April Captains

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
20. Dezember 2000
Abgelegt unter:
CD

Score

(3.5/6)

Der Film Capitaes de Abril thematisiert den unblutigen Sturz des portugiesischen Salazar-Regimes im Jahr 1974 durch eine entschlossene Gruppe von Offizieren. Der Komponist António Victorino D’Almeida präsentiert auf der CD zwei Orchestersuiten, die von der City of Prague Philharmonic (Nr. 1) und vom Orchestra di Roma (Nr. 2) unter Almeidas Leitung dargeboten werden. Anschließend gibt es noch zwei Versionen des elegischen Hauptthemas, die eine für Gitarre und Klavier und die andere als Songversion „As brumas do future“, gesungen von Madredeus.

Almeida hat seine Klangschöpfung recht ungewöhnlich und dezent modern gehalten und dabei besonders rhythmische Akzente betont. Mich erinnern die Art der Rhythmen und auch das kammermusikalisch gewählte Ensemble der über weite Strecken eher trockenen Tonschöpfung an Filmkompositionen Hanns Eislers und auch an die frühen Werke von Maurice Jarre. Die mitunter grotesk wirkenden Klänge dürften auch von Dmitri Schostakowitsch beeinflusst sein. Der Komponist verwendet hier auch bekannte musikalische Stilmittel wie den Walzer, den er raffiniert verfremdet. Ähnlich wie in La Ville des Prodiges geben auch hier das häufiger eingesetzte Akkordeon und die (portugiesische) Gitarre dem Ganzen einen folkloristischen Touch, neben denen auch Einflüsse des Jazz spürbar werden. Die Musik ist nicht breitorchestral, sondern intim gehalten und dazu sehr atmosphärisch geraten. Sie wird dominiert durch vorantreibende, rhythmisch geprägte, von Soli- und ungewöhnlichen Instrumentenkombinationen ausgeführte Passagen. Erwähnenswert ist die Verwendung des metallisch-flirrend klingenden Flexatons – ein Effektinstrument, das auch John Barry in seiner Musik zu Ipcress File • Streng Geheim (1965) verwendet hat. Gelegentlich unterbrechen lyrische Einschübe eine insgesamt handwerklich sehr solide und auch nicht ohne Raffinesse gemachte Filmmusik. Die Komposition verfügt deshalb über einige Reize, wirkt aber vom Bild gelöst, in Teilen doch etwas langatmig. Insgesamt gilt das schon zu La Ville des Prodiges Geschriebene: Eine interessante CD, besonders für diejenigen Hörer, die für Ungewöhnliches aufgeschlossen sind.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Originaltitel:
Capitaes de Abril
Erschienen:
2000
Gesamtspielzeit:
47:10 Minuten
Sampler:
Hollywood
Kennung:
122802HWR

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