Untamed • Die Unbezähmbaren (1955) ist ein recht hohl daherkommendes Buren-Epos, das trotz Starbesetzung und aufwändiger Inszenierung über einen etwas ärmlichen Vom–Winde–verweht-Touch kaum hinaus kommt. Neben der teilweise beeindruckenden CinemaScope-Fotografie ist Franz Waxmans robuster Abenteuer-Score wohl das Interessanteste des Films.
Ob Waxman den Film geschätzt haben mag? Nun, ich hatte beim Hören der Musik schon etwas den Eindruck einer eher routiniert ausgeführten Komposition, allerdings auf welch hohem Niveau! Routine bedeutete bei Franz Waxman eben grundsätzlich exzellentes Handwerk und auch melodische Inspiration. In jedem Fall ist ihm hier eine sehr gute und kraftvolle Abenteuerfilm-Musik gelungen, die auch ohne Film den Hörer zu beeindrucken vermag. Raffiniert ist z. B., wie der Komponist das Funkeln eines Riesendiamanten (mit Hilfe von Glockenspiel und Celesta) in Töne gefasst hat, und Teile der sehr dynamischen Action-Musiken lassen den berühmten „Ritt (der Kosaken) nach Dubno“ aus Taras Bulba (1962) vorausahnen. Der Main Title mit seinen stereophonen Hörner-Rufen gehört darüber hinaus zum Besten, was das klassische Abenteuerkino musikalisch zu bieten hat.
Die 1996 auf dem Varèse-Album „Legends of Hollywood: Franz Waxman, Vol. 4“ vom Queensland Orchestra unter Richard Mills eingespielte Suite aus Untamed ist zwar nicht schlecht geraten, kann jedoch mit dem Biss des von Waxman selbst dirigierten Originals nicht mithalten. Da weder der Klang noch das edle Booklet der FSM-CD etwas zu wünschen übrig lassen, gerät auch dieses Album zu einem Leckerbissen für alle Freunde der klassischen Filmmusik im Allgemeinen und der Musik Franz Waxmans im Speziellen.
Mehrteilige Rezension:
Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu: