Ich war neunzehn (1967), inszeniert vom renommierten DDR-Regisseur Konrad Wolf, schildert die Erlebnisse des neunzehnjährigen sowjetischen Leutnants Gregor Hecker. Hecker musste im Alter von acht Jahren mit seinen kommunistischen Eltern Deutschland verlassen und wuchs in Moskau auf. Jetzt, im Frühjahr 1945, betritt er erstmals wieder deutschen Boden und versucht, das in seiner ihm fremden Heimat Vorgefallene zu verstehen. In kurzen und vielfältigen Episoden entwirft der Film ein vielschichtiges und zum Teil auch widersprüchliches Bild, das von aufgepfropft-penetranter Sozialismus-Agitation fast völlig verschont bleibt.
Hecker erlebt unter anderem die Befreiung des KZs Sachsenhausen, die Verhandlungen um die Kapitulation der Spandauer Zitadelle und die Bewirtung von aus Nazihaft befreiten kommunistischen Häftlingen – einer der wenigen Momente des Films, wo (erträglich) etwas „Botschaft“ durchschimmert. Er begegnet dabei ehemaligen Nazis, die sich anbiedern wollen, und natürlich Mitläufern, die teilweise recht behaglich in innerer Emigration überwintert haben, Unverbesserlichen und auch Fanatikern, die lieber tot sein als rot werden wollen …
Gefilmt in einem eher kühl-sachlichen Stil, dazu in Schwarz-Weiß und ohne Einsatz von Breitwandverfahren wirkt Wolfs Film, der dazu nur wenige Action-Momente enthält, eher reportagehaft und unspektakulär. Trotzdem handelt es sich um ein beeindruckendes, sehr sehenswertes filmisches Werk zum Thema Faschismus, das dem geschichtsinteressierten Zuschauer ein interessantes und realistisch-eindringliches Zeitbild präsentiert.
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