Susi und Strolch haben auf Video ja bereits eine lange Karriere hinter sich gebracht. Zuerst auf VHS-Cassette erhältlich, sind die Hundeviecher zwischenzeitlich zweimal auf DVD erschienen, in den Jahren 2001 und 2006. Die 2006er Doppel-DVD-Ausgabe ist auf Cinemusic.de vorgestellt worden, und das gilt ebenso für die nette Fortsetzung Susi und Strolch 2 in der 2001er DVD-Erstausgabe.
Seit dem 9. Februar 2012 haben es beide Filme nun auch ins HD-Zeitalter geschafft und sind sowohl einzeln als auch in einem Doppelpack erhältlich. Neben der hier interessierenden hochauflösenden Blu-ray-Disc (BD) sind beide Neueditionen auch als DVD erhältlich. Wie schon bei der 2006er DVD-Edition liegt auch dem neuen HD-Transfer die CinemaScope-Version zugrunde, die auch dieses Mal erfreulicherweise wieder im korrekten Seitenverhältnis der frühen Scope-Ära von 1 : 2,55 (siehe dazu auch „Magoptical“), also mit etwas breiteren schwarzen Balken, erscheint.
Das Bild bei Susi und Strolch sieht von BD exquisit aus. Es wartet fast durchgehend mit sehr guter Schärfe sowie vorzüglichem Kontrast inklusive Top-Schwarzwert auf und verfügt damit auch über einen großen Detailreichtum. Nur einzelne Einstellungen erscheinen kurzzeitig etwas weniger knackig. Ebenso überzeugend ist die Wiedergabe der oftmals leuchtend bunten und breit gefächerten Farbpalette, wobei auch sehr satte Farben nicht übersättigt erscheinen. Das transferierte Filmmaterial muss vorzüglich gewesen sein, denn Mängel wie Kratzer, Laufstreifen oder Bildschäden werden nicht auffällig. Interessanterweise ist auch praktisch kein Filmkorn auszumachen, etwas, was gerade in der frühen Scope-Ära noch längst nicht die Regel war.
Im Vergleich sieht die 2006er DVD immer noch absolut respektabel aus, liefert ein dicht an der Spitze des bei DVD Machbaren angesiedeltes Bild. Diesem fehlt allerdings das in HD unmittelbar augenfällig werdende entscheidende Quantum an zusätzlicher Brillanz. So prima der Bildeindruck aber auch ist, die in der 2006er DVD-Besprechung genannten Auswirkungen des gegenüber den großen Vorläufern der 1940er — Fantasia (1940), Pinocchio (1940) und Bambi (1942) — deutlich simplifizierten Animationsstils sieht man jetzt sogar noch etwas klarer. Der durch den Verzicht auf die aufwändige Multiplantechnik resultierende Verlust an räumlicher Perspektive, das häufig Flächige in den Bildern sticht jetzt noch deutlicher hervor.
Zum (rein videotechnisch) praktisch perfekten Bildeindruck gesellt sich ein ebenfalls sehr solider Surround-Stereo-Tonmix hinzu, der es freilich nicht mit dem heutiger Blockbuster aufnehmen kann. Aber im eher frontlastigen Klanggeschehen gibt es immerhin ein paar effektreiche Momente, z.B. das Gewitter, die ein bisschen Power im Gepäck haben.
Ein gewisses Problem bleibt auch in diesem Fall das Thema Synchronisation. Von Susi und Strolch existieren zwei deutsche Synchronfassungen, aus dem Erstaufführungsjahr 1956 und von 1975. Sicher ist es bedauerlich, dass es Disney auch dieses Mal wieder nicht fertig brachte, beide Synchros ins Paket zu schnüren, aber überdramatisieren sollte man gerade im vorliegenden Fall diesen im Internet häufiger zu lesenden „Zankapfel“ m. E. nun auch wieder nicht. Auch wenn mir die 1956er Erst-Synchronfassung nur in Auszügen bekannt ist, dialogtechnisch ist die spätere zweite Synchronfassung von Susi und Strolch keineswegs vergleichbar eindeutig (im Sinne von verschlechtert) verändert wie im Falle von Schneewittchen (1938) oder Pinocchio (1940). Die Unterschiede dürften sich hier in erster Linie auf andersartig gesetzte Akzente in der Gestaltung beschränken und damit auf eine wenig sinnvolle Geschmacksdebatte hinauslaufen. So wird z.B. Jock, der Scottish Terrier in der 1956er Version von Bruno W. Pantel mit einem extrem rollenden R gesprochen, dass über den Akzent auf die schottische Herkunft anspielt. 1975 übernahm Hans-Werner Bussinger, dieses Mal ohne rollendes R, den Part, und das Resultat kommt in den Aussagen keineswegs alberner oder sonst wie verwässerter, sondern mindestens vergleichbar sympathisch herüber. Und auch ist diese keineswegs minderwertigere Synchronfassung diejenige, die alle Liebhaber von Disneys charmantem Hundeabenteuer seit Mitte der 1970er praktisch ausschließlich noch gehört haben dürften.
In der Rubrik „Backstage Disney“ finden sich die neuen Boni. Dabei ist das Segment „Erinnerungen an ihren Vater“ von Diane Disney Miller, einer Tochter Walt Disneys, eine rein nostalgiebetonte PR-Aktion zur Förderung des Disney-Mythos — von der HD-Bildqualität zwar prima, aber ansonsten eher unwichtig. Interessant wird es beim zum Film wählbaren Audiokommentar, der aus szenenbezogen montierten Archivaufnahmen der Disneys Story-Meetings besteht und zu dem erfreulicherweise deutsche Untertitel wählbar sind. Desweiteren wurden aus dem Archiv zutage gefördert: zwei weitere Entwürfe zu nicht verwendeten Szenen sowie ein schließlich doch nicht aufgenommener Song für Strolch, den Tramp, „I’m Free As The Breeze“. Darüber hinaus ist das komplette wertvolle Zusatzmaterial der 2006er-DVD (natürlich nur in SD-Qualität) unter der Rubrik „Klassische DVD-Extras“ vorhanden, darunter das über 50-minütige, sehr informative „Making of“. Da gibt’s nichts zu bemängeln. Last but not least dürfen die aus König der Löwen bekannten Viecher Timon, das Erdmännchen, und Pumbaa, das Warzenschwein, dann schließlich in einem Clip noch ein wenig Werbung für Disneys 3D-Blu-rays machen. Bereits 2006 erschien mir die Doppel-DVD-Edition als definitiv. Das kann man jetzt für die BD-Ausgabe dank zum Teil gelungener Ergänzungen bei den Zugaben noch etwas fetter schreiben.
Als zweite Disc im Set der „Diamond-Edition“ befindet sich eine Spielfilm-DVD mit abgespeckter Boni-Kollektion. Da es die DVD im Prinzip als Gratis-Beigabe gibt, kann man hier nicht meckern. Als Einzelkauf ist diese allerdings wenig interessant, da sie der 2006er-DVD-Ausgabe beim Bild, wenn überhaupt, nur minimal überlegen ist.
In den USA gibt es Susi und Strolch übrigens nicht nur als mit unserer „Diamond-Edition“ identischer Blue Box, sondern auch als drei Discs umfassende Gold Box zu kaufen. Da die dritte Disc nur eine Digital-Copy-Version des Films enthält, die nur ein einziges Mal (!) mit Hilfe eines speziellen Codes online freischaltbar ist, müssen an dieser Stelle nur wenige Disney-Hunde-Fans traurig sein.
Susi und Strolch 2: Kleine Strolche, großes Abenteuer
Auch das große Abenteuer vom Strolch der zweiten Generation, Strolchi, sieht — wie zu erwarten — insbesondere bildtechnisch nun ebenfalls merklich überzeugender, nämlich knackiger aus als in der 2001er DVD-Version (s. o.).Wissenswerte Kleinigkeiten über Welpen“ ist ein eher etwas albernes neues Boni-Feature, bei dem die etwas kalauerhaften Hinweise parallel zum Film auf jeweils mit lästigen Geräuschen eingeblendeten Texttafeln erfolgen. Nun gut, für Kinder mag es funktionieren. Ansonsten sind die meisten der 2001er-DVD-Boni in SD-Qualität mit im Gepäck, von denen insbesondere das recht informative Making-of sehenswert ist. Und spätestens beim auch hier stattfindenden Werbeauftritt von Timon und Pumbaa für Disneys 3D-Blu-rays merkt man wieder, dass man die neue Ausgabe im Player hat. Das recht positive Urteil zum Film bleibt ebenfalls bestehen: Strolchis großes Abenteuer zählt zu den besseren Disney-Sequels, die in der Masse von vornherein nur für den Heim-Video-Markt gemacht werden.
Fazit: Ob nun insbesondere wegen der berühmten Kuss-Szene beim Spaghetti-Essen oder einfach nur so: Disneys reizender abendfüllender Hundeklassiker Susi und Strolch ist in der aktuellen HD-Ausgabe von BD letztlich vorbehaltlos zu empfehlen und dürfte für die meisten Freunde der wahren Disney-Klassiker wohl unverzichtbar sein. Wer daheim noch nicht HD-fähig ausgestattet ist, für den ist die Diamond-Edition, die neben der BD den Film auch auf DVD enthält, sicher eine Überlegung wert. Ansonsten gestatte ich mir meine 2006er-Empfehlung zu erneuern: Wer am 1955er Film seine Freude hat, sollte besser zum ebenfalls erhältlichen Susi-und-Strolch-BD-Doppelpack greifen, das auch noch die ebenfalls ansprechend inszenierten Abenteuer des Nachwuchses in Susi und Strolch 2: Kleine Strolche — Großes Abenteuer enthält.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Ostern 2012.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.
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