La collina degli stivali

Geschrieben von:
Stefan Schlegel
Veröffentlicht am:
14. Mai 2005
Abgelegt unter:
CD

Score

(3.5/6)

La collina degli stivali

Ehe Terence Hill und Bud Spencer Anfang der 70er Jahre mit ihren Slapstick-Western zum erfolgreichen Blödel-Duo avancierten, hatte Regisseur Giuseppe Colizzi mit den beiden als Hauptdarstellern zwischen 1967 und 1969 eine Art Trilogie gedreht, in der sie dieselben befreundeten Charaktere Cat Stevens und Hutch Bessy verkörperten. Nach Dio perdona … io no • Gott vergibt, wir beide nie (1967) entstand zunächst I quattro dell’Ave Maria • Vier für ein Ave Maria (1968) und zuletzt La collina degli stivali • Hügel der blutigen Stiefel (1969), die musikalisch alle von Carlo Rustichelli betreut wurden.

Zwar hatte La collina degli stivali schon viele burleske Momente aufzuweisen, vor allem deshalb, weil ein Wanderzirkus ein handlungstragendes Element darstellt, war aber doch noch eher als ernster und actionbetonter Western gedacht gewesen. Die Geschichte eines Pistoleros, der zusammen mit ein paar Gefährten bedrängte Siedler vor den Machenschaften einer Terrorbande schützt, hat Regisseur Colizzi recht schmissig und durchaus intelligent in Szene gesetzt. Bei der deutschen Erstaufführung im Jahre 1970 wurden von der hiesigen Filmkritik sogar gerade die klassenkämpferischen Züge dieses „linken Italo-Western“ hervorgehoben. Vor allem verwies man auf den geradezu Brechtschen Lehrstück-Charakter dieses Western: Der Wanderzirkus als verstecktes Agitprop-Theater, in dem mittels Clownerie und Pantomime politische Aufklärung betrieben wird.

Die Filmmusik von Carlo Rustichelli zeigt ein weiteres Mal die enorme Vielseitigkeit dieses „italienischsten“ aller Filmkomponisten. Parallel zum Film erschien in Italien 1969 eine auf 500 Exemplare limitierte Cinevox-LP (Cinevox MDF 33/28) mit insgesamt 13 Tracks und einer Länge von etwas mehr als 25 Minuten, die aber im regulären Plattenhandel kaum erhältlich gewesen ist und unter LP-Sammlern heutzutage zu horrenden Preisen gehandelt wird. Im vergangenen Jahr brachte das rührige italienische Digitmovies-Label unter der Federführung des Produzenten Claudio Fuiano eine um 15 Tracks erweiterte Fassung auf CD heraus, die aber bis auf zwei oder drei nette zusätzliche Cues mit neuem musikalischen Material die mit der LP identischen Tracks 1 — 13 in kürzeren oder längeren Versionen einfach nur repetieren und daher im Prinzip überflüssig sind. Wie so oft bei diesen CD-Langfassungen aus Italien, die alle verfügbaren Alternativ- und Bonus Tracks wie Kraut und Rüben hintereinander hängen, wäre hier weniger mal wieder mehr gewesen. Eine runde halbe Stunde, also etwa die Hälfte der CD, würde völlig ausreichen, denn diese bietet ein angenehmes, unbeschwertes Hörerlebnis.

Ganz ähnlich wie in den beiden vorhergehenden Colizzi-Western der Hill/Spencer-Trilogie greift Rustichelli für den Main Title auf ein wunderbar heroisches und zugleich episch-nostalgisch wirkendes Westernthema für eine große Streicherbesetzung samt Chor zurück, das den Rahmen absteckt und außer im Finale im weiteren Verlauf nur noch sporadisch in Erscheinung tritt — im Film selbst nur dann, wenn es sich um lange Ritte durch die Prärie vor der untergehenden Sonne handelt.

Da La collina degli stivali jedoch hauptsächlich im Zirkusmilieu angesiedelt ist, bestehen die meisten Stücke aus heiter-ironischer Zirkusmusik, manchmal auch durch spöttischen Gesang angereichert wie in „Quasi un cancan“ oder „Ah, ah, ah“, die fast schon wie Parodien auf Nino Rotas Scores zu den Filmen von Federico Fellini wirken. Eine solche Art verspielter Musik kann leicht nervtötend wirken, aber Rustichelli hat auch für die leichte Muse ein geschicktes Händchen, und man merkt, wie viel Spaß es ihm bereitet haben muss, für diese Szenerie einen Can Can, Dixie, Polka, Galopp oder einen Walzer zu komponieren. Gerade der „Valzer della pianura“ für Pianola, Violine und Streicher, der dann in „L’ultimo carillon“ noch auf andere Art variiert wird, ist ein Paradebeispiel dafür, mit welch bezaubernder Eleganz Rustichelli eine delikate Melodie gestalten konnte. So wie die heiteren Stücke eine ansteckende Fröhlichkeit verströmen, vermittelt der Walzer unendlich gefühlvolle Melancholie.

Sicherlich ist La collina degli stivali in seiner Gesamtheit kein großer sinfonischer Score, aber er verfügt über ein gewisses Etwas, das ihn zur äußerst sympathischen und charmanten Unterhaltung macht, die nicht jeder Komponist in dieser Manier beherrscht. Leider war das Masterband für die LP-Tracks nur noch teilweise erhalten, so dass man für die CD auf die LP selbst als Quelle zurückgreifen musste, was sich bei ein paar Tracks in leichten Verzerrungen niederschlägt.

Erschienen:
2004
Gesamtspielzeit:
61:58 Minuten
Sampler:
Digitmovies
Kennung:
CDDM 020

Weitere interessante Beiträge:

Farewell, My Lovely • Monkey Shines

Farewell, My Lovely • Monkey Shines

High Road to China

High Road to China

Shanghigh Noon

Shanghigh Noon

Daybreakers

Daybreakers

Cinemusic.de