One Night with the King

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
27. Juli 2008
Abgelegt unter:
CD

Score

(4/6)

Der historische Roman „Hadassah“ von Tommy Tenney und Mark Andrew Olsen bildet die Vorlage für One Night with the King. Das „Buch Esther“ aus dem Alten Testament ist wiederum der Ausgangspunkt des dicht an der biblischen Vorlage bleibenden Romans: Im Zentrum steht Hadassah, die hübsche Nichte des jüdischen Palastschreibers. Sie steigt zur Frau des sagenhaften persischen Herrschers König Xerxes auf, ohne, dass der König ihre jüdische Herkunft direkt erkennt, wechselt sie doch ihren Namen in Esther. Unter Lebensgefahr gelingt es Esther, eine Verschwörung gegen Xerxes aufzudecken und zugleich ein drohendes Pogrom gegen die im Lande lebenden Juden zu verhindern.

Die Geschichte um Esther ist vermutlich ein Stück jüdischer Durchhaltepropaganda, verfasst zur Zeit der Makkabäer-Aufstände: Die Geschichte um die kluge und schöne Königin Esther sollte den zerstreuten und von Verfolgung bedrohten Juden Mut machen und die Hoffnung auf Erlösung durch unerwartete göttliche Fügung stärken. Zur „Erinnerung“ begehen die Juden traditionell das so genannte Purimfest im Monat Adar (Februar/März) des jüdischen Kalenders.

Der wenig geläufige Regisseur Michael O. Sajbel hat aus der Legende nun ein Leinwandspektakel gemacht, das in den USA (bereits ab Oktober 2006) sehr verhalten aufgenommen worden ist und hierzulande Ende 2007 nur eine Videopremiere erlebt hat.

„Feel the Touch of Destiny“ fordert die US-Kinowerbung und versucht mit Sajbels Film an die Tradition der Bibelverfilmungen alter Schule anzuknüpfen. Opulent ausgestattet ist der Streifen und besitzt eine Reihe solider optischer Momente. Seine entscheidenden Schwachpunkte liegen jedoch im recht soapig anmutenden Plot und an den schlichtweg unpassend gewählten Schauplätzen. Der Film entstand als Koproduktion mit Indien. Entsprechend kann man zwar mit recht üppigen Statistenzahlen und großen Sets aufwarten. Eine einigermaßen stimmige Atmosphäre resultiert dabei aber nun ganz und gar nicht. In vielem erzeugt One Night with the King eher Rudyard-Kipling-Assoziationen à la Dschungelbuch, denn auf eine im antiken Persien halbwegs überzeugend angesiedelte Handlung. Der alte Omar Sharif als Prinz Memucan zählt noch zu den überzeugendsten einer insgesamt eher blassen, zudem einfach zu modern, wie Menschen unserer Tage, agierenden Darstellerriege, z. B. der ehemalige Pop-Sänger Luke Goss als König Xerxes. Die recht einfältigen Dialoge vermögen ebenso wenig der Handlung zusätzliche Power zu verleihen. Besonders deplatziert wirkt, dass im antiken Persien andauernd von griechischer Demokratie die Rede ist. Außerdem ist der in der Plakatwerbung so prominent genannte Peter O’Toole eine ziemliche Mogelpackung: erhält er doch ausschließlich im Prolog einen einzigen kurzen Auftritt als Prophet Samuel von rund einer halben Minute.

Hiesigen Filmmusikfreunden ist der Name des 1953 geborenen J.A.C. Redford (www.jacredford.com) — die Kürzel stehen für Jonathan Alfred Clawson — bislang primär als Orchestrator, besonders für James Horner (The Perfect Storm, The Missing, beide 2004) und jüngst für Randy Newman bei Leatherhead • Ein verlockendes Spiel geläufiger denn als Komponist. Als Dirigent war er bisher ebenfalls an verschiedenen Filmproduktionen besonders für Disney beteiligt (The Little Mermaid, The Nightmare Before Christmas). Eindeutig bemerkenswerter als der Film ist Redfords als Intrada Signature Edition erhältliche Musik für One Night with the King. Sein breitorchestral und mit Chorpassagen versehener Musikbeitrag steht im ethnischen Touch Arbeiten der Danna-Brüder, wie The Gospel of John recht nahe. Art und Weise der thematischen Verarbeitung sowie der Instrumentierung rufen besonders in Sachen Klang-Bombast etwas zurückhaltender angelegte klassische Bibelfilmvertonungen wie Bronislaw Kapers The Prodigal • Der Tempel der Versuchung (1955) in Erinnerung.

Alles in allem kommt bei dem, was hier über etwas mehr als eine volle Stunde aus den Boxen ertönt, keine Langeweile auf. Im Gegenteil: Seine beachtliche Filmmusik verfügt über insgesamt acht separate Themen, wobei das sehr eingängige für Esther besonders ausgiebig sinfonisch verarbeitet wird. Wer von der thematischen Vielfalt einen Eindruck gewinnen möchte, der sollte sich über die das gesamte Material gelungen zusammenfassenden „End Credits“ einen ersten Eindruck verschaffen. Offenbar wünschten die Produzenten einen eingängigen Song. Etwas, bei dem sich Redford mit „I Saw the Stars“ durchaus angenehm aus der Affäre gezogen hat. Für die zudem farbig instrumentierte Musik erscheinen mir wertungsmäßig fette vier Sterne (also mit Tendenz zu viereinhalb) angemessen.

Bemerkenswert ist noch die erkennbare Professionalität bei der in Moskau seinerzeit überaus zügig erfolgten Einspielungen mit dem Moscow Symphony Orchestra (nebst der Academy of Choral Art Moskau) unter der Leitung von Konstantin Krimets. Nicht allein die Interpretation der russischen Interpreten überzeugt, auch die russischen Tontechniker haben für ein sorgfältig ausbalanciertes, sehr luftiges und ebenso dynamisches Klangbild gesorgt. Zusätzlich interessant: Hier handelt es sich ebenfalls um ein von Intrada nur in kleiner Auflage (limitiert auf 1000 Stück) auf den Markt geworfenes Album. Erfreulich ist dabei jedoch, dass dieser Titel im Gegensatz zu manch anderer wertvoller CD-Veröffentlichung der jüngsten Zeit immer noch verfügbar ist.

One Night with the King auf DVD

Die DVD präsentiert das offenbar im CinemaScope-Format (1:2,35) aufgenommene Spektakel merkwürdigerweise im 16:9-Breitwand-TV-Format (1:1,78), also mit seitlich deutlich beschnittenem Bild. Das ist eine Vorgehensweise, die ich nur mit entgeistertem Kopfschütteln zu quittieren vermag. Ist man dadurch doch etwa erneut (!) auf dem völlig unzureichenden, im deutschen Fernsehen übrigens bereits in der zweiten Hälfte der 1960er üblichen Standard in der Präsentation von Breitwandformaten angelangt. Dies ist ein klarer Rückschritt in Sachen erreichter Qualität! Im das originale Format entstellenden Resultat wird dieser nur vom auf das Fernseh-Vollbild abzielenden, besonders in den USA beliebten Pan-Scan-Verfahren übertroffen.

Dieser Unsitte begegnet man übrigens auch im deutschen TV. In erster Linie private Anbieter, ganz vorn derzeit RTL, haben offenbar keine Bedenken Spielfilme im Scopeformat von vornherein auf 16:9 zu trimmen und dem Zuschauer damit ein merklich kastriertes Bild zuzumuten.

Der Bildeindruck von DVD ist durchaus zufriedenstellend, freilich ohne Begeisterungsstürme auszulösen. Dafür fehlt dem in ordentlicher Schärfe und satten Farben daherkommenden, von soliden Werten für Kontrast und Detailliertheit bestimmten Bild schon noch ein merkliches Quantum Brillanz.

Ähnlich verhält es sich beim Ton, der in Dolby-Digital-5.1 (in Deutsch und Englisch) sowie in Deutsch zusätzlich in Dolby-Digital-2.0 (also Dolby-Surround) abrufbar ist. Der 5.1-Ton vermag in Sachen Raumklang gegenüber der 2.0-Variante etwas mehr zu überzeugen. Dabei schneidet die in punkto Räumlichkeit etwas präzisere englische Sprachfassung gegenüber der deutschen ein Stück besser ab.

Als Boni gibt es neben einem Trailer ein kurzes Musikvideo des Songs sowie rund vier Minuten Interviewclips mit der Produktion und den Schauspielern.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Redford, J. A. C.

Erschienen:
2007
Gesamtspielzeit:
66:01 Minuten
Sampler:
Intrada Signature Collection
Kennung:
ISE 1015

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