Children of Dune

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
27. Juni 2003
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

Frank Herberts Science-Fiction-Roman „Der Wüstenplanet (Dune)“ aus dem Jahr 1965, ein eher zähes, handlungsarmes, klischeehaftes Epos traf offenbar den Nerv des Publikums seiner Zeit – der Woodstoock-Generation – und entwickelte dank fünf Fortsetzungen Kultcharakter. Der italienische Produzent Dino De Laurentiis produzierte mit dem Regisseur David Lynch die 1984er Kino-Film-Version des Stoffes, die bei Publikum und Kritik als „in den (Wüsten-)Sand gesetzt“ gilt.

Rund zwanzig Jahre nach der Kinoadaption entstand John S. Harrisons Version in Form einer recht erfolgreichen TV-Mini-Serie im Jahr 2000, und im März 2003 war Regisseur Greg Yaitanes Children of Dune im US-TV zu bewundern oder auch zu belächeln. Nach Totos Musik für die 1984er Kino-Version und Graeme Revell’s Beitrag für die 2000er Dune-Version zeichnet Brian Tyler für Children of Dune verantwortlich.

Der Newcomer entwarf entsprechend der Vorstellungen des Regisseurs und der Produktion einen breitorchestralen Score mit ethnischen und vokalen Ergänzungen. Die orchestralen Teile wurden zum Großteil mit der Tschechischen Philharmonie in Prag eingespielt. Die ethnischen Sounds sind separat mit mancherlei Streichinstrumenten und Schlagwerk aus dem mittleren Osten inklusive des seit Gladiator in Mode gekommenen armenischen Duduk eingespielt und, wie auch die vokalen Parts, separat aufgenommen und anschließend hinzugemixt worden. Originellerweise ist Tyler der Interpret sämtlicher männlicher Stimmen und spielt auch komplett das ethnische Instrumentarium. So entstanden insgesamt 174 Stücke, von denen eine Auswahl von 36 auf dem prallvollen Varèse-Album zu finden sind.

Als Resultat von offenbar nur etwa 6 Wochen ist dies in jedem Falle als beachtliche Fleißarbeit zu würdigen. Dem Käufer präsentiert sich ein sehr ordentliches und auch sehr gut bestücktes Höralbum. Eine hübsch anhörbare epische Musikuntermalung, die auf mehreren recht ansprechenden Themen aufbaut, über die gesamte Spieldauer aber doch auch etwas durchhängt. Allerdings kommt einem dabei fast unentwegt Media Ventures in den Sinn. Das Hauptthema erinnert an Trevor Rabins Deep Blue Sea und ansonsten ist der Gladiator nicht weit. Dies betrifft nicht nur das das Gladiator-Finale geradezu plagiierende und von Lisa Gerrard interpretierte, „Inama Nushif (Montage)“ sowie die häufigen Duduk-Einlagen. Besonders nach mehrfachem Hören gewann ich verstärkt den Eindruck, dass hier wohl in ganz besonderem Maße stilistische Nähe zum berühmten Hans-Zimmer-Opus gewünscht worden ist – deutlich stärker als im verwandten Score zu The Mists of Avalon von Lee Holdridge.

Nun, die musikalischen Kinder des Hans Zimmer, die Children of Dune, werfen in jedem Fall ein gutes Licht auf Brian Tyler und bescheinigen ihm ein weiteres Mal sehr solides orchestrales Handwerk und Geschick. Es fiel mir etwas schwer zwischen auf sehr sicheren, festen Beinen stehenden drei Sternen oder doch etwas spinnenbeinigen dreieinhalb zu entscheiden. In Anbetracht der Menge des für eine derartige Serie kurzfristig benötigten Musikmaterials sind auch gewisse Schwächen kaum vermeidbar. Alles in allem macht der CD-Schnitt als Hör-Album einen sehr respektablen Eindruck, das permanente Media-Ventures-„rauf und runter“ allerdings, vermag die Gesamtwirkung aber eben auch zu beeinträchtigen – drum erscheint mir wertungsmäßig etwas Zurückhaltung angesagt. Wen das aber nicht weiter stört, der dürfte zufrieden sein: ja, er bekommt einen Ableger des Gladiator zu hören, der teilweise sogar charmanter klingt als das Original.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Tyler, Brian

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
77:22 Minuten
Sampler:
Varèse
Kennung:
VSD-6454

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