The Return of a Man Called Horse

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
3. September 2003
Abgelegt unter:
CD

Score

(5.5/6)

A Man Called Horse • Der Mann, den sie Pferd nannten (1969) zählt zu den Spätwestern, die dem Leben der Ureinwohner Nordamerikas ungewöhnlich viel Beachtung widmen. Geschildert wird – die Geschichte eines englischen Aristokraten (verkörpert von Richard Harris), der um 1815 in die Gefangenschaft der Sioux gerät. Der Film zeigt – in zum Teil recht drastischen Bildern – wie er sich vom rechtlosen Sklaven zum vollwertigen Stammesmitglied hocharbeitet und dabei unter anderem das brutal-schmerzhafte Sonnenritual über sich ergehen lassen muss. Das Kinospektakel war seinerzeit derart erfolgreich, dass es noch zwei Fortsetzungen bewirkte: The Return of a Man Called Horse (1976) und Triumph of a Man Called Horse (1981).

Laurence Rosenthal (• 1926), der manchem Leser wohl in erster Linie von TV-Vertonungen wie The Young Indiana Jones Chronicles geläufig sein dürfte, knüpft in seiner Musik zum ersten Sequel, The Return of a Man Called Horse • Der Mann den sie Pferd nannten – 2. Teil, bei Leonard Rosenmans Vertonung des ersten Films, A Man Called Horse, an. Wie dieser verwendet er zum Teil authentische indianische Gesänge und Rhythmen, wobei er zwischen diesen und den mit einem Sinfonieorchester erzeugten sinfonischen Klängen interessante Klangschichtungen erzeugt, in denen gelegentlich auch Klangsynthetik sparsam eingebunden ist. Das Ethnische wird außerdem auf die in Teilen recht moderne sinfonische Tonsprache übertragen, was völlig abseits der heutzutage geläufigen Ethno-Pop-Standards geschieht.

Der Score beginnt mit einem prachtvoll-majestätisch klingenden breit-melodischen Hauptthema mit Ohrwurmcharakter. Dies steht für den britischen Aristokraten und seine Welt und bildet einen scharfen musikalischen Kontrast zu den ethnischen Klängen. Rosenthal stellt es seinem Indianer-Thema gegenüber und kombiniert beide Themen. Ebenso weht mitunter ein an eine klassische Klaviersonate erinnerndes Thema klanglich verfremdet herüber. So schafft der Komponist gekonnt Verbindung zwischen gegensätzlichen ethnischen (Klang-)Welten. In einigen Teilen wie „The Buffalo Hunt“ klingt es zwar schon nach Western, aber die bis heute übliche Copland-Americana ist hier nur ansatzweise als Inspirationsquelle spürbar. Das klangliche Ergebnis bleibt davon weitgehend unabhängig und eigenständig.

The Return of a Man Called Horse ist eine in vielem außergewöhnliche, dazu markant-kraftvolle, sehr geschickt und gekonnt ausgeführte Westernfilm-Vertonung großen Kalibers, eine, die man nicht alle Tage geboten bekommt.

Die Varèse-Club-CD ist gegenüber dem alten LP-Schnitt um rund 20 Minuten verlängert und klingt sehr frisch. Auch beim Booklet gibt’s nicht zu meckern; was will man mehr?

Das ist denn auch gleich schon das (fast) uneingeschränkt positive Fazit des aktuellen Viererpacks der Varèse-Club-CD-Veröffentlichungen. Ein Quartett, das sich sowohl vom Repertoirewert sehen als auch klangtechnisch hören lassen kann. Bis auf das Wermutströpfchen in Sachen CD-Ausnutzung bei Magic gibt es daher eine dicke Empfehlung.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
59:37 Minuten
Sampler:
Varèse
Kennung:
VCL 0403 1020

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