Karl-May-Collection I (Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. Dezember 2012
Abgelegt unter:
Blu-Ray

„Western-Klassiker“ made in Western Germany: jetzt auch auf Blu-ray

Nach den vier bereits auf BD veröffentlichten Karl-May-Filmen Harald Reinls (Der Schatz im Silbersee und die Winnetou-Trilogie) hat Universum nun kräftig nachgelegt und auch sämtliche übrigen Titel der Universum-Karl-May-Collection-DVD-Sets ins HD-Zeitalter übertragen, neudeutsch „upgedated“, und als BD-Sets veröffentlicht — und so sieht sich auch dieser Artikel. Dies betrifft die „Winnetou-Filme der Rialto“: die so genannte „Old-Surehand-Trilogie“ mit Unter Geiern, Der Ölprinz und Old Surehand, und als zweites Tripel-BD-Set Winnetou und das Halbblut Apanatschi, Winnetou und sein Freund Old Firehand vereint mit der bereits bekannten, nochmals überarbeiteten (!) BD-Edition von Der Schatz im Silbersee (s. o.). Hinzu kommen noch drei weitere 2er-BD-Sets, bestückt mit den Karl-May-Titeln aus Artur Brauners CCC-Produktion: die „Shatterhand-Box“ (Old Shatterhand und Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten), die „Mexico-Box“ (Der Schatz der Azteken und Die Pyramide des Sonnengottes) sowie die „Orient-Box“ (Der Schut, Durchs wilde Kurdistan). Im Reiche des silbernen Löwen ist in der BD-Ausgabe der „Orient-Box“ nicht mehr enthalten, da hierzu weder Negativmaterial noch Kopien in passablem Zustand erhalten sind. Dieser Titel war daher bereits im 2005er DVD-Set nur in sehr unbefriedigender Qualität vertreten: nämlich in Form des im Rahmen des Machbaren (etwas) aufgepeppten alten TV-Videotransfers, bei dem das trotz aller Bemühungen flaue Bild zusätzlich auch noch an den Seiten kräftig beschnitten ist.

Bei den aktuellen BD-Ausgaben betreffen die Verbesserungen die optische Präsentation des jeweiligen Films, beim Ton und ebenso den Boni ist praktisch alles so geblieben, wie von den DVD-Ausgaben bekannt. Die Verpackung der BDs ist gegenüber den älteren, zum Teil etwas veredelten DVD-Sets jetzt vereinheitlicht und abgespeckt. Im Gegensatz zu den seinerzeit immerhin den Rialto-Winnetou-Filmen spendierten buchähnlichen, mit Leinen überzogenen, aufklappbaren Sets gibt’s dieses Mal generell nur Schuber, gefertigt aus dünnem Karton, und darin eingesteckt zwei bzw. drei der üblichen BD-Amaray-Cases aus Plastik.

Stellt man die vertrauten DVDs den aktuellen BD-Ausgaben gegenüber, resultiert beim Bild trotz einer Reihe verbleibender Kritikpunkte insgesamt ein positiver Gesamteindruck und damit ein eindeutiges Plus für die Blu-ray-Editionen. Und dieses dürfte so manchem Karl-May-Filmfreund schon beträchtlichen Spaß bereiten, der zwischendurch in der Lage ist, hin und wieder auch Mal ein Auge zuzudrücken, anstatt die verbliebenen Schwächen allzu puristisch überzudramatisieren — etwa wenn zum eingangs gezeigten Gloria- oder CCC-Logo der Ton fehlt.

Wie bereits zum BD-Set mit der Winnetou-Trilogie vermerkt (s. o.), ist wohl auch bei den weiteren Transfers weniger stark mit digitalen Filtern gearbeitet worden als beim auf BD etwas problematischen Schatz im Silbersee. Fast durchweg zeigen die Filme der Blu-ray-Ausgaben eine deutlich höhere Schärfe und lassen im dank soliden Schwarzwerts recht knackig erscheinenden Bild erheblich mehr an Details erkennen. Hier stellt sich dann auch über größere Strecken schon klar ein High-Definition-Feeling ein, wenn auch nicht derart ausgeprägt wie bei Transfers der Topklasse. Immer wieder gibt es aber auch Sequenzen, die in punkto Schärfe deutlich bescheidener abschneiden. Mitunter dürfte es sich dabei um bereits beim Dreh verursachte Fokussierungsfehler handeln. Häufiger erscheinen dafür allerdings die Farben jetzt erheblich stimmiger und besser ausbalanciert. Das erkennt man unter anderem am deutlich natürlicher und frischer wirkenden Blattgrün. Unter diesem Aspekt verzeichnen die Filme der „Orient-„ und der „Mexico-Box“ besonders eindeutige Gewinne.

Innerhalb der „Orient-Box“ ist der bereits seinerzeit von DVD schon besonders beachtlich aussehende Schut klar der Primus. In seinen besonders satten Farben in Kombination mit sehr guter Schärfe und Detailzeichnung belegt er in der gesamten Karl-May-BD-Collection einen Spitzenplatz. Abgesehen von seinen recht aufgesetzt wirkenden Blödeleinlagen, insbesondere zwischen Chris Howland und Dieter Borsche, liegt es neben der besonders charmanten, recht stimmigen Atmosphäre dieses Karl-May-Filmabenteuers vielleicht auch am Regisseur Robert Siodmak, dass gerade Der Schut eine sehr sorgfältige Kameraarbeit besitzt und damit eine Reihe besonders bildwirksamer Einfälle aufweist. Auf der anderen Seite findet sich beim Schut aber auch — analog wie bereits in der DVD-Ausgabe (!) — ein auffälliger Fehler: In der gesamten Szene in der Taverne (ab etwa Minute 21) ist im Bild ein deutliches Helligkeitspumpen zu beobachten. Auch die Fortsetzung, Durchs wilde Kurdistan, hat qualitativ kräftig zugelegt. Im Gegensatz zum etwas bräunlichen, recht körnigen Bild der DVD erscheint das der BD nur leicht angerauscht. Darüber hinaus sieht es jetzt auch farblich wesentlich überzeugender aus. Man vergleiche dazu nur mal die die recht delikaten Farbkompositionen in den frühen Szenen am Hofe des Padischahs. Die ebenfalls von BD jetzt deutlich aufgefrischt erscheinenden Filme der Mexico-Box (Der Schatz der Azteken und Die Pyramide des Sonnengottes) liegen zu den vorstehenden recht dicht auf.

Da ist das Bild der Old-Surehand-Trilogie (Karl-May-Collection-II) in Teilen zwiespältiger. So ist der beim Schut angemerkte Fehler mit dem Helligkeitspumpen in der Tavernen-Szene ebenso bei Old Surehand und Unter Geiern zu beobachten. Hier tritt er allerdings nur vereinzelt und dann auch nur kurzzeitig in Erscheinung und wirkt daher weniger störend. Am Schwächsten schneidet im Set Der Ölprinz ab. Dabei ist das in der Eröffnung jetzt wieder klar auf der Kameraoptik sichtbare Haar, nicht das Schlimmste, was die Wirkung beeinträchtigt. Zwar verfügt das Bild von BD gegenüber der DVD ebenfalls über deutlich mehr an Schärfe. Es erscheint zugleich aber erstaunlicherweise fast durchgehend in erheblichem Maße vergrieselt. Dabei wirkt das unmittelbar auffällige, meist recht grobe Korn dem Schärfeeindruck ein Stück entgegen, beeinträchtigt diesen. Insofern ist Der Ölprinz auch der insgesamt schwächste sämtlicher aktuellen Karl-May-BD-Transfers. Der insgesamt überzeugendste Vertreter dieses Tripel-Sets ist Unter Geiern.

In der Karl-May-Collection-I mit Winnetou und das Halbblut Apanatschi und Winnetou und sein Freund Old Firehand — zu Der Schatz im Silbersee (s. o.) — schneidet Apanatschi am besten ab, verfügt über meist gute Schärfe und auch sehr gesund aussehende Farben. Firehand ist schärfetechnisch zwar ebenfalls recht gut, fällt aber farblich etwas schwach aus. Der Transfer wirkt ähnlich dem der älteren DVD-Edition leicht braunstichig.

Als sehr solide erweist sich wiederum der Inhalt der „Shatterhand-Box“. Beide Filme zeigen überwiegend gute Schärfe und auch frische Farben. Dabei sticht allerdings der ursprünglich sogar auf 70 mm aufgenommene Old Shatterhand schärfetechnisch nicht, wie eigentlich zu erwarten, durch besondere Brillanz hervor.

An dieser Stelle nun mit Top-Veröffentlichungen aus den USA undifferenziert zu vergleichen, ergibt jedoch ein völlig schiefes Bild. Hierzu möchte ich das bereits zur ebenfalls von Universum auf BD herausgebrachten klassischen Erich-Kästner-Verfilmung Drei Männer im Schnee Geschriebene nochmals unterstreichen. Man sollte beim Kritisieren vielmehr die Kirche im Dorf lassen: Die deutschen Karl-May-Filmabenteuer sind im Vermarktungspotenzial weder mit Vom Winde verweht, der Indiana-Jones-Filmreihe noch gar mit 70-mm-Produktionen wie Ben-Hur oder Lawrence von Arabien ernsthaft vergleichbar. So sind z. B. der jüngst auf Sony in erstklassiger Neurestauration auf BD veröffentlichte Lawrence oder auch die Indiana-Jones-Trilogie der 1980er über den Home-Video-Markt hinaus auch für partielle Wiederaufführungen im Kino in digitaler HD-Projektion auf großer Leinwand einsetzbar. Das zusammen macht es überhaupt erst möglich, den für ein Top-Ergebnis erforderlichen finanziell erheblich größeren Aufwand zu betreiben — dabei spielt aber auch der Zustand des zur Verfügung stehenden Filmmaterials (Negativ- & Kopienmaterial) eine mitentscheidende Rolle.

Fazit: Nun sind auch die übrigen der ehedem von Universum auf DVD veröffentlichten Karl-May-Filmabenteuer in High Definition auf Blu-ray-Disc erhältlich. Auch wenn das Resultat nicht voll mit Top-Restaurationen aus den USA mithalten kann, ist das Gesamtergebnis trotz einer Reihe von Kritikpunkten insgesamt sehr respektabel. Eine spürbare Verbesserung zum Bild der bisherigen DVD-Ausgaben ergibt sich in jedem Fall.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2012.

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Regisseur:
Diverse

Erschienen:
2012
Vertrieb:
Universum Film Home Entertainment
Zusatzinformationen:
D 1964-65, 3-BD-Set

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