete.
Die Fülle der zwischen etwa 1910 und der Machtergreifung der Nazis (1933) entstandenen Werke ist riesig, was aber nicht bedeutet, dass nahezu alles, was in den 10er Jahren oder gar den oftmals hektischen (eben) „Brüllenden 20er Jahren“ komponiert wurde, meisterwerkverdächtig wäre, nur weil es radikal neuartig komponiert worden ist. Sicher eine bunte, höchst lebendige, aber eben auch schwierige und zerrissene Zeit, in der es als verpönt galt, sich an Vorbildern von früher zu orientieren und daran anzuknüpfen. Es entstand manch erinnerungswürdige Schöpfung, aber vielfach entlarvt sich im Nachhinein ein allein bilderstürmerisch überzogener Hang zum Neuen und damit zu Modernität um jeden Preis; im Resultat etwas, bei dem eher kurzlebige Irrwege beschritten wurden. In vielem glichen diese Jahre einem Hexenkessel, in dem neue Stilrichtungen hektisch geboren, und kaum propagiert bereits wieder als überholt galten. Wer dagegen aufbegehrte, wurde prompt für überkommen und veraltet erklärt.
Das Dilemma spiegelt sich in einem Brief Arnold Schönbergs, den dieser seinem Freund Franz Schreker zum 50. Geburtstag im März 1928 schrieb: „Lieber Freund, wir beide stammen aus einer Zeit, wo die unsympathischen Menschen sich als solche kenntlich machten, indem sie uns Neutöner nannten. Wie sollen wir uns in einer Gegenwart zurechtfinden, wo sie uns Romantiker heißen. Eines wissen wir immerhin: von uns Neutönern hat man damals nicht mehr gehalten als von uns Romantikern; immer waren welche da, die, ohne es besser zu können, es besser verstanden haben als wir. Aber wo sind sie heute, die uns damals Neutöner nannten? Wer nennt sie noch? Dürfen wir nicht damit rechnen, dass auch die, denen wir heute als Romantiker nichts mehr zu sagen haben (was sie brauchen konnten, haben sie längst gestohlen) in weiteren zehn oder zwanzig Jahren dort sein werden, wo die Gegner unserer Jugend von Anfang an hingehört haben? Jedenfalls: wir können scheinbar warten; wir können uns das leisten. Auf Wiederhören in zwanzig Jahren. Dein Arnold Schönberg.“
Dieser zweite Teil unserer Artikel-Reihe zum Thema „Im Dritten Reich verboten – Entartete Musik“ wird daher den Blick auf das bedeutende Werk Franz Schrekers vertiefen und sich ebenso nochmals mit dem Werk seines Schülers Ernst Krenek beschäftigen. Und auch Karol Rathaus und Berthold Goldschmidt, die ebenfalls bei Schreker gelernt haben, werden vorgestellt.
Mehrteilige Rezension:
Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu: