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Die Saga wird fortgesetzt! Seit dem 29. April 2002 ist die CD zum neuesten Film der Krieg-der-Sterne-Saga Star Wars: Episode II — Attack of the Clones • Krieg der Sterne: Episode II — Angriff der Klonkrieger, im Handel erhältlich. Weltweiter Filmstart erfolgt am 16. Mai.
Auch dieses Mal hat John Williams wieder mit dem renommierten London Symphony Orchestra (plus Chor) zusammengearbeitet. Der Komponist baut in bewährter Manier weiter an seinem leitmotivisch geprägten, groß angelegten Musikdrama zur Krieg–der–Sterne-Saga.
Im Zentrum der Musik zu Episode II steht eine neue breit ausschwingende Melodie: Das Liebesthema für Anakin und Amidala, „Across the Stars“, zeigt beträchtliche Ohrwurmqualität. Als musikalischer Reflex der verbotenen und letztlich tragischen Love Story ist das Thema melancholisch und dunkel. Mit ihm geht der Komponist meisterhaft um, gestaltet es zum Leitfaden des Scores, wobei das tragische Element immer stärker betont wird, je weiter die Handlung voran schreitet. Hinzu kommen breitorchestrale, rhythmisch akzentuierte Action-Tableaus, die zweifellos nicht grundsätzlich neuartig sind, aber keineswegs als abgedroschen oder uninspiriert bezeichnet werden können. Die in „Zam the Assassin and The Chase Through Coruscant“ kurzzeitig eingesetzten E-Gitarren dürften manchen Hörer etwas irritieren. Wohl kaum dürfte es sich bei diesem „musikalischen Crash“ um einen unüberlegten, eher deplatzierten Gimmick des Maestros handeln – hier bleibt der Film abzuwarten. (James Horners E-Gitarrensounds in der Eröffnungssequenz von The Perfect Storm störten mich anfänglich sehr, aber später, nachdem ich den Film gesehen hatte, überzeugten sie doch: Beim Einfahren in den Hafen dreht nämlich ein Mitglied der Bootsbesatzung die per Radio erklingende Rockmusik laut auf, worauf Horner geschickt eine Verbindung zwischen Film- und Sourcemusik herstellt.)
Die aus der Star–Wars-Trilogie bekannten Themen können nur in den Ausnahmefällen 1:1 verwendet werden, wo sie Figuren (wie Yoda) oder Immateriellem (z.B. mystischen Symbolen wie „der Macht“, zugleich das Thema für Obi-Wan) zugrunde gelegt sind, die auch in der Vorgeschichte zur Trilogie unverändert Bestand haben. Entsprechend hat Williams für Episode I das voll entwickelte Darth-Vader-Thema (den Imperial March) für das Kind Anakin gekonnt zurückentwickelt. Erst gegen Filmende taucht besagter Marsch in Reinform kurz auf, ist aber bereits zuvor unterschwellig drohend spürbar und somit vorbereitet. Außerdem wird noch auf „Duel of the Fates“ aus Episode I zurückgegriffen.
Übrigens, Anakins Thema wird nur einmal (!) zitiert: und zwar in den End Credits. Es zeigt sich, wie geschickt und überlegt der Komponist hier gearbeitet hat. Zum letzten Mal erklingt das Liebesthema in einer wunderschönen, entrückt wirkenden Version, vorgetragen von einem Cembalo. Den Schlusspunkt setzt das Thema Anakins (kunstvoll vom Liebesthema umspielt), das hier aber nicht mehr den verharmlosend-kindlichen Ausklang hat wie in Episode I: vielmehr ist hier die klingende Vorahnung des Bösen — ein motivisches Fragment des Imperial-Marsch — den Kontrabässen zugeordnet, deren Tiefbass das Drohende elegant herausstellt und unterstreicht. Damit ist diese Abspannmusik mehr als nur rein funktionale Filmmusik, sondern wird wichtiger integraler Teil des musikdramatischen Konzepts. Anakins Thema erhält hier epische Bedeutung: wird sowohl zum Blick in die Vergangenheit als auch in die Zukunft.
Nicht allein an dieser markanten Stelle zeigt Williams, welch hervorragender Handwerker und (im besten Sinne) Routinier er ist. Damit steht er gleichauf mit den Großen des Golden Age und macht zugleich den Brückenschlag zu diesen deutlich. Williams hat in seinen frühen Jahren bei 20th Century Fox Franz Waxman noch persönlich kennen gelernt und unter seiner Leitung die Klavierpassagen in Hemingway’s Adventures of a Young Man (1962) interpretiert. Die Persönlichkeit und Arbeitsweise dieses großen Künstlers haben ihn zweifellos mitgeprägt, aber auch der Spirit von Big Al (Alfred Newman) ist spürbar. Wie Williams seine melodischen Bögen komponiert, wie er konkret in Episode II mit dem herrlichen Liebes-Thema die Musik gestaltet, es zum Rückgrat des Score macht, das steht auch in bester Tradition z. B. zu Newmans Love Is a Many-Splendored Thing (1955).
In der Musik zu Episode II zeigt John Williams keineswegs Altersschwäche, sondern unterstreicht seine exzellenten handwerklichen Fähigkeiten, gekoppelt mit Inspiration. Die Inspiration erscheint mir hier insgesamt auch eine Portion größer zu sein als in The Phantom Menace. (Ob vielleicht die teilweise ätzend kiddiehaften Gimmicks dieses Films die Eingebung etwas beeinträchtigt haben?)
Etwas verwirrend ist die Vielzahl der zu Episode II angebotenen Score-CDs: insgesamt 6 Alben. Neben den vier „Limited Editions“ mit verschiedenen Front-Covern, enthält auch die internationale Edition (SK 89965, abgebildet) den Bonus-Track „On the Conveyor Belt“. Die nationale „Standard Edition“ (Sony SK 89932, ebenfalls abgebildet) enthält letztgenannten Track nicht.
Mehrteilige Rezension:
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