„British Light-“ und „(Film-)Music“ auf dem ASV- Label
Auch auf dem Koch-Musik-Label ASV befindet sich eine Serie mit leichter britischer (Film-)Musik im Aufbau. Gegenwärtig sind drei CDs mit der Royal Ballett Sinfonia unter Gavin Sutherland und Barry Wordworth erhältlich, die auch unter dem Oberbegriff „British Light Music“ firmieren. Erfreulicherweise scheint man bemüht zu sein, eigene Akzente zu setzen. (Unnötiges Duplizieren der bereits auf Marco-Polo-CDs vorliegenden Musik-Stücke wurde bislang weitgehend vermieden.) Dieses Terzett bietet insgesamt sehr hörenswerte Musik. Von den britischen Komponisten des ersten Artikels sind William Alwyn mit einer reizvollen „Suite of Scottish Dances“, Alan Rawsthorne mit der „Overture for Farnham“ und auch Malcolm Arnold (sogar mehrfach) vertreten, z. B. mit dem Marsch „HRH The Duke of Cambridge“. Die schöne „Suite of Scottish Dances“ könnte man den im ersten Artikel besprochenen Orchestertänzen Arnolds gelungen hinzufügen und der schmissige Marsch des Duke of Cambridge lässt den Hörer ebenfalls schmunzeln, der Arnolds Märsche aus Filmen wie Die Brücke am Kwai (1959) und Die Herberge zur 6. Glückseligkeit (1958) im Ohr hat.
Originelles bietet aber auch Eric Fenbys – mit bekannten Melodie-Zitaten des berühmten italienischen Opern-Komponisten Gioachino Rossini durchsetzte – humorvolle Overtüre „Rossini on ilkla Moor“, desgleichen Gordon Jacobs Konzert-Overtüre „The Barber of Seville Goes to the Devil“; ebenfalls erwähnenswert sind Raymond Warrens klangschöne und raffiniert instrumentierte Suite über alte irische Volkslieder „Wexford Bells“ sowie die farbige „Traditional Hornpipe Suite“ von Adrian Kraft. Besonders schön ist die lyrisch zart beginnende und nach effektvoller Steigerung ebenso ausklingende Komposition von Maurice Johnstone „Tarn Hows – A Cumbrian Rhapsody“ und gekonnte stürmische Tonmalereien bietet Sir Malcolm Sargents „An Impression on a Windy Day“. Aber auch Richard Rodney Bennetts „Little Suite“ ist eine mehr als nur hübsche Ergänzung zur ersten CD dieser Review. Die Interpretationen und auch die Klangtechnik sind tadellos. Die Booklets bieten ordentliche Informationen, allerdings ausschließlich in Englisch.
Zwei weitere CDs mit der Royal Ballett Sinfonia unter dem Dirigat von Kenneth Alwyn sind ausschließlich Werken eines ebenfalls im Bereich gehobener Unterhaltung etablierten Profis gewidmet, des Komponisten Richard Addinsell (1904-1977). Das wohl bekannteste Konzert-Stück Addinsells, das „Warsaw Concerto“ (Warschauer Konzert), entstammt dem Film Dangerous Moonlight (1941) und ist denn auch titelgebend für eine der beiden CDs – es wurde ein frühes Paradestück der „British Light Music“. Diese kleine Konzertrhapsodie im Rachmaninoff-Stil dürfte vielen Hörern nicht unbekannt sein. (Das sehr eingängige und auch effektvolle Stück schmückte schon die kleine Platten-Sammlung meiner Eltern in den frühen Sechzigern und gehört für mich zu den frühesten filmmusikalischen Hörerfahrungen).
Auf den beiden CDs ist eine ganze Palette von Filmmusik-Themen und Suiten aus Addinsells vielen Kino-Schöpfungen zu einem reichhaltigen (nahezu ausschließlich) filmharmonischen Konzert vereint. Höhepunkte sind der pfiffige Marsch „Cavalry of the Clouds“ aus dem frühen britischen Propaganda-Streifen The Lion Has Wings (1939), die lyrisch-transparent gehaltene Musik aus The Greengage Summer (1961) mit ihrem sanften französischen Charme und ihren schön auskomponierten Holzbläser-Soli, die Suite aus Hitchcocks Australien-Kostümdrama Under Capricorn •Sklavin des Herzens (1949) mit stärker epischem Touch, die mit Mickey-Mousing durchsetzte Prelude und der delikate, von rauschenden Harfen-Glissandi und Läufen der Celesta geprägte herrliche Walzer aus Blithe Spirit (1945) sowie die romantisch-melancholische Tonschöpfung zum frühen David Lean Film The Passionate Friends (1948).
Bei der Suite aus Scrooge, der 1951er Version von Charles Dickens berühmter Weihnachtsgeschichte, handelt es sich um eine saubere Konzertfassung, die gegenüber dem Original allerdings die stimmungsvollen Chöre ein wenig vermissen lässt. Hörenswert sind auch der Walzer zum 1943 uraufgeführten Theaterstück „Parisienne“; die Auftragsarbeit für ein TV-Short, aus welchem die „Southern Rhapsody“ für Klavier und Orchester resultierte sowie Marsch und Walzer aus der Peter Sellers Komödie Waltz of the Toreadors • Walzer des Toreros (1962).
Addinsells Film-Musiken sind mit denen Ron Goodwins in der Qualität der melodischen Einfälle vergleichbar, sind allerdings kompositorisch häufig eine Klasse raffinierter. Dass es auch an den Aufnahmen zu diesen beiden Alben und den (ebenfalls rein englischsprachigen) Booklets nichts Wesentliches zu bemängeln gibt, versteht sich fast schon von selbst.
Mehrteilige Rezension:
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