Disney-Pixar strikes again! Wann? Am 20. November geht Finding Nemo in den deutschen Landen an den Start. Dieses Mal bilden die turbulenten Ereignisse um die „Entführung“ des Clownfisch-Nachwuchses Nemo den Handlungsrahmen. Nemo hat sich am ersten Schultag keck aus den schützenden heimatlichen Gefilden des Great Barrier Reefs hervor gewagt, ist dabei in das Netz eines Tauchers geraten und schließlich im Aquarium einer Zahnarztpraxis in Sidney gelandet. Und natürlich setzt Pappa Marlin alles daran seinen Sprössling zu finden und zu retten. Dabei tritt bald die herzliche, aber fürchterlich vergessliche blaue Paletten-Doktorfisch-Lady Dorie helfend an seine Seite und fortan erlebt das Duo zum Teil haarsträubende Abenteuer. Unter anderem mit einem „lieben“ Hai-Trio: dem weißen Hai Bruce und seinen beiden Kumpanen, „Hammer“, einem Hammerhai und dem auf „Hart“ hörenden Makrelenhai. Die drei haben dem Image gefährliche Fleisch- und Fischfresser und Tötungsmaschinen zu sein den Kampf angesagt. Im Rahmen eines Umerziehungsprogramms wollen sie sogar zu „Fisch-Freunden“ werden …
Nun, was hier storymäßig (zwangsläufig) an bekannte Vorläufer wie (nicht allein) Toy Story und auch Monster AG erinnert, dürfte, wie von Disney-Pixar gewohnt, einfallsreich, spritzig und sehr liebevoll umgesetzt worden sein. Hierfür spricht in erster Linie der schon überaus originelle Trailer, aber auch die US-Einspielergebnisse liefern dafür (zumindest) ein weiteres Indiz. Finding Nemo geriet nämlich zum Top-Hit des US-Kino-Sommers 2003 und hat die – zweifellos gotteslästerlich fluchenden – Piraten des etwas hohl geratenen Fluch(s) der Karibik locker abgehängt.
Die Musik zum vielflossigen Filmspaß stammt von Thomas Newman (The Shawshank Redemption, In the Bedroom, Road to Perdition). Der in Los Angeles lebende Spross des Legendären Newman-Clans ist für seine oftmals sehr experimentellen und wenig thematisch orientierten Filmvertonungen bekannt. Auch Finding Nemo bildet in seinem Werkkanon keine grundsätzliche Ausnahme, obwohl es sich hier um Newmans erste Cartoon-Musik handelt. Seine Tonschöpfung ist ein recht vielseitig gestaltetes, stark atmosphärisches Klangpanorama aus Klangflächen und -räumen, angereichert mit Minimalismen und collageartigen Effekten.
Besonders beim ersten Hören vermisste ich denn doch etwas einen eingängigen, breiter angelegten thematischen Gedanken, der dem Ganzen mehr Zusammenhalt verleiht. Dies nivellierte sich jedoch nach einigen Durchgängen weitgehend, offenbarte die Musik dabei doch verstärkt zumindest hübsche melodische Phrasen und auch (auf typische Newman-Art) ansprechend gelöstes genretypisches Mickey-Mousing und außerdem Komödienhaftes. Und ebenso erfreuen die teilweise recht wuchtig gestalteten Action-Passagen mit ihren originellen (zum Teil) geräuschartigen Klangeffekten (beispielsweise in „The Divers“). Sehr ansprechend sind die schönen im klassischen Sinne bildbezogenen Momente, wie die breitorchestralen und mit majestätischem Horneinsatz maritime Erhabenheit verdeutlichenden Klänge, beispielsweise in „Darla Filths Offramp“. Hier geht ihnen eine witzig-rockige und zugleich marschartige Passage mit E-Gitarren voraus.
Und so gilt denn schließlich für dies aus insgesamt 40 einzelnen Cues bestehende Filmmusikalbum: Der Charme des Gebotenen wächst im Laufe der Zeit merklich. Das anfänglich etwas flickenteppichhaft Anmutende, tritt hinter der verstärkt zu Tage tretenden (relativen) Vielseitigkeit des unkonventionellen und effektreichen Klang-Mix mehr und mehr zurück. Der finale Song-Klassiker aus dem Jahr 1945 „Beyond The Sea“, von Robbie Williams vorgetragen, ist dabei eine nette Zugabe.