Hollywood Legend: Miklós Rózsa

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
17. Juli 2000
Abgelegt unter:
Sampler

Score

(5/6)

Nicht ausschließlich derjenige, der gerne Teile der Musik zu Story of Three Loves in Stereo hören möchte, greife zu Colosseums inzwischen 13 Jahre alter, aber nach wie vor überzeugender Produktion. Die 1987 Miklós Rózsa zum 80. Geburtstag gewidmeten Einspielungen wurden seinerzeit von Elmer Bernstein mit den gut disponierten Nürnberger Sinfonikern realisiert. Ich erinnere mich gut, wie sehr sich verschiedene meiner Bekannten und natürlich auch ich auf die Veröffentlichung des Samplers gefreut haben. Das Produktionskonzept der CD, (in der jeweils präsentierten Form) nur unveröffentlichtes Material einzuspielen, führte zu einem überaus interessanten Album. Selbst heute haben die Aufnahmen der meisten Stücke nichts von ihrem damaligen Charme verloren. Der größte Edelstein dieser Kompilation ist die kurze Suite aus El Cid (1962), woraus der besonders brillante „Einzug der Ritter in den Thronsaal“ mit seinen hinreißenden Fanfaren kurioserweise in der Sedares-Einspielung (KOCH International) nicht enthalten ist! Mindestens ein solider Smaragd oder Rubin ist die gut zusammengestellte rund 13-minütige Auswahl aus The Story of Three Loves, die dazu auch die schon genannten, auf der tickertape-CD fehlenden beiden Stücke enthält. Die knapp 12-minütige Suite aus Plymouth Adventure • Schiff ohne Heimat (1952) überzeugt besonders im Main Title und in der das Finale bildenden, plastisch auskomponierten Ausfahrt der Mayflower aus Plymouth Harbour — siehe hierzu auch die Besprechung der 2003 rezensierten FSM-CD mit der Originaleinspielung.

Auf dem Colosseum-Sampler stören mitunter schleppende Tempi ein wenig, und das im Mittelteil der Plymouth Adventure-Suite fehlende Cembalo gehört ebenfalls zu den kleinen Mängeln. Aber obwohl sich Elmer Bernstein zusätzlich einige (seinerzeit wohl mit dem Meister abgestimmte) Freiheiten nimmt (z. B. in der etwas willkürlich erweiterten Ouvertüre zu Ben-Hur), sind auch die übrigen Stücke als jeweilige „Konzertversion“ weitestgehend gut geraten. Das originelle Finale bildet eine kurze Suite aus Rózsas letzter Filmkomposition, der gelungenen Musik zu Steve Martins Film-Noir-Parodie Dead Men Don’t Wear Plaid • Tote tragen keine Karos (1982), die noch einmal die Erinnerung an seine Kriminalfilmmusiken aus den Vierzigern wachruft. Die soliden Interpretationen dieser Musikstücke und auch der gute Klang reichen allemal für 4,5 Sterne. Dafür, dass in den Filmmusik-Veröffentlichungen der weniger fetten achtziger Jahre eine kleine deutsche Firma schon eine derartige Initiative ergriffen hat, gibt es noch einen halben Bonus-Stern obendrauf.

Komponist:
Rózsa, Miklós

Erschienen:
1987
Gesamtspielzeit:
71:28 Minuten
Sampler:
Colosseum
Kennung:
CST 34.8027
Zusatzinformationen:
Nürnberger Sinfoniker, E. Bernstein

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