Auf ein Neues! Regisseur John Moore (Flight of the Phoenix) hat den kleinen Satansbraten Damien zu neuem Leben erweckt, dessen Erstschöpfung unter der Regie von Richard Donner (Superman, Maverick) im Jahr 1976 zur Eliminierung zwei Fortsetzungen benötigte. Interessanterweise liegt auch der neuen Verfilmung ein Drehbuch von David Seltzer zugrunde, der sein 1976er Original in erster Linie modernisiert und nur leicht modifiziert hat. Wieder einmal rankt sich im aktualisierten Spektakel alles um die Bedeutung der drei zum Symbol des Bösen mystifizierten Sechsen — zu finden in der Offenbarung des Johannes. Knapp 2000 Jahre nach der Niederschrift der Prophezeiung und 30 Jahre nach der ersten Kinovermarktung liegt Okkultes, geschickt gekoppelt mit Verschwörungsfantasien, erneut im Trend. War es seinerzeit Der Exorzist (1973), der Satans (Wieder-)Geburt begünstigte, flankieren dieses Mal The Exorcism of Emily Rose (2005) und ganz aktuell der Da Vinci Code. Und wie zu erwarten, fand im Umfeld der Premiere diverses satanisches Kasperletheater statt, dessen marketingtechnische Logik und dessen damit verbundener Pragmatismus eher drollig denn gruselig anmuten. So weiß das Presseheft von unheimlichen Vorfällen beim Dreh zu berichten und aus dem frühen Wegbereiter Rosemaries Baby (1967) ist Mia Ferrow mit von der Partie. Gebar diese damals unschuldig Satans Sohn, so agiert sie dieses Mal auf der Gegenseite als dämonisches Kindermädchen des Beelzebuben.
Entsprechend symbolträchtig ist das Remake des 1976er Horror-Thrillers Das Omen, am 6. 6. 2006 in den bundesdeutschen Kinos angelaufen. Varèses Filmmusikalbum hingegen tanzte aus der Reihe und war schon vier Tage früher, also seit dem 2. 6. auf dem Markt erhältlich.
Das Omen erneut auf CD! Dabei dürfte wohl fast jedem prompt die 76er Vertonung von Jerry Goldsmith in den Sinn kommen. Direkt heraus: Marco Beltramis Komposition macht es dem Rezensenten gewiss nicht leicht.
So manch Lobendes gibt es zur Konzeption des neuen Scores zu berichten: Der Goldsmith-Schüler Marco Beltrami hat seinen Score eindeutig als Hommage an seinen Lehrer und zugleich an das 1976er Original angelegt. Die in den meisten Partituren von Goldsmith erkennbare Ökonomie im Umgang mit dem musikalischen Material spiegelt sich auch in der Musik zum Omen-Remake klar wider. Basis und zugleich Keimzelle bildet ein oftmals quasi-geräuschhaft wirkendes 3-Noten-Motiv, aus dem nahezu alles entwickelt wird, auch das sehr melodische Family-Theme, das in seinem Goldsmith-Touch auch ein wenig vom Geist des ohrwurmtauglichen Gegenstücks der 76er Musik, „The Piper Dreams“, besitzt. Im Übrigen bezieht Beltrami eigene Position und bewahrt eigene Stimme. Seine Komposition setzt sich klanglich merklich vom Vorläufer ab, indem er z. B. den Chor erheblich sparsamer und überwiegen vokalisierend einsetzt, diesen partiell über Klangflächen nur flüstern lässt. Erst gegen Ende des Albums erklingt das ach so bekannte „Ave Satani“, allerdings merklich anders als gewohnt. Vielmehr setzt Beltrami neben dezent gehandhabten synthetischen Klangeffekten auch auf geschickte klangliche Verfremdungen, wie rückwärts abgespielte Phrasen von Chor und/oder Orchester („More Tantrums“). Und hin und wieder schimmert in kurzen Passagen gar zitathaft-vertraut Anmutendes auf („Kate Doubts“). Ansonsten gemahnt das Gebotene (besonders im Einsatz von Elektronik und Rhythmik) merklich an i, Robot und verweist im orientalisch angehauchten „Drive to Buckenhagen“ ebenso klar auf Flight of the Phoenix.
Mehrmaliges Hören macht die sehr vielseitig und geschickt ausgeführte motivische Arbeit und die sich darin zeigende musikalische Entwicklung klarer und lässt ebenso manch eindrucksvolle klangliche Lösung erkennen. Insofern kommt man nicht umhin, dieser Musik ein gutes Konzept zu bescheinigen. Die berühmte Gretchenfrage allerdings, wie gut taugt das im Film sicher sehr Funktionale auch davon gelöst, als reines Höralbum, ist nur mit gewissen Einschränkungen positiv zu beantworten. Bei der Beurteilung lastet der sich aufdrängende, ja wohl unausweichliche Vergleich mit der ungleich markanteren Goldsmith-Version arg schwer. So bleibt Beltramis Omen-Musik auch nach eingehenderen Hörsitzungen eben deutlich kühler und unscheinbarer als die so faszinierend kraftvolle und damit mitreißende „Schwarze Messe“ von 1976, zeigt bei allem handwerklichen Niveau letztlich eine gewisse Blässe.
Im finalen Albumstück, „Omen 76/06“, liefert Beltrami in der Nachspannmusik eine faszinierende Synthese aus neu arrangiertem 76er Original, dem berühmten „Ave Satani“, sowie eigener Kreation für The-Omen-2006. Gerade das unmittelbar so überzeugende Schlussstück stellt allerdings das zuvor Gehörte wohl ungewollt, aber eindeutig in den Schatten. Und darin liegt etwas die Achillesferse des aus insgesamt knapp 80 Minuten Musikmaterial überzeugend geschnittenen 54-Minuten-Albums.
Das stimmige Einordnen in das Cinemusic.de-Wertungssystem bereitete somit gewisses Kopfzerbrechen. Mehr als „nur“ passabel und durchschnittlich (also 2,5 Sterne) ist das Album allemal. Die mit den nächst höheren 3 Sternlein verbundene kleine Empfehlung, erschien mir aber auch noch als etwas zu wenig.