Der Untergang
Auch vor dem Schrecklichen in der deutschen Geschichte macht das übliche DVD-Marketing nicht halt: Und so gibts nun auch Oliver Hirschbiegels Der Untergang ein drittes Mal, diesmal als „Extended Edition“ zu erwerben — hier geht’s zum Artikel zur Standard- und Premium-DVD-Edition. Die TV-Version, der „Dictator’s Cut“ (wie Harald Schmidt witzelte), lag direkt im Anschluss an die im Ersten erfolgte Ausstrahlung seit dem 21. Oktober 2005 in den Geschäften.
Der Film ist nun insgesamt rund 21 Minuten länger (nicht 25, wie auf der Box steht). Der überwiegende Teil des neuen Materials besteht aus Einschüben in bereits bekannte Szenenkomplexe. Derartige Erweiterungen betreffen beispielsweise kleinere Dialogszenen zwischen Traudl Junge und dem Führer; Hitler privat mit Eva Braun, sich über die weibliche Logik amüsierend; den Zyankali-Test an Hitlers Schäferhündin Blondi und besonders das Nachspiel: den Ausbruchsversuch der Gruppe um Traudl Junge, und wenn eine Gruppe SS-Männer sich für die in den Bunker eindringenden Russen bereitmacht. Komplett neu sind z. B. einige vertiefende Szenen um den anfänglich fanatisierten Hitlerjungen Peter, der Traudl Junge schließlich zur Flucht verhilft. Ebenso, wenn ein Techniker des Bunker-Personals im Garten der neuen Reichskanzlei die verkohlten Leichen Hitlers, Eva Brauns und des Ehepaars Goebbels liegen sieht und auch wie russische Soldatinnen die toten Goebbels-Kinder entdecken. Nicht Sämtliches, was es hier zu sehen gibt, ist gleichermaßen wichtig. Insgesamt werden aber eine Reihe guter zusätzlicher Akzente gesetzt, die partiell für noch etwas mehr Atmosphäre sorgen sowie das eine oder andere Handlungselement noch etwas eindringlicher und überzeugender werden lassen.
Überraschenderweise gibt es den Ton dieses Mal nur im 4-kanaligen Dolby-Surround-Format (AC3-2.0), was gegenüber dem guten AC3-5.1-Tonmix der Kinofassung doch gewisse Detailverluste bedeutet. Und auch beim Bild fällt im Vergleich mit dem der Premium-DVD ein merkliches Quäntchen an Schärfe- und Detailverlust ins Auge. (Man hätte den Film wohl besser auf zwei DVDs verteilt, um beim Encoding, also der Umwandlung in das auf DVD verwendete MPEG-2-Format, mehr Spiel bei der Datenrate zu haben, um optimale Bildqualität zu ermöglichen.)
Dafür sind nun zwei statt nur eine Bonus-DVD im Gepäck. Auch beim Bonusmaterial stehen gegenüber der Premium-Edition ein paar Erweiterungen auf dem Programm. So ist die Sektion „Interviews“ mit nun 90 Minuten fast doppelt so umfangreich; Melissa Müller kommentiert einige Filmszenen und Dietmar Arnold gibt Informationen zur Entstehung der Bunkeranlagen unter der Neuen Reichskanzlei. Abgesehen von den nun detaillierteren Infos zum Führerbunker, bietet das Übrige wenig Bemerkenswertes. Das gilt auch für den recht beiläufigen Kommentar zum Film von Produzent Bernd Eichinger.
Zwar ist die verlängerte TV-Version durchaus ansehenswert, aber das muss man mit leichten Einschränkungen beim Bild bezahlen. Die Sektion Bonusmaterialien erscheint mit nun zwei DVDs auf den ersten Blick als doppelt so gewichtig. Der Schein trügt allerdings: Nur bei einer der beiden Bonus-DVDs handelt es sich um eine DVD mit voller Kapazität: um eine Dual-Layer-Disc. Und das, was letztlich an zusätzlichen Features geboten wird, ist weder in der Quantität umwerfend noch vom zusätzlichen Informationsgehalt wirklich bedeutend. Unterm Strich macht der „Dictators Cut“ also einen etwas zwiespältigen Eindruck. Insofern kann man der TV-Version, trotz des fairen Preises, die (erwartete) eindeutige Empfehlung, die ultimative DVD-Edition zu Der Untergang zu sein, leider nicht vorbehaltlos mit auf den Weg geben.
Weiterführender Link:
Der Untergang: Artikel zum Film, Filmbuch, Hörbuch sowie „Bis zur letzten Stunde“
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zum Jahresausklang 2005.