The Prize • Der Preis (1963) ist ein Agententhriller in Hitchcock-Manier mit einer beachtlichen Filmmusik, die – auch abseits der schon rhythmisch-dynamischen, gekonnt auf eine turbulente Filmhandlung einstimmenden Vorspannmusik – Interessantes zu bieten hat. Da gibt es komödiantisch angehauchte Klänge (Mickey-Mousing inklusive), und in den soften Sweet-Music-Teilen ist eine sinfonisch angehauchte, poppig-orchestrale Unterhaltungsmusik zu hören, die an Henry Mancinis Arbeiten z. B. zu Breakfast at Tiffany’s (1961) erinnert.
Ganz besonders bemerkenswert sind in The Prize aber die hervorragend gestalteten Action- und Spannungsmusiken, in denen mit zum Teil äußerst sparsamer Besetzung packende Klänge und Effekte erzeugt werden. Es zeigt sich eine klar hör- und damit nachvollziehbare Entwicklungslinie, die über Morituri (1965) und The Sand Pebbles (1966) bis zu Planet of the Apes (1968) reicht. Trotz Eigenständigkeit ist dabei die Nähe zu Bernard Herrmann unüberhörbar. Das ungewöhnliche Hörnerglissando, als Motiv für den Killer, dürfte wohl ebenfalls von Herrmann inspiriert sein, nämlich von der Musik zu On Dangerous Ground (1951), wo eine Gruppe von sogar acht Hörnern eine bedeutsame Rolle spielt.
Die FSM-Edition von The Prize ist das besondere Sahneschnittchen des vorgestellten CD-Triples. Neben dem vollständigen Score von rund 48 Minuten erhält König Kunde noch obendrauf: sämtliche Source-Cues, die speziell für den Film eingespielt wurden. Außerdem sind noch die vier Stücke vertreten, die Goldsmith seinerzeit als eine (übrigens gelungene) knapp 9-minütige Suite für einen MGM-LP-Sampler neu einspielte. (The Prize und die ebenfalls 1963 entstandene Musik zu Lilies of the Field waren die ersten Goldsmith-Filmmusiken, die überhaupt auf Tonträger veröffentlicht worden sind.)
Auch die rein musikalisch insgesamt „nur“ netten Source-Cues sind trotzdem nicht belanglos. Es handelt sich um im Unterhaltungsmusik-Stil der Zeit (von Komponisten wie André Previn) komponierte Stücke (siehe hierzu auch The Stripper), die dem an Details Interessierten tiefere (Hör-)Blicke hinter die Kulissen ermöglichen. Und neben zum Teil adaptiertem Material gibt es auch mal originelles Recycling aus dem MGM-Archiv zu hören: hier das Hauptthema von Bronislaw Kaper und Ned Washington aus Green Dolphin Street (1947), das dieses Mal nur in der Hotelbar als Hintergrundmusik dient.
Fazit: Bei allen drei CDs handelt es sich um wertvolle Beiträge zur Dokumentation filmmusikalischer Zeitströmungen der 60er Jahre. Abseits vom Nostalgischen bieten sie hochinteressante (Hör-)Einblicke in die Entwicklung eines der ganz besonders bedeutenden Filmkomponisten des Silver Age: Jerry Goldsmith.
Bei den FSM-Editionen gilt, dass die Veröffentlichungen spielzeitmäßig fast immer sehr gut, oftmals sogar randvoll, bestückt sind. Als Gegenwert für sein Geld wird dem Kunden möglichst viel (sinnvoll kombiniertes) Musikmaterial, inklusive fast ausnahmslos erstklassig ausgestatteten, hoch-informativen Begleitheften geboten. In diesen Punkten allerdings lässt die hinter den Varèse-Club-Ausgaben stehende Geschäftspolitik bislang jedoch noch einiges zu wünschen übrig.
siehe auch Jerry Goldsmith: The Man from U.N.C.L.E. und I Spy
Mehrteilige Rezension:
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