Toy-Story-Trilogie (3D-Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
30. Dezember 2011
Abgelegt unter:
3D

Film

(6/6)

Bild

(6/6)

Ton

(6/6)

Extras

(4.5/6)

Aus dem Leben der Spielzeuge: Die Toy-Story-Trilogie (1995—2010) jetzt komplett in 3D

Nach den insgesamt nur bedingt überzeugenden 3D-Konvertierungen von The Nightmare before Christmas 3DDie Schöne und das Biest 3D sowie Der König der Löwen hatte für mich die Spannung auf die erreichte Qualität bei den ebenfalls nachträglich in 3D überarbeiteten Versionen der ersten beiden Toy-Story-Filme merklich zugenommen. Das Ergebnis kann sich erfreulicherweise absolut sehen lassen. Die Filme der Toy-Story-Trilogie sind gerade in 3D ein Augenschmaus. Doch dazu gleich mehr.

Im Oktober 2009 kamen im Vorfeld des in 3D produzierten Toy Story 3 die 3D-Versionen von Toy Story und Toy Story 2 in den USA in die Kinos und wurden zusammen, also im Doppelpack (zwei Filme zum Preis von einem) gezeigt. Ursprünglich waren zwei Wochen Kinoeinsatz geplant, aber infolge des unerwarteten Erfolges (am Startwochenende wurden allein 12,5 Mio $ erzielt) wurde die Aktion auf fünf Wochen verlängert und spülte Disney insgesamt rund 31 Mio $ in die Kassen. Noch deutlich erfolgreicher gestaltete sich vor wenigen Monaten die US-Wiederaufführung von Der König der Löwen in 3D. Die bereits im betreffenden Artikel geäußerte Vermutung, dass der Erfolg mit 3D wohl wenig zu tun hat, erhält an dieser Stelle zumindest kräftig Rückendeckung. Sieht doch bereits der animationstechnisch im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten noch recht bescheidene 1995er Erstling der Spielzeug-Saga (der erste abendfüllende CGI-Film überhaupt) in 3D schon derart gut aus, dass (nicht nur) das Löwenkind Simba dagegen recht flächig wirkt und sich geschlagen geben muss.

Jetzt erkennt man unmittelbar, dass Woody offenbar eine verdammt spitze Nase hat. Aber nicht allein die einzelnen Toys überzeugen in ihrer räumlichen Darstellung, auch alles, was im Vorder- wie Hintergrund zu sehen ist, erscheint derart bestechend natürlich, dass man dem zur Konvertierung im Presseheft zu Toy Story 3 von Regisseur Lee Unkrich Angemerkten Glauben schenken mag: „Wir haben Toy Story und Toy Story 2 in 3D umgearbeitet und man merkt überhaupt nicht, dass die Filme dafür gar nicht konzipiert waren. Was in erster Linie daran liegt, dass wir uns immer schon bemüht haben, den zweidimensionalen Bildern so viel Tiefe wie möglich zu verleihen.“ Und bedeutend ist auch die Bemerkung von Stereoscopic-Supervisor Bob Whitehill: „Bei der Bearbeitung der ersten beiden Filme fanden wir unsere 3D-Bildsprache.“

Toy Story 3 ist damit das perfektionierte 3D-Produkt, erwachsen aus den Vorstudien und den bei der Konvertierung der beiden Vorläufer gewonnenen Erfahrungen. Perspektive und damit der bei binokularer Betrachtung resultierende Raumeindruck, das ist beim dritten Teil das ganz besonders entscheidende Zauberwort. Ein stimmiger Raumeindruck entsteht aus dem korrekten Abstand der beiden Kamerapositionen, welche die Perspektive des linken und des rechten Auges einnehmen. Und weil die Welt im Film aus der Sicht der Spielzeuge gezeigt werden sollte, deren Augen ganz dicht beieinander stehen, musste die Distanz zwischen den beiden Kameras vom normal üblichen Mittelwert bei Menschen von etwa 5,7 cm auf nur noch 0,8 cm drastisch verkleinert werden. Nur so konnte der ungewöhnliche Blickwinkel der Toys und die daraus resultierenden völlig anderen Größenverhältnisse so verblüffend anmutig und natürlich vermittelt werden. 3D suggeriert dem Zuschauer, das Filmgeschehen sei unmittelbar vor ihm, zum Greifen nahe, auch ohne dass er durch Effekthascherei permanent mit der Nase darauf gestoßen werden muss.

Der Weg zu dem, was man beim von vornherein in 3D konzipierten und produzierten Toy Story 3 als die Vollendung in Perfektion ansehen kann, wird dank 3D in den ersten beiden Filmen jetzt noch deutlicher erkennbar. Wobei die Fortschritte in der CGI-Technik und damit u. a. die größere Detailvielfalt sowie die vielfältigeren Lichteffekte das 3D-Erlebnis in Toy Story 2 noch ein Stück faszinierender erscheinen lassen als im ersten Teil.

Toy Story, Toy Story 2, Toy Story 3 erstmalig auf 3D-Blu-ray

Die aktuellen 3D-Blu-ray-Sets zu den drei Toy-Story-Filmen sind Kombinationen aus den bereits zuvor erschienenen 2D-Blu-ray-Einzel-Disc-Veröffentlichungen mit einer 3D-Blu-ray, die den Hauptfilm in 3D enthält. Entsprechend umfasst das Set zum dritten Spielzeugabenteuer, Toy Story 3, jetzt auch 3 Discs.

Beim Bild gibt es weder in den 3D- noch in den 2D-Versionen etwas zu bemängeln. Bereits die 2D-Fassungen sehen erstklassig aus, bieten durchgehend faszinierende Schärfe, ausgewogenen Kontrast und brillanten Schwarzwert sowie tadellos wiedergegebene, zum Großteil satte und leuchtkräftige Farben. Die nachträglich konvertierten 3D-Fassungen der beiden ersten Filme zeigen eine praktisch identische Bildqualität. Sie profitieren aber eindeutig von der so überzeugenden Tiefenwirkung des Raumes, wobei der 3D-Effekt im dritten Teil der Spielzeug-Saga ganz besonders brillant zur Geltung kommt. Ghostingartefakte sind nur derart vereinzelt und wenn, dann so geringfügig, dass man nicht von Beeinträchtigungen sprechen mag. Hier bekommt man generell eine referenzwürdige Bildqualität geboten, bei der einzig die zwischen den einzelnen Filmen liegenden Jahre und damit der technische Fortschritt der Animationstechnik sichtbar wird. Hier könnte man zwar auf freilich sehr hohem Qualitätsniveau differenzieren, aber das kommt nach meinem Empfinden unnützer Erbsenzählerei gleich. Selbst der im Vergleich zwangsläufig am einfachsten gehaltene 1995er Toy Story lässt in seiner äußerst liebevollen und raffinierten Machart, sogar in der Gegenüberstellung mit den Fortsetzungen, die Grenzen des Machbaren nie störend auffällig werden. Vielmehr erscheint er mir für sich genommen immer noch mindestens so beeindruckend wie auch schon früher, z. B. durch die so faszinierend echt erscheinenden Spiegelungen und Lichtreflexionen am Helm von Space Ranger Buzz Lightyear.

Vergleichbar verhält es sich mit eindeutig die Qualität betreffenden Unterschieden beim jeweiligen Tonmix. Mögen auch die späteren Pixar-Filme surroundmäßig vielleicht noch eine Spur komplexer und ausgefeilter erscheinen, so überzeugt doch bereits der Ton zum ersten Teil der Spielzeugsaga, Toy Story, durch seine akustische Vielschichtigkeit und die sehr gut platzierten räumlichen Effekte. Und ob es in einem Film mal etwas mehr basslastig zugeht oder nicht, das hat meist mehr mit der jeweiligen Handlung, aber wenig mit der Qualität der Tonabmischung zu tun.

In Sachen Boni gibt es ebenfalls weitgehend Positives festzustellen. Auf den 3D-Blu-rays sind außer 3D-Trailern (zu den für 2013 angekündigten Produktionen Brave und Planes) keinerlei Zugaben vorhanden. Das Fehlen der 3D-Version des im Kino vor Toy Story 3 gezeigten Kurzfilms Day & Night ist allerdings unverständlich und schon etwas ärgerlich.

Die ersten beiden Toy-Story-Filme enthalten auf der jeweiligen 2D-Blu-ray-Disc eine sehr respektable Kollektion Zusatzmaterial, die alles vereint, was es vordem nur auf den in Sachen Boni deutlich umfangreicher ausgestatteten US-DVD-Editionen zu sehen gab. Die gegenüber der DVD erheblich größere Speicherkapazität der Blu-ray macht es problemlos möglich, dieses nicht in HD, sondern nur in SD vorliegende Material komplett unterzubringen. Darunter findet sich neben Werbebetontem auch so manch Originelles und besonders Sehenswertes: z. B. in den Boni zu Toy Story das rund 8-minütige Segment „Schwarzer Freitag: Die Toy Story, die niemand kennt“, wo der auch bei Pixar mitunter keineswegs problemlose, sondern schwierige Weg zum perfekten Drehbuch eindrucksvoll nachgezeichnet wird. Bei den Boni zu Toy Story 2 zählt das rund 13-minütige Segment „Hommage an Joe Ranft“ zu den Highlights — Ranft, der 2005 tödlich verunglückte, war einer der besonders kreativen Köpfe in den frühen Jahren von Pixar.

Fazit: Auch wer vielleicht durch die etwas verhaltenen Cinemusic.de-Kommentare zum 3D-Resultat der anderen konvertierten 90er-Jahre Filme des Disney-Studios abgeschreckt wurde, der kann bei den vorzüglich in 3D konvertierten Toy Story und Toy Story 2 und selbstverständlich beim in 3D produzierten Toy Story 3 völlig bedenkenlos zugreifen. Es ist beeindruckend, wie natürlich bereits der im Verhältnis noch „simpel“ animierte 1995er Erstling in 3D erscheint. Dieser bereits sehr positive Eindruck wird beim in 3D noch faszinierenderen Toy Story 2 merklich vertieft und durch das in 3D konzipierte und produzierte Finale der Spielzeug-Saga, Toy Story 3, dann in Perfektion vollendet.

Wobei neben der jeweils unzweifelhaften Topleistung der Animation auch die erstklassigen Drehbücher, also die hinter der Technik stehenden, ideenreichen wie innovativen und zugleich traditionell berührenden Geschichten ihre Trümpfe ausspielen. Hier zeigt sich außerdem, dass für eine überzeugende nachträgliche 3D-Konvertierung CGI-Animationsverfilmungen, produziert mit viel Liebe für’s Detail und ausgefeilt räumlicher Perspektive, zumindest die besten Möglichkeiten besitzen.

Und so bleibt für mich am Schluss nur ein Mysterium, nämlich das des bei breiten Publikumsschichten offensichtlich beträchtlichen Sympathievorsprungs von Der König der Löwen. Dabei ist die Geschichte um das Löwenkind Simba doch gerade im Vergleich mit den so ungemein innovativen, dabei ideenreich wie witzig und zugleich bewährt traditionell warmherzigen Geschichten um die reizenden Spielzeuge doch wenig originell, insgesamt eher schlicht und in der moralisch simplen Botschaft auch etwas sehr (Disney-)hausbacken.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2011.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Lasseter, John

Erschienen:
2011
Vertrieb:
Walt Disney Studios Home Entertainment
Kennung:
BGY 0091404 (3D- + 2D-Blu-ray)
Zusatzinformationen:
USA 1995

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