Das Highlight ist dieses Mal die Musik von William Ross zur Filmkomödie My Dog Skip, die vom Regisseur Jay Russel inszeniert wurde und ihre US-Premiere am 14.1.2000 erlebt hat. Auch hier sind deutscher Verleihtitel und Starttermin noch unbestimmt. Das etwas obskure Cover-Bild soll wohl eine ironische Verneigung vor dem alten EMI-Electrola-Emblem „Die Stimme seines Herrn“ sein, wobei das Herrchen hier allerdings „im“ Klo sitzen müsste. Egal, die vorliegende CD präsentiert nicht nur den mit Abstand besten Score dieser Besprechung, sondern ist auch für sich allein genommen eine überaus gelungene Filmmusik im „Americana“-Stil: kein Meisterwerk, aber eine deutlich über dem Durchschnitt liegende Tonschöpfung. William Ross dürfte manchem Leser eher als Instrumentator von Alan Silvestri ein Begriff sein. In Sachen Filmkomposition hat er bislang nur Aufträge für einige wenig begeisternde Filme bekommen, deren Musikuntermalung man getrost vergessen kann. My Dog Skip hingegen bietet zwar keine eigenständige Komposition, aber einen raffinierten Stilmix aus Goldsmith, Williams, Portman, Horner und natürlich Silvestri. Das eingängige Hauptthema zeigt den Komponisten als guten Melodiker, und auch orchestertechnisch bringt ers. Neben warmen, zum Teil raffiniert kombinierten Holzbläsersoli auf Streicherteppich spielt auch das Klavier eine bedeutende Rolle. Das Hauptthema ist Goldsmith-Like und steht in seiner liedhaften Einfachheit der Musik zu A Girl named Sooner sehr nahe; und in Track 7 „Crossing Over“ lassen The Reivers von Williams pfiffig grüßen; ein wenig winkt vielleicht auch Mr. Flim Flam herüber. Die warme Melodik erinnert neben Goldsmith und Williams an Portman und Horner. Daneben gibt es etwas gut gemachtes Mickey-Mousing neben überwiegend optimistischen und zum Teil melancholischen Musik-Passagen, aber auch zwei dramatisch angelegte Stücke sind vertreten: Track 6 „Greenwood Cemetery“ suggeriert gekonnt drohende Gefahr und Track 7 „Sad Homecoming“ beginnt sanft melancholisch und erinnert im heroisch-pathetischen Finale an Jerry Goldsmith Kompositionen zu Patton und McArthur. In Track 11 „Will strikes Out“ gibts ein Copland-Round-up, das The Wildrovers • Missouri (Goldsmith) und The Cowboys • Die Cowboys (Williams) durchaus Ehre macht. Das lange, innig gefühlvolle und sanft ausklingende Finalstück setzt dann der ganzen Schöpfung (mit „Herrchen im Klo“) noch eine kleine, aber schicke Krone aufs Gesäß. Insgesamt ist die Ross-Musik zu My Dog Skip also eine Komposition, die neben schöner Melodik und gekonnter Komödienatmosphäre auch verstärkt Stimmungen reflektiert und damit dramatische Tiefe gewinnt. Die vorliegende CD wird hoffentlich für den hörbar talentierten Komponisten zum Sprungbrett in höhere Regionen.
Fazit: Während die CDs zu Diamonds und The 10th Kingdom ordentliche, im soliden Mittelfeld anzusiedelnde Film-Musik präsentieren, bietet die Komposition zu My Dog Skip erheblich mehr kompositorisches und orchestrales Raffinement, daneben auch stimmungsmäßige Vielfalt sowie ansatzweise dramatische Tiefe. Stilistisch ist die Musik zwar (noch) nicht eigenständig, aber ein überaus gekonnter Stilmix aus Goldsmith, Williams, Horner, Portman und natürlich Silvestri, für den Ross instrumentiert. Die Klangtechnik ist in allen Fällen sehr befriedigend, die Booklets sind schlicht gestaltet.
Mehrteilige Rezension:
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