Das Boot

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
5. Juni 2005
Abgelegt unter:
DVD

Film

(5/6)

Bild

(4.5/6)

Ton

(4/6)

Extras

(3/6)

Das Boot

Die von Regisseur Wolfgang Petersen in den Bavaria-Studios inszenierte Verfilmung von Lothar-Günther-Buchheims gleichnamigen Antikriegsroman Das Boot entstand im Jahr 1979. In den USA erhielt der Film neben sechs Oscar-Nominierungen auch den Golden Globe und zählt international zu den bekanntesten deutschen Filmproduktionen. Geschildert wird die letzte Feindfahrt des deutschen U-Bootes U 96 und seiner Besatzung im 2. Weltkrieg. Obwohl es gelingt, allen immensen Schwierigkeiten und lebensbedrohlichen Gefahren des Unternehmens zu trotzen, kommen die Besatzungsmitglieder, wieder im Heimathafen La Rochelle angelangt, schließlich doch fast vollzählig bei einem schweren Luftangriff ums Leben, bei dem auch U 96 versenkt wird.

Petersen inszeniert seine Geschichte als Allegorie von Männern im Krieg, bei der die Nationalität letztlich austauschbar bleibt. Die Besatzung um Kapitänleutnant Heinrich Lehmann, genannt „Der Alte“ (Jürgen Prochnow), besteht nicht aus klischeehaften Nazis, sondern aus jungen Männern aus Fleisch und Blut, wie es sie nicht allein in jenen Jahren bei sämtlichen der kriegführenden Nationen gab. Er zeigt ihr Handeln als unheroischen oftmals verzweifelten Kampf ums nackte Überleben. Petersen vermittelt dabei nicht nur ein atmosphärisch überzeugendes Bild des Anti-Heldentums, er macht dem Zuschauer zugleich — übrigens als erster Filmemacher — die bedrückende Enge an Bord von U 96 erfahrbar; etwas, womit eine U-Bootbesatzung über Wochen leben musste. Zugleich vermittelt er ein klaustrophobisches Bild des wehrlos eingeschlossen seins, wenn alliierte Zerstörer mit Wasserbomben versuchen, den Feind in der Tiefe zur Strecke zu bringen.

Dank der praktisch durchweg glänzenden schauspielerischen Leistungen von (nicht ausschließlich) Herbert Grönemeyer, Martin Semmelrogge, Martin May und Uwe Ochsenknecht ist die ursprüngliche, rund 6-stündige TV-Version des Films in ganz besonderem Maß gelungen. Ähnlich wie am Beispiel des Adventsvierteilers Der Seewolf führte auch hier die große Resonanz der TV-Ausstrahlungen zuerst zu einer auf rund die Hälfte gestutzten Kinoversion, die 1981 in die Lichtspieltheater kam. Deutlich behutsamer ausgefallen sind die Kürzungen im von Petersen in den 90er Jahren in den USA nochmals erstellten Director’s Cut, bei dem nur etwa ein Drittel der Schere zum Opfer fiel. Auch bei dieser zweifellos sorgfältig erarbeiteten kürzeren Fassung rücken allerdings die dank des recht hohen produktionstechnischen Standards guten Effekte in den Spannungs- und Aktionsmomenten (fast schon) zwangsläufig stärker in den Vordergrund. Der Director’s Cut ist zwar sicherlich kein aktionslastiger Torso, wie die 1981er Kinofassung. Er erscheint jedoch etwas weniger ausgewogen, indem er die (zwischen-)menschlichen Dramen weniger deutlich werden lässt als in der rund 80 Minuten längeren, keineswegs langatmigen oder gar langweiligen vollständigen TV-Version.

Nach dem bereits im Jahr 1997 auf DVD (bei EuroVideo) erschienenen Director’s Cut ist seit November 2004 — wiederum bei EuroVideo — die vollständige TV-Fassung jetzt auch hierzulande (erstmalig) auf einer Doppel-DVD verfügbar. Im Gegensatz zu den früheren (in drei oder auch sechs einzelne Teile zerlegten) Fernsehauftritten von Das Boot enthält die DVD-Version den Film als durchgehende Einheit. Die sorgfältige Unterteilung in anwählbare Kapitel ist dabei hilfreich, in der Länge des Gebotenen nicht den Überblick zu verlieren.

Der qualitative Vergleich der beiden DVD-Versionen bietet sich natürlich an und zeigt eindeutige Unterschiede bei Bild und Ton. Der seinerzeit offenbar neu von 35-mm-Filmmaterial transferierte Director’s Cut hat sowohl beim Bild als auch beim Ton gegenüber der vermutlich von den vorhandenen Videomastern erstellten kompletten TV-Version die Nase vorn. Wer beim Lesen jetzt etwas zusammengezuckt sein sollte, darf aufatmen: so schlimm, wie es sich vielleicht im ersten Moment liest, ist es in der Praxis gewiss nicht. Die TV-Version zeigt in kritischen Momenten mit viel Blau oder Grün im Bild — besonders zu Beginn — gegenüber der optisch durchweg sehr guten Kinofassung stärkeres Bildrauschen. Neben etwas unruhigem Bildstand sind verschiedentlich kleinere Bildfehler zu sehen und ebenso lässt die Schärfe ein wenig zu wünschen übrig. Im weiteren Verlauf holt die TV-Version allerdings merklich auf, lässt die kleineren (!) Mängel des Beginns nur noch gelegentlich aufscheinen. Insgesamt schwankt der Bildeindruck leicht zwischen etwa vier und viereinhalb Sternen. Zum Vergleich kann man dem detailfreudigeren Bild des Director’s Cut praktisch durchgehend fünf Sterne zuerkennen.

Ähnlich verhält es sich beim Ton. Der speziell für die internationalen Kinoaufführungen vollständig neu erstellte AC3-5.1-Ton ist gegenüber dem (angeblich im gleichen Format befindlichen) Ton der TV-Version merklich druckvoller und außerdem eindeutig besser verräumlicht, ist eindeutig 5-kanalig abgemischt. Der Ton der TV-Version wirkt im Vergleich eine Klasse blasser, klingt merklich gedämpfter und auch die („nur“ monoralen) Surroundeffekte kommen deutlich sparsamer zum Zuge. Er kann aber als kleinformatigerer „klassischer“ 4-Kanal-Tonmix gelten.

Die auf dem DVD-Cover der kompletten TV-Fassung prangenden Hinweise „Komplett restauriert, Digitally Remastered — Brillante Bild und Tonqualität in Dolby-Digital-5.1“ sind also etwas übertrieben. Neben der deutschen ist auch die englische Sprachfassung anwählbar. Interessanterweise haben nahezu alle deutschen Schauspieler den Sprechpart auch in der englischen Synchronfassung übernommen. Beide Tonfassungen sind auch als Dolby-Digital-2.0 abrufbar. Das hier etwas blass wirkende (nicht wirkliche) 5.1-Tonformat unterscheidet sich von der 2.0-Version allein durch einen etwas präsenteren Raumklang.

Die Extras sind gegenüber der 1997er-DVD-Edition abgespeckt. Das allein englischsprachige (wohl für den internationalen Markt) gefertigte rund 6-minütige „Making of“ ist aus der alten Edition übernommen worden. Leider verfügt es (wie schon damals) nicht über anwählbare deutsche Untertitel. Wer etwas Vergleichbares wie Wolfgang Petersens (englischsprachigen) Kommentar zum Director’s Cut vermisst, für den bleibt die frühere DVD-Ausgabe als Doublette unverzichtbar.

Fazit: Die aktuelle Edition von Das Boot ist trotz kleiner Einschränkungen eine weitgehend runde Sache. Die Doppel-DVD mit der kompletten TV-Version ist in jedem Fall eine willkommene Ergänzung zur 1997er Director’s-Cut-DVD. Wer bislang nur die 1981er Kinovariante von Das Boot kennt, für den dürfte die aktuelle DVD-Ausgabe geradezu einer Offenbarung gleichkommen.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Erschienen:
2004
Vertrieb:
EuroVideo
Kennung:
DVD 28 333 [2-DVD-Special-Edition]
Zusatzinformationen:
D 1981

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