Aber auch der reichhaltige Bildband besticht nicht allein durch die Fülle an vergleichbar fantastischen und ungewöhnlichen Aufnahmen. Er wartet darüber hinaus mit einer Menge sorgfältig aufbereiteter Informationen auf. Übersichtlichkeit ist hierbei Trumpf. Das wahrlich gewichtige Buch besticht durch seine überzeugende optische Gliederung im Aufbau der Seiten. Sowohl die Strukturierung der Kapiteltexte als auch die zusätzlich zur Fülle der Bilder eingestreuten, durch Grafiken gelungen veranschaulichten wichtigen Sachverhalte sind vorbildlich. Verschiedene typografische Gestaltungsmöglichkeiten (Schriftarten, -größen und Setzweisen) helfen dem Leser, sich zu orientieren und die verschiedenen Textstücke leicht zuzuordnen. Jedes Kapitel-Deckblatt weist eindeutig nummeriert die zugehörigen Unterkapitel aus und ist darüber hinaus in einem eigenen Meeresfarbton (blau bis türkis) gehalten. Optisch auffällig angeordnete Querverweise zu wichtigen Themen sind dabei behilflich, bereits zuvor Gelesenes aufzufrischen. Ein Glossar fasst die wichtigen Begriffe erläuternd zusammen und ein gutes Register hilft beim Wiederauffinden und Stöbern in der Fülle des gebotenen Materials.
Die hier in Form eines Prachtbandes aufbereitete TV-Serie präsentiert eine umfassende Naturgeschichte der Meere. Der Band ist nicht nur (eine teilweise erweiterte) hervorragende Ergänzung sowohl zur TV-Serie auf DVD als auch zum Kino-Event Deep Blue, sondern zugleich ein eigenständiges Lesebuch, das mit zusätzlichen reichhaltigen Details aufwartet. Eine Publikation, die sowohl als unabhängiges Lesebuch als auch zur Nachbereitung der einzelnen Folgen der Serie optimal geeignet ist und natürlich ebenso (wie auch umgekehrt) auf diese neugierig macht.
Das im geschmackvollen Digipack daherkommende 3-DVD-Set ist mit einer Gesamtspielzeit von rund 450 Minuten, allein schon vom Umfang, der bisherige König unter den BBC-Dokumentar-Editionen auf DVD. Neben den acht jeweils rund 45-minütigen TV-Folgen, verteilt auf zwei DVDs, ist der dritte Datenträger mit wertvollem Bonusmaterial bestückt. Das Herzstück bilden zwei jeweils rund 45-minütige Dokumentationen. Einblicke in die Produktion der Serie gibt „Aus der Werkstatt der Filmemacher“. Hier kann man erahnen, wie viel Mühe, unendliche Geduld und Ausdauer es die Beteiligten gekostet hat, das, was in der Endfassung fast wie ein Non-Stop-Feuerwerk visueller Brillanz erscheint, auf Film festzuhalten. Ebenso wenig darf man dabei die viele Arbeit übersehen, die unter ungemütlichen, oftmals risikoreichen Bedingungen erfolgte. Man ist beeindruckt, wie fesselnd es beispielsweise gelungen ist, den täglichen Überlebenskampf, das Fressen und Gefressen-Werden, zu visualisieren.
„Die Jagd nach dem Fisch“ hat ein wenig (notwendige) Werbung zum Schutz der Weltmeere im Gepäck. Beleuchtet werden die Probleme der vom Menschen verursachten Überfischung und die Bedrohung ganzer Lebensräume, beispielsweise durch hemmungslose Tiefseefischerei. Hierbei werden durch das mechanische „Abräumen“ nicht allein die Korallen stark geschädigt. Zurzeit können übrigens überhaupt nur etwa 0,33 % (!) der Weltmeere als (zumindest in Teilen) geschützte Regionen gelten.
Im Kurzfilm Blue sind in Form eines rund 5-minütigen (Kino-)Trailers bildgewaltige Serienhöhepunkte montiert. Dazu führen zwei Jungen eine lustige Konversation im Stile von „Mein Vater hat gesagt, …“. Eine augenzwinkernde Werbepräsentation, in welcher der jüngere von beiden beispielsweise staunend erfährt, dass der gestreifte Marlin — ein haiähnlicher Jäger aus tropischen Gewässern — sich mit mehr als 100 Stundenkilometern durch die Fluten bewegen kann.
Etwas blass hingegen ist die mit George Fentons Filmmusik unterlegte „große“ Fotogalerie geraten: Hier erscheinen die Bildmotive nämlich leider nicht formatfüllend, sondern eher als etwas mickriger, (zu) klein eingerahmter Teilausschnitt in der Bildmitte.
Dank nahezu makelloser Bildqualität (noch einen signifikanten Tick besser als in der guten TV-Ausstrahlung!) werden die hier gelüfteten Geheimnisse der Ozeane nicht verschleiert, sondern durch saubere Kontraste, Schärfe und wenig Korn durchweg scharf präsentiert. Und sowohl George Fentons stimmungsvolle musikalische Untermalung als auch der sauber atmosphärische 4-kanalige Dolby-Surround-Ton (AC3-2.0) geben keinen Anlass zur Klage.
Fazit: Die britisch-deutsche TV-Serie Unser blauer Planet ist dank ihrer visuellen Brillanz eine emotional packende Studie über die Dynamik und mitunter im wahrsten Wortsinn farbige Vielfalt des Lebens in den Weltmeeren. Das hier zu Sehende, mitunter an ein grandios choreographiertes (Unterwasser-)Ballett erinnernd, konnte nur mit modernsten Techniken realisiert werden. Im Zusammenwirken von elegantem Schnitt, Montage und auch George Fentons Musik entsteht vor den Augen des Zuschauers ein lehrreicher und zugleich faszinierend unterhaltsamer Bilderbogen durch die marinen Lebensräume unseres Planeten.
Dieses derzeit sicherlich besonders populäre TV-Produkt taugt natürlich sowohl zum gelungenen Einstimmen als auch zur Ergänzung des eng verwandten Deep Blue, aber nicht nur: Der Begeisterte sollte seine Aufmerksamkeit zusätzlich nicht allein auf die Filmmusiken, sondern zugleich auf die nicht minder liebevoll gemachten weiteren BBC-Dokus und natürlich ebenso auf die jeweils zugehörigen, erstklassigen Begleitbücher richten.
Siehe auch: BBC-Dokumentar-Serien, 1. Folge
Siehe auch: BBC-Dokumentar-Serien, 3. Folge
Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zu Pfingsten 2004.
Mehrteilige Rezension:
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