Tribute to a Bad Man ist ein ansehnlicher Western (Regie: Robert Wise) mit psychologisch vertiefter Handlung und guten Darstellern, allen voran James Cagney. Cagney war neben Edward G. Robinson der bekannteste Darsteller rücksichtslos-kalter Typen des amerikanischen Gangsterfilms z. B. in The Public Enemy (1931) und White Heat (1949). Wohl kaum ein Zufall, dass er in der Rolle des selbstherrlichen Pferdezüchters Jeremy Rodack (im Original anscheinend Rodock) ebenso zu überzeugen vermag.
Miklós Rózsa war kein Westernfreund, und so vertonte er neben Tribute to a Bad Man • Jeremy Rodack – Mein Wille ist Gesetz (1955) allein einen weiteren (hierzulande praktisch unbekannten) Vertreter dieses Genres: Woman of the Town (1943). (Der Film ist hierzulande wohl erstmals im Jahr 1986 im ZDF unter dem Titel Eine Frau für den Marshall gezeigt worden. Beim Einrichten der deutschen Synchronisation blieb allerdings von der Rózsa-Musik kaum etwas übrig.)
Bislang war von Tribute to a Bad Man abseits vom Main Title allein die rund 10-minütige Suite auf dem Rhino-Doppel-CD-Album „Miklós Rózsa at MGM“ erhältlich, das wea Ende letzten Jahres auch hierzulande veröffentlichte. Dank FSM kann der Rózsa-Freund nun erstmals die vollständige Musik unabhängig vom Film genießen.
Das breit angelegte epische Hauptthema zeichnet sich durch Western-Americana aus. Es liefert die Basis für weitere Western- und auch Rózsa-typische Passagen des Scores. Auch das bekannte „I’ll Take You Home Again Kathleen“ (z. B. in The Quiet Man (1951), Musik: Victor Young) klingt an. Im Film wird dieses – von Thomas Westendorf, einem Lehrer aus Illinois 1875 komponierte – Lied zuerst gesungen und anschließend erklingt es in einem Arrangement des Komponisten für Streicher und Harfe, das (ironischerweise) den Urheber Miklós Rózsa perfekt verleugnet. Einen recht scharfen Kontrast zur Rózsa-Americana liefert ein griechisches Volkslied, das im Score als Liebesthema für Rodack und Jocasta (eine schöne Griechin, die auf Rodacks Ranch lebt) erklingt. Dieses dem Magyaren Rózsa im Idiom besonders nahestehende Volkslied ermöglichte es ihm, der Komposition über weite Strecken seine besonders markante unverwechselbare persönliche Note zu verleihen. In den Spannungs- und Actionpassagen klingt es nicht nach Western, sondern klar nach Film-Noir.
Besitzt Tribute to a Bad Man im filmmusikalischen Œuvre des Komponisten nun einen besonderen Rang? Nein! Es handelt sich vielmehr um eine handwerklich (wie immer) tadellos ausgeführte, in Teilen dazu nicht uninspirierte Komposition, aber streckenweise auch (auf sehr gutem Level) recht standardisiert ausgeführte Filmvertonung und auch nicht um eine besonders hervorzuhebende Westernfilmmusik. Insgesamt entsteht damit eher der Eindruck einer durchaus ansprechenden, in Teilen reizvollen Kuriosität und kaum der eines wirklich großen Werkes.
Damit ist auch diese Rózsa-Veröffentlichung zwar kein Muss für den Neuling, aber zweifellos für die recht große Gemeinde der Freunde von Miklós Rózsas Musik sehr willkommen. Auch klanglich steht alles zum Besten: Rancher Rodack verleiht seinem Willen Ausdruck in sehr klarem transparentem Stereo-Sound. Und ebenso Top ist das Booklet; es bestätigt die Klasse dieser liebevoll und adäquat gemachten FSM-Veröffentlichung.
Mehrteilige Rezension:
Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu: