Gidon Kremers Album „Le Cinema“ ist nur auf den ersten (flüchtigen) Blick ein Pendant zu den beiden Cinema-Serenade-Alben (1 / 2) seines Kollegen Itzhak Perlman. Es handelt sich um ein sehr persönliches Statement des baltischen Geigers Gidon Kremer zum Thema Film. Kremer hat hierfür Musik ausgewählt, bei der auch im Original die Solo-Violine die entscheidende Rolle spielt. Wie die „Cinéma-Fantaisie“ von Darius Milhaud oder Toru Takemitsus „Nostalgia“, das in Memoriam des Regisseurs Andrej Tarkowski entstand belegen, die Stückauswahl hat mit Filmmusik nicht unbedingt und nicht immer direkt zu tun.
Das sehr schön interpretierte „Nostalgia“ ist im übrigen auch das einzige Stück, bei dem Gidon Kremer von einem Streicherensemble begleitet wird; bei den übrigen begleitet ausschließlich der Pianist Oleg Maisenberg. Insofern lenkt die pauschale Nennung des Deutschen Sinfonie-Orchesters Berlin auf dem CD-Cover in die falsche Richtung. Das Gebotene ruft vielmehr ein wenig Klischees der Stummfilmzeit in Erinnerung: die vom Kinogeiger und dem Kinopianisten.
Künstlerisch wird hier zweifellos auf sehr gutem Niveau musiziert. Für Freunde der breitorchestralen Filmmusik erreicht das Album jedoch nicht unmittelbar vergleichbaren Charme wie die bereits genannten beiden „Cinema Serenaden“; die nicht ausschließlich melodisch orientierte Musik ist vielmehr etwas gewöhnungsbedürftig. Bei mehrfachem Hören entfaltet die geigerische Virtuosität Kremers zunehmende Reize in seinen eher kammermusikalischen, eigenwilligen musikalischen Reflexionen zum Thema Film in weiterem Sinne. Im sorgfältig editierten Booklet finden sich dazu wertvolle Erläuterungen.
Mehrteilige Rezension:
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