Es ist nicht ganz zufällig, dass diese beiden Filmmusiken aus der Werkstatt zweier sehr unterschiedlicher Komponisten zusammen abgehandelt werden. Dieses Mal passt das Varèse-Duo sogar außergewöhnlich gut zusammen, denn in beiden Fällen ging es offensichtlich darum, ein zeitgemäßes Action-Scoring für das junge Zielpublikum zu schaffen.
Für Tomb Raider – The Cradle of Life verwendet Alan Silvestri seine bewährten orchestralen Action-Standards und legt elektronische Rhythmus-Muster darüber. Das Prinzip ist grundsätzlich vergleichbar mit David Arnolds Arbeiten bei den Bond-Scores, wenn auch wesentlich blasser ausgeführt. Silvestri hat ja zuletzt bei Die Mumie kehrt zurück gezeigt, wie gut er es versteht, rein orchestral ein energiereiches und mitreißendes Action-Scoring zustande zu bringen. Gerade in diesem Zusammenhang wirkt das Bemühen um einen „hippen“ Sound besonders aufgesetzt, ja sogar etwas lustlos. Ob und inwieweit hierfür die Produzenten verantwortlich zeichnen, bleibt Spekulation. Allerdings ist schon sehr wahrscheinlich, dass Silvestri sich nicht allzu weit von der blassen Keyboarder-Ästhetik Graeme Revells zum ersten Film entfernen sollte. Ebenso dürften die Macher des Films einen vertrauten Sound mit breitorchestralem Action-Scoring gewünscht haben, der aber ebenso bei einem Video-Spiel-erfahrenen Publikum ankommt.
Die orchestralen Teile wirken hier auch eher mäßig inspiriert, das eingesetzte Hauptthema ist zwar recht eingängig, zählt aber nicht zu Silvestris besonders starken Eingebungen. Was über die recht lange Album-Laufzeit von einer Stunde passiert, ist außerdem nicht frei von Durchhängern. Hier hilft gezieltes Programmieren, um den musikalischen Fluss zu verbessern.
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