The Invincible

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
4. Juni 2002
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

Zu Werner Herzogs Film The Invincible • Invincible — Unbesiegbar, einer Story um einen jüdischen Siegfried im nationalsozialistischen Berlin der 30er Jahre, schufen Hans Zimmer und Klaus Badelt die musikalische Untermalung. Beim Hören des Scores ist die konzeptionelle Nähe zu Hannibal kaum überhörbar. Das zur Hannibal-Musik seinerzeit Geschriebene, „… eine Synthese aus tristanesker Leidenschaft und Siegfried-Idyll, und in einigen Teilen ist das Adagietto der fünften Sinfonie Gustav Mahlers als eindeutige Inspirationsquelle übermächtig spürbar …“, gilt prinzipiell hier ebenso. Hinzu kommt teilweise noch der bereits aus The Thin Red Line bekannte „Lohengrin“-Touch.

Wann handelt es sich bei erkennbaren musikalischen Vorbildern um ein gekonntes Arbeiten mit Stilmodellen und wann um eindeutige (und meistens schnell einfallslos wirkende) Plagiate? An der Beantwortung dieser Frage scheiden sich sicher die Geister. Was schon stört oder noch gefällt, ist dazu nicht allein reine Geschmacksache, sondern auch davon abhängig, wie vertraut der Hörer mit den verwendeten Vorbildern ist.

Bei The Invincible gibt es einige Teile, bei denen die musikalischen Referenzen derart deutlich sind, dass man von fast „wörtlichem Zitat“ sprechen muss. So etwas empfinde ich schon als „(be-)lastend“ und kann mich daher mit den resultierenden Stilkopien nur bedingt anfreunden. Manch einer mag dagegen argumentieren, dass dieses Konzept hervorragend stimmig zur im Dritten Reich spielenden Filmhandlung sei: Ich halte stilistische Nähe für angebrachter als beinahe ein 1:1-Zitat.

Dies bedeutet aber nicht, dass hier „schlecht“ gearbeitet worden ist und/oder die Musik kein gutes Hörerlebnis bieten kann. Ob man das Album allerdings haben „muss“, darüber entscheidet (wieder einmal) in besonderem Maße der persönliche Geschmack. Ein Probehören ist angeraten.

Als Hör-Album vermag The Invincible — dank eindeutig besserer Konzeption — stärker zu überzeugen als Hannibal. Die The Invincible-CD hat einen Score-Anteil von rund 36 Minuten und sauber davon abgetrennt Source-Musik-Stücke von Beethoven und Händel sowie zwei Piècen mit zeitbezogener Unterhaltungsmusik, stimmig neu interpretiert vom „Palast-Orchester“ und Max Raabe — einer auf den Berliner Sound der 30er spezialisierten Klangformation.


Mehrteilige Rezension:

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Erschienen:
2002
Gesamtspielzeit:
49:10 Minuten
Sampler:
Milan
Kennung:
74321-89821-2

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