The World, the Flesh and the Devil
Die schon beachtliche Reihe ordentlich editierter CDs (bislang insgesamt sieben CDs; siehe hierzu auch Plymouth Adventure sowie Madame Bovary) mit Filmmusiken von Miklós Rózsa hat Zuwachs erhalten: Soeben ist die vollständige Musik zur 1958er – after the Bomb – Endzeitstory The World, the Flesh and the Devil • Die Welt, das Fleisch und der Teufel erschienen. Den (wohl wenig ergiebigen) Film, der sich thematisch ein wenig an den berühmten Roman „Das letzte Ufer“ anlehnt, haben weder ich noch einer meiner Bekannten und Freunde bislang zu Gesicht bekommen.
Von der Musik kannte ich bislang nur ein rund vierminütiges Fragment, das auf dem 1985er Varèse-Album „The Music of Miklós Rózsa“ vorliegt – neu eingespielt vom dem Utah Symphony Orchestra unter Elmer Bernstein. In diesem Werk, das den dunkleren Tonschöpfungen seiner Film-Noir-Musiken verwandt ist, ist ein teilweise routinierter Umgang mit dem Musik-Material deutlich spürbar. So finden sich für verschiedene Situationen der Filmhandlung (z. B. Spannungsmomente wie Verfolgungsjagd usw.) musikalisch sehr ähnlich ausgeführte Lösungen auch in anderen Rózsa-Scores. Hierzu muss allerdings gesagt werden, dass sich derartige Baukasten-Schemata in der Musik sämtlicher Film-Komponisten aufzeigen lassen. Hier zeigt sich eine (zumindest in Teilen) standardisierte Arbeitsweise, der sich ein (üblicherweise) unter starkem Zeitdruck arbeitender Filmkomponist (damals wie heute) selten entziehen kann. Insgesamt zeigt die jetzt erstmals vollständig vorliegende Rózsa-Komposition zu The World, the Flesh and the Devil einmal mehr, dass der Komponist auch in Vertonungen von klar zur B-Kategorie zählenden Filmen solide handwerkliche Standards nicht unterschritten hat.
Recht originell und ungewöhnlich sind die sanften an Gershwin erinnernden Jazz-Einsprengsel in Track 7. Ob hier eventuell von fremder Hand etwas Unterstützung erfolgte, kann ich nicht sagen. In jedem Fall klingt das Resultat gekonnt und ist auch eine Rarität im Œuvre von Miklós Rózsa.
Bei der vorliegenden Musik handelt es sich zwar nicht um einen Titel, den sich ein Rósza-Einsteiger unmittelbar zulegen muss. Der Fortgeschrittene jedoch, der Rózsas Filmmusik besonders schätzt und tiefer einsteigen möchte, erhält hier wertvolle und interessante Einblicke in die Komponisten-Werkstatt und damit in die – auch abseits der Großproduktionen – sorgfältige Arbeitsweise. Insofern ist die auch klanglich in vorzüglichem Stereo-Sound daherkommende CD eine willkommene Bereicherung für diejenigen, die ihren Rózsa möglichst vollständig haben möchten. Einziger (kleiner) Schwachpunkt der Edition ist das (tickertape-üblich) etwas schlicht geratene Booklet.
Die inzwischen auf dem Markt erschienene offizielle Version von The World, the Flesh and the Devil auf FSM ist nicht allein klanglich ein Stückchen besser, sondern sticht die tickertape-Fassung besonders durch das sorgfältig editierte Booklet aus.
Mehrteilige Rezension:
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