Blood Diamond
Im afrikanischen Sierra Leone tobte in den 1990ern ein von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkter Krieg um die Diamantenschätze, aus deren Erlös die Warlords beider Seiten einen blutigen Bürgerkrieg finanzierten. Rücksichtslose Profiteure waren aber nicht nur in den genannten Kreisen zu finden, auch der internationale Diamantenhandel beteiligte sich am blutigen Geschäft.
Regisseur Edward Zwick hat mit Blood Diamond einen sowohl actionreich inszenierten als auch ambitionierten Politthriller vorgelegt. Im Zentrum der fiktiven Filmhandlung steht die Jagd nach einem besonders seltenen rosafarbenen Riesendiamanten. Die Hauptakteure sind: der arme Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsu), dessen Familie in den Wirren des Bürgerkriegs auseinandergerissen worden ist; der Diamantenschmuggler und Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) und die Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly), die ihre Leser mit einer wirklichkeitsnahen Reportage über den Diamantenkrieg aufrütteln will. Zwick präsentiert anhand dieser Figuren ein gelungenes Infotainment zwischen Melodram, Abenteuerkino und Politthriller. Durch äußerst rasante Actionszenen will der Film ein breites Publikum ansprechen, aber auch das letztlich aus den Folgen der Kolonisation herrührende Dilemma des afrikanischen Kontinents deutlich machen. So präsentiert er Flüchtlingselend, marodierende Kindersoldaten und grenzenlose Brutalität der daraus Gewinn ziehenden Beteiligten wie in keinem Afrika-Epos zuvor. Dabei gibt es völlige Gleichberechtigung der Rassen: zum einen rücksichtslose weiße Söldnertypen, wie den aus dem ehedem auf strikte Apartheid bestehenden Rhodesien (heute Simbabwe) stammenden Danny Archer. Zum anderen sind da ebenso mörderisch-brutal agierende Schwarze, die ihre eigenen Landsleute verstümmeln oder in den Diamantenminen als Sklaven mit der Begründung schuften lassen, sie dienten einer hehren Revolution.
Der Film verpackt seine moralisierende Botschaft geschickt und überzeugend zugleich, mit durchweg guten Darstellern und guten Dialogen. Die Actionszenen dürften dabei — wie auch der zurecht von der Oscar-Jury nominierte Leonardo DiCaprio — gerade ein jugendliches Publikum bei der Stange halten. DiCaprio verkörpert seinen Part in einem gelungenen Mix aus Humphrey-Bogart’scher Lässigkeit plus einem kräftigen Schuss Zynismus. Und neben einer gehörigen Portion Romantik, die sowohl aus den pittoresken Landschaftsbildern als auch aus einer dezenten Love-Story zwischen Danny Archer und der Journalistin Maddy Bowen herrührt, fehlt ebensowenig klassisches Kino-Pathos: in einem Finale, wie in For Whom the Bell Tolls • Wem die Stunde schlägt (1943).
James Newton Howard hat für seine sicher ebenfalls auf Publikumswirksamkeit abzielende Vertonung Hans Zimmer, der für Zwick bereits The Last Samurai vertonte, eindeutig über die Schulter gelugt. Was Howard im praktisch die komplette Filmmusik repräsentierenden Albumschnitt über rund 50 Minuten Revue passieren lässt, ist eine ansprechende Synthese aus Ethno, Pop-Rock und Lightsinfonik, Chöre sowie Vokalisen inklusive. Dank zweier eingängiger und solide integrierter Hauptthemen geht die Mixtur unmittelbar gut ins Ohr. Sie besitzt aber auch kraftvolle rhythmische Ausstrahlung, die ihre Wirkung bei jüngeren Hörern nicht verfehlen dürfte. Zwar fühlt man sich in den mitreißenden Actionpassagen schon an Vorbilder wie Black Hawk Down und Tears of the Sun sowie in den lyrischen Teilen an The Power of One erinnert — freilich ohne, dass der Komponist ausschließlich ein „nettes Plagiat“ abgeliefert hätte. Nein, gerade die letzten drei Tracks des Albums, in denen die beteiligten afrikanischen Pop-Künstler quasi ungeschminkt zu Wort kommen dürfen, zeigt, wie geschickt und sorgfältig Howard hier deren Einflüsse in seiner Komposition amalgamiert, wie vielseitig er trotz des bekannt Anmutenden seine Komposition gestaltet hat.
Herausgekommen ist dabei also ein Produkt, das nicht nur im Film seinen Job durchaus gut macht. Dank wohl organisierter Abwechslung zwischen motorischen Action-Passagen und ebenso gekonnt ausgeführten romantisch-lyrischen Einschüben gibt die Filmmusik außerdem ein attraktives Höralbum ab.
Wertungsmäßig erscheinen mir dafür dreieinhalb Sterne mit Tendenz zu vier für angemessen. Die sehr überzeugende, ja, faire Konzeption des Albums rechtfertigt in meinen Augen noch den kleinen Zuschlag zu glatten vier Sternen.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Ostern 2007.
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