Nicht immer ist die Wahl des „Hauskomponisten“ für ein Filmprojekt die richtige: Dies beweist Eric Serras Komposition für Luc Bessons Exkurs in Sachen Monumental-Film, Joan of Arc • Johanna von Orleans leider nur allzu deutlich. Serras kompositorischer Ansatz ist hier eine Mischung aus quasi-sinfonischen Elementen einschließlich Chor (welcher originale mittelalterliche Texte singt) in Kombination mit Geräusch-ähnlichen elektronischen Klängen. In den wenigen rein orchestralen Teilen gibt es mehrere passable Passagen, aber es fehlen gekonnte Satztechnik und eine ausgefeilte sinfonische Entwicklung: Insgesamt ist der Eindruck bei eingehenderem Hören daher recht schwach. Durch zum Teil bizarr pulsierende „electronic sounds“ fühlt man sich eher in einem Science-Fiction-Film wie Das Fünfte Element, als in der mittelalterlichen Sage um die Lothringische Jungfrau. Die Teile, in denen der Chor stärker hervortritt, sind von Serra arrangierte zeitgenössische Originale: Die Arrangements lehnen sich deutlich an Orffs „Carmina Burana“ an. Auch das „Wunder von New Orleans“ findet musikalisch einfach nicht statt. Im finalen Song der CD „My Heart Calling“, interpretiert von der israelischen Sängerin Noa, die auch Musik und Text zusammen mit Serra schrieb, wird das Ganze dann endgültig zum musikalischen Desaster. Vermutlich hat Serra versucht, der Geschichte um die legendäre mittelalterliche Jungfrau den Touch der 90er zu geben – doch Welt-Beat und Techno-Einfluss passen hier einfach nicht zur Story! Fazit: Schade, dem sicher nicht uninteressanten, in vielem „klassisch“ angehauchten Film – auch das Covermotiv der CD zeigt diesen Einfluss – hätte die musikalische Hand eines Sinfonikers von Format, z. B. eines Philippe Sarde oder Jean-Claude Petit, erheblich besser getan.
Achtung! Joan of Arc wurde neu bewertet (von 1 auf 2 Sterne), siehe hierzu die Anmerkung am Ende des Artikels.
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