Gleich vorab: Mit der jetzt vorliegenden dritten Doppel-CD-Box hat FSM erneut eine prall bestückte und zugleich überzeugende Zusammenstellung musikalischen Materials präsentiert. Zugleich wird hier gelungen der Schlusspunkt zur insgesamt vorzüglichen filmmusikalischen Dokumentation einer TV-Kultserie der 1960er, The Man from U.N.C.L.E. • Solo für O.N.K.E.L., gesetzt.
Wie bereits die beiden Vorläufer-Alben ist auch dieses von einem Kenner des Metiers, Jon Burlingame, gleichermaßen liebevoll und sorgfältig produziert worden. Das 22-seitige Begleitheft wartet dazu neben den informativen Texten sowie detaillierten Angaben zu den jeweiligen Musikstücken mit viel wertvollem Bildmaterial und manchem augenzwinkernd eingestreuten Hintergrund-Bonmot auf – z. B. in „The Lost Lyrics Affair“.
Das pfiffige Goldsmith-Hauptthema prägte die gesamte Serie und die drei von Goldsmith vertonten Folgen der ersten Serienstaffel lieferten ebenfalls ein wichtiges Vorbild. Es ist allein schon eine faszinierende Sache, einmal sämtliche Varianten des von Goldsmith komponierten Themas in den Main und End Titles Revue passieren zu lassen. Dabei kann man feststellen, wie liebevoll und einfallsreich auch die Nachfolgenden (Morton Stevens, Walter Scharf, Lalo Schifrin, Gerald Fried, Dave Grusin und Robert Armbruster) Hand angelegt haben.
Das vorliegende dritte Doppel-CD-Set präsentiert erneut eine Kollektion musikalischer Highlights in ebenso überzeugender Klangqualität. Wie schon im „Vol. 2“ findet sich auch in „Vol. 3“ eine zweite Suite, aus besonders bemerkenswerten Scores, welche in Teilen bereits in den beiden ersten Sets veröffentlicht worden sind. Dabei gibt es auch klingende Einblicke in den verunglückten und selbst in den USA erfolglosen Serienableger The Girl from U.N.C.L.E. – hierzulande nicht im TV gezeigt. Dabei kommt besonders Dave Grusin zu Wort. Er ist nicht allein mit soliden, jazzig orientierten Kompositionen zu The Mother Muffin Affair und The Mata Hari Affair vertreten. In diesen, wie auch in dem von ihm neu arrangierten Goldsmith-Thema für Main und End Title, hat das Cembalo ein markantes Wörtchen mitzureden.
Gerald Frieds elegante Agenten-Sounds erhalten auch dieses Mal einigen Raum, wobei im knapp acht-minütigen Fried-Medley manches besonders schmunzeln lässt, so „Arabian Jazz“ oder auch „Swahili Rock’n’Roll“. Entsprechendes gilt für den drolligen Einsatz der „Kazoos“ (siehe Chicken Run). Darüber hinaus gibt es von Goldsmith noch ein paar hübsche, bislang unveröffentlichte Schnipsel zu hören: neben der längsten Version des romantischen Love Themes „Meet Mr. Solo“ das einzige vom Maestro für die Serie komponierte reizende Source Cue „Belly Laughs“, das für The King of Knaves Affair entstand. Und der den Besitzern der beiden Vorläuferalben nicht unbekannte Morton Stevens überzeugt auch hier. Neben gelungen atmosphärischen Klängen liefert er jeweils eine witzige Mini-Fuge: gesetzt für Blechbläser in The Double Affair und für drei Klarinetten in The Finny Foot Affair. Ebenso ansprechend gelang es Stevens einen exotisch-indischen Tonfall für The Yellow Scarf Affair zu finden. Und ebenso bemerkenswert ist der Gebrauch des exotischen Schlagwerks (z. B. puertoricanische Maracas und guatemalische Marimba) im zweiten U.N.C.L.E.-Kinofilm The Spy With My Face • Spion mit meinen Gesicht (1966).
Drollig ist auch hier das verschiedentlich hervorstechend eingesetzte Cembalo, so in Gerald Frieds The Discotheque Affair. Im Begleitheft wird hierzu ausdrücklich auf den Einfluss von John Addisons komödiantischer Musik zu Tom Jones (1962) verwiesen. Zumindest denkbar wären hier aber auch Ron Goodwins schrullig-witzige Kompositionen für die seinerzeit ebenfalls sehr populären Miss-Marple-Filme mit Margaret Rutherford.
Anlässlich der vierten Serienstaffel hat Robert Armbruster (bekannt in erster Linie als Dirigent vieler MGM-Scores der 1960er) im Jahr 1967 aus den drei grundsteinlegenden Goldsmith-Scores der ersten Staffel die besten Cues nochmals (dieses Mal sogar in Stereo) eingespielt. Diese knapp vierzig Minuten Material sind nicht allein interessant im Vergleich mit den interpretatorisch mitunter merklich anders gelagerten Ersteinspielungen, sie ziehen zugleich elegant Resümee. Das dank des sauberen Stereoklanges besonders präsente und effektvoll verräumlichte Klangbild unterstreicht nochmals die ausgeprägte Nähe dieser raffinierten Arbeiten zur Klangwelt Bernard Herrmanns, dem Goldsmith vermutlich bei den Arbeiten an der TV-Serie Twilight Zone persönlich begegnet ist. Hier gibt es, zwar mit zweifellos einfachen musikalischen Mitteln gestaltete, aber im Ergebnis keineswegs simple, sondern vielmehr äußerst raffiniert und wirkungsvoll gestaltete Spannungsmusiken zu hören. Etwas, das auch abseits der Filme gilt – was nicht selbstverständlich ist – und außerdem zeigt, wie viel der junge Goldsmith von dem alten Fuchs gelernt hat.
Mit dieser Wiederbegegnung mit Goldsmith-Scores aus verschobener Perspektive setzt John Burlingame zugleich eindrucks- wie wirkungsvoll den Schlussstrich unter die derzeit wohl beste musikalische Dokumentation einer kultigen TV-Serie der Sixties auf Tonträger. (Und für die eingefleischten Fans gibt’s im letzten (nicht gelisteten) Track von CD-2 als witzigen Bonus noch ein charakteristisches Serien-Geräusch.) Die für dieses dritte U.N.C.L.E.-CD-Set verliehenen vollen vier Sterne sollen keineswegs die aktuelle Veröffentlichung über die beiden anderen stellen. Diese sollen vielmehr als Referenz an das insgesamt vorzügliche Projekt und den damit verbundenen hohen Repertoirewert verstanden werden.