Spielbergs West Side Story für zu Hause und unterwegs
Walt Disney Studios Home Entertainment vertreibt Spielbergs Film seit dem 2. März auf Disney+ zum Streamen. Parallel dazu ist West Side Story auch auf allen gängigen Plattformen als Download verfügbar. Seit dem 10. März ist außerdem ein Kombi-Set aus 4K-UHD-BD und Standard-BD in (schmaler) schwarzer Amaray-Box im Schuber sowie eine Standard-BD im üblichen blauen Amaray-Set erhältlich. Darüber hinaus ist neben einer DVD-Ausgabe auch noch eine limitierte Deluxe-Edition (DVD + BD) im Schuber inklusive eines 28-seitigen Begleithefts verfügbar.
Das Kombi-Set aus 4K-UHD-BD und Standard BD
Bild und Ton
Wie der Filmabspann verrät, hat Spielberg auf 35mm Kodak-Filmmaterial aufgenommen und laut imdb diente ein „echtes“ – also natives – 4K-Digital-Intermediate als Vorlage für die weiteren Arbeitsschritte der gewünschten einzelnen Medien: von der 4K-UHD-BD bis herunter zur DVD – d. h. das Filmmaterial wurde komplett in 4K ausbelichtet und nicht, wie häufiger zumindest in Teilen etwa der Spezial-Effekte, von einer niedrigeren Auflösung auf 4K hochgerechnet.
Entsprechend sieht bereits das HD-Bild im Scope-Format von Blu-ray (BD) in sämtlichen Kategorien eindrucksvoll aus. Abgesehen von häufiger vorkommenden Linsenspiegelungen (Lens Flares) und einigen mitunter dezent störenden Überstrahlungseffekten geht ein gut abgestuftes Kontrastverhältnis Hand in Hand mit guter bis sehr guter Detailschärfe. Das bildet die Basis für detailreiche Bilder von beträchtlicher Brillanz. Feine Strukturen in Gesichtern sowie in den Texturen des fantastischen Produktionsdesigns sind klar zu erkennen. Auch der in aller Regel sehr gute Schwarzwert ist dafür mitentscheidend. So sehen auch die sich kurz vor der entscheidenden Konfrontation aufeinander zubewegenden, extrem in die Länge gezogenen expressionistischen Schatten der Gangmitglieder ganz besonders klasse aus.
Die urbane Tristesse ist in eher kühlen Farben mit sanftem Blaustich gehalten. Die Fleischtöne der Darsteller erscheinen aber nie übermäßig fahl, sondern recht warm und natürlich. Auf der anderen Seite sticht so in einigen nächtlichen Shots u.a. das bunte Licht der Neonreklamen charakteristisch und markant hervor. Gerade in den üppigen Tanzeinlagen wie „Dance at the Gym“ oder „America“ besticht das Bild durch die prachtvollen Kostüme der weiblichen Darsteller, gehalten in einer besonders rauschhaft-üppigen Farbgebung, deren Look an das Eastman-Color der 1960er Jahre erinnert.
Das insgesamt etwas dunklere Bild der 4K-UHD-BD schneidet demgegenüber noch etwas besser ab. Totalen zeigen noch etwas mehr Struktur, etwa in den Häuserfassaden. Diese wirken hier noch etwas vielfältiger und auch Neonreklamen sehen noch überzeugender ausdifferenziert aus. Die bereits von Blu-ray leuchtenden Farbtöne erscheinen von der UHD-BD noch ein wenig kräftiger, wobei auch Übergänge und Abstufungen in der jeweiligen Farbdarstellung deutlicher hervortreten und dadurch noch eindrucksvoller wirken. Der größere Kontrastumfang zeichnet für die leicht erhöhte Brillanz mit verantwortlich. Damit hat zwar die 4K-UHD-Version insgesamt die Nase durchaus noch ein Stückchen vorn, aber auch die sehr gut produzierte BD macht im vorliegenden Fall zweifellos bereits einen absolut hochwertigen Eindruck.
Beim Thema Surroundsound verfügt allein die UHD Blu-ray über eine englische Atmos-Fassung. Aber auch wenn der deutsche Ton „nur“ mit Dolby Digital Plus 7.1 aufwartet, sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Tonformaten eher geringfügig. Es sind in erster Linie Pegelunterschiede zwischen der deutschen und den etwas lauteren englischen Tonfassungen auszumachen. Der sich auftuende Klangraum ist insbesondere in der Breite und Tiefe jeweils sauber gestaffelt, wobei Effekte eher sparsam und dezent platziert sind. Die Tonkulisse besitzt entsprechend ein großes Maß an Natürlichkeit. Die Musikeinlagen kommen etwas offensiver herüber, sind gut differenziert und auch versehen mit sanftem, aber klarem Bassfundament, übrigens auch ohne dass zusätzlich der Subwoofer aktiviert werden muss. Das liegt zum einen zwar auch mit daran, dass es sich hier um ein Musical handelt, das kaum Bedarf an großartigen Tiefbasseffekten oder der bei Atmos zusätzlich aus der Höhe kommenden „Stimme Gottes“ besitzt. Man sollte sich hierbei aber eh nicht verrückt machen. Eine optimale Abmischung und gute Justage der Heimanlage vorausgesetzt, liefert selbst das für manche bereits völlig antiquiert erscheinende Dolby Digtal 5.1 keineswegs schlechte Resultate.
Extras
Leider gibt es keine Kino-Trailer. Dafür entschädigt weitgehend das nur auf der BD vertretene, in 12 Kapitel untergliederte, rund 97 Minuten umfassende, exzellente Making-of. Ausgehend vom Erbe des Bühnenmusicals, des Films von 1961 und auch dem sehr jungen Spielberg, der von der Filmmusik-LP im heimischen Elternhaus absolut in den Bann gezogen wurde, werden die wichtigsten Aspekte des gesamten aufwändigen Entstehungsprozesses, interessant, unterhaltsam und schlüssig abgebildet. Dabei kommt auch der im Dezember 2021 verstorbene Steven Sondheim mehrfach zu Wort.
Derart ausführliche und liebevoll produzierte Hintergrunddokus zur jeweiligen Filmproduktion, wie die hier in Spielfilmlänge vorliegende, stammend vom langjährigen Spielberg-Dokumentaristen Laurent Bouzereau, zählen bei den Boni längst zum eher rar Gewordenen. Derartiges mag man sich in Teilen oder auch komplett durchaus wiederholt abschauen. Langeweile kommt dabei gewiss nicht auf.
Zu den weiteren Artikeln des Triumvirats zu Spielbergs West Side Story:
West Side Story (2021) I: Kommentar zum Film
West Side Story (2021) III: Das Filmmusik-Album
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.
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