„Carmen Suite“, „Beatles Go Baroque“, „Russian Romance“
Der russische Komponist Rodion Shchedrin (geboren 1932) adaptierte die Melodien-Fülle aus Georg Bizets berühmter Oper „Carmen“ – neben zwei Auszügen aus Bizets Schauspiel-Musik „Arlésienne“ und der Oper „Das schöne Mädchen von Perth“ – für seine Ballettmusik „Carmen Suite“ (1967). Der Komponist kleidete die bekannten mitreißenden Melodien in ein völlig neuartiges, raffiniertes Klanggewand, in dem Rhythmus und Schlagwerkeffekte eine wichtige Rolle spielen. Die für Streicher, Pauken und vielfältiges Schlagzeug eingerichtete überaus farbig und frisch klingende Musik ist einfallsreich und raffiniert gemacht – selbst der berühmte russische Komponist Dimitri Schostakowitsch war begeistert.
Die Vielseitigkeit des Komponisten und seine geschickte Instrumentationskunst belegen auch die beiden als Zugaben vertretenen Orchesterkonzerte. Während Nr. 1, „Freche Orchesterscherze“, sehr eingängig und frech als leicht jazziger Variationssatz daherkommt, ist Nr. 2, „Die Glocken“, von stärker modernistischen Klangschichtungen und einer großen Schlagzeug-Besetzung bestimmt (18 Röhrenglocken, 5 russische Glocken und diverses Schellengeläut). Die Werke sind beim Russian National Orchestra unter Mikhail Pletnev in besten Händen und werden mit Elan interpretiert. Die Aufnahmetechnik hat vorzüglich gearbeitet und erreicht Referenzqualität: kein Farbtupfer der Musik geht verloren.
Eine originelle und höchst vergnügliche Entdeckungs-Reise durch das Lennon- und McCartney-Songbook vollzog der Arrangeur Peter Breiner mit seinem Kammerorchester bereits im Jahr 1992. Jetzt ist das schöne und preiswerte Naxos-Album „Beatles Go Baroque“ wieder aufgelegt worden. Im Stile der „Concerti Grossi“ alter Meister (Händel, Vivaldi, Bach und Corelli) erklingen berühmte Beatles-Hits wie „Lady Madonna“, „A Hard Day’s Night“ und „Yellow Submarin“. Das Ganze ist mit Pfiff und Witz gemacht. Der Hörer wird mehr als nur einmal zum Schmunzeln genötigt z. B. wenn bei Vivaldi ein Zitat aus den berühmten „Vier Jahreszeiten“ eingeflochten ist. Ein empfehlenswertes und sehr unterhaltsames Album, nicht allein für Fans der Liverpooler Pilz-Köpfe.
Noch einmal Peter Breiner: dieses Mal mit dem Queensland Orchestra und der Geigerin Takako Nishizaki. Die ebenfalls kürzlich wieder erschienene CD „Russian Romance“ (erstmals aufgelegt 1995) bewahrt den Geist russischer Volksmusik in Form geschmackvoller Arrangements (überwiegend) sehr bekannter russischer Volksweisen wie „Schwarze Augen“ und „Moskauer Nächte“. Daneben sind einige vom russischen Volkslied inspirierte Orchesterstücke russischer Komponisten vertreten. Ein sehr gut fließendes Hör-Album, das die schönen Melodien dem Hörer in gelungen sinfonisierter Form präsentiert. Beide Breiner-CDs sind Beispiele für edles „easy listening“ mit besonderem Pfiff.
Mehrteilige Rezension:
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