Timeline

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
17. März 2004
Abgelegt unter:
CD

Score

(3/6)

Regisseur Richard Donners Timeline startet am 18.3.2004 in den bundesdeutschen Kinos. Zugrunde liegt eine Story von Bestseller-Autor Michael Crichton, der für manch raffiniert gestaltetes Science-Fiction-Szenario verantwortlich zeichnete, wie „Andromeda — Tödlicher Staub aus dem All“ und „Vergessene Welt — Jurassic Park“. In Timeline geht es um einen alten Menschheitstraum: die Zeitreise.

Ursprünglich war Jerry Goldsmith für die Vertonung engagiert worden. Seine bereits fertig eingespielte Musik wurde jedoch letztlich nicht verwendet und dafür Brian Tyler hinzugezogen. (Die näheren Umstände bleiben, trotz eines „offiziellen“ Statements von Regisseur Donner, etwas nebulös.)

Der Komponist bemüht sich den wechselnden Handlungsebenen — zwischen dem Frankreich des 100-jährigen Krieges und unserer Zeit — durch differenzierten Ansatz gerecht zu werden. Für die heute spielenden Szenen setzt er auf „drum loops“ und stärker synthetisch durchsetzte moderne Rhythmik („Enter the Wormhole“, „Transcription Errors“). Die historischen Szenen sind mit einem episch-bombastischen, breitorchestralen Action-Sound unterlegt, der stilistisch ein wenig in Richtung von Goldsmiths Lionheart tendiert.

Die Partitur weist mindestens drei Themen auf, welche allerdings recht schlicht, kurzatmig und eben nicht besonders inspiriert erscheinen — etwas, das die Wirkung m. E. merklich schwächt. So erscheint mir gerade das heroische Thema ziemlich blass, ihm fehlt einfach ein kräftiger Schuss epischen Atems. In der Musik spielt sich übrigens besonders viel in den recht aufwändig ausgefüllten Begleitstimmen und in der Rhythmik ab. Dadurch ist die Komposition oftmals sehr bewegt und besitzt auch einige Energie. Dies mag sie anfänglich auch vielfältiger erscheinen lassen, als sie in Wirklichkeit ist. Denn thematische Arbeit ist zwar vorhanden, aber weder besonders raffiniert noch individuell ausgeführt. Etwas seltsam ist zudem, dass ein Reflex auf die musikalischen Stile der historischen Epoche völlig fehlt. Damit fehlt der Musik für die Haupthandlung, die in einer immerhin rund 650 Jahre zurückliegenden Vergangenheit spielt, klar ein überzeugend wirkender archaisierender Touch — sie wirkt damit m. E. insgesamt zu modern. Dies überrascht, da der Komponist ja in einem Statement selbst eingehende Studien mittelalterlicher Musik erwähnt. Und wer sich eingehender mit der CD beschäftigt, dem fällt vielleicht auch auf, dass dieses Mal Teile der rund 45 Album-Minuten Produkten aus dem Hause Media Ventures merklich verwandt erscheinen. Ob dafür Vorgaben der Produzenten und/oder Temp-Tracks (mit-)verantwortlich sind, bleibt Spekulation.

Unterm Strich ist das, was dem Hörer geboten wird, sowohl solide gemacht als auch recht gut anhörbar. Und zweifellos wird mancher an Action-Scores Interessierte hier durchaus zufrieden gestellt werden. Als einen besonders gelungenen Wurf oder gar Durchbruch für Brian Tyler vermag ich die Filmmusik zu Timeline aber keinesfalls zu werten. Im Gegenteil: Für mich ist diese Tonschöpfung handwerklich letztlich eine (dezente) Enttäuschung. Hier bleibt der Komponist eben doch merklich hinter den geweckten Erwartungen zurück — nach den recht viel versprechenden Vorläufer-Scores Darkness Falls und The Hunted.

Wie auch immer: Der Filmstart ist in der Post-Produktionsphase kräftig verschoben worden. Tyler hat das Projekt also zweifellos unter deutlich weniger restriktiven Zeitvorgaben angehen können als Danny Elfman bei Hulk. Es fehlt dem hier abgelieferten sauber routinierten Handwerk einfach eine gute Portion Raffinesse und auch Detailarbeit; außerdem wäre etwas mehr individuelles Profil klar von Vorteil gewesen. Darin liegt die dezente Enttäuschung begründet, die ich beim eingehenderen Durchhören des CD-Albums empfunden habe. Insofern halte ich solide drei Sterne und damit eine kleine Empfehlung sowohl für angemessen als auch für ausreichend.

Komponist:
Tyler, Brian

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
45:39 Minuten
Sampler:
Varèse
Kennung:
VSD-6531

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