Singin’ in the Rain

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
10. April 2003
Abgelegt unter:
CD

Score

(4.5/6)

Die dokumentarische Film-Trilogie That’s Entertainment hat das Interesse an der Gattung Film-Musical nicht allein wach gehalten, sondern auch jüngere Zuschauer für manchen der sehr guten Vertreter dieses Genres begeistern können. Eines der besten Filmmusicals überhaupt ist das am 27. März 1952 uraufgeführte Singin’ in the Rain • Du sollst mein Glücksstern sein. Einer der ganz wenigen Fälle, in denen sehr gute Musik- und Tanznummern weitestgehend gelungen mit einer überzeugenden und dazu originellen Filmhandlung verbunden worden sind und darüber hinaus wohl „das“ Filmmusical von und mit Gene Kelly (1912-1996).

Den Rahmen bildet eine selbstironische (ebenfalls) in der Traumfabrik angesiedelte Story, in der es um den ehedem revolutionären Umbruch vom Stumm- zum Tonfilm geht. Manche der Stummfilmstars erwiesen sich mangels ausdrucksstarker Stimme als nicht tonfilmtauglich und mussten ihren Abschied nehmen. Augenzwinkernd wird hier einiges vom Illusionären der Traumfabrik Hollywood entlarvt: vom erlogenen Glanz mancher Karriere, von den Star-Allüren und ebenso vom beliebten Intrigenspiel untereinander. Aber auch die heutzutage dinosaurierhaft anmutende frühe (Film-)Tontechnik mit ihren eklatanten Problemen ist Gegenstand witzig inszenierter Szenen. Mancher Biss findet sich in den Songs und Tanznummern: So zeigt beispielsweise das Ballett „Broadway-Melodie“ eindeutig und zynisch, wie Sex und Erotik mit Macht und Geld verbunden sind.

Was ein wenig an Billy Wilders zwei Jahre zuvor entstandenen tragikomisch-bitteren Sunset Boulevard erinnert, wird hier zum schwungvollen und im wahren Wortsinn (Technicolor-)prallbunt inszenierten Kinospaß. Bis heute hat der Film seine Reize nicht verloren, wirkt abseits reiner Nostalgie zeitlos charmant und unterhaltsam. Bis auf zwei („Make ’Em Laugh“ und „Moses“) sind die Songs bereits in zwischen 1929 und 1931 entstandenen (frühesten) Filmmusicals zu hören – wobei „Make ’Em Laugh“ eine Variante von „Be a Clown“ aus The Pirate (1948) ist. Die zum 50sten Jubiläum in 2002 erschienene „50th-Anniversary-Edition“ als Doppel-CD-Set belegt dies, indem auf Disc-2 einige der – mittlerweile doch etwas angestaubt wirkenden – originalen Arrangements berühmter Songs wie „Singin’ in the Rain“, aus Hollywood Revue of 1929 (1929), zu hören sind. Selten ist ein derart breitflächiges musikalisches Recycling mit vergleichbar glücklicher Hand ausgeführt worden. Daneben gibt’s wohl sämtliches Musikmaterial, das auf den Tonmastern aufzutreiben war – „unused Versions“ und „Outtakes“ inklusive – und obendrauf ein 27-seitiges edles Begleitheft: Was will man mehr? (Wer die 1996 – ebenfalls von Rhino – als Nachruf auf Gene Kelly veröffentlichte rund 76-minütige Einzel-CD-Ausgabe mit ihrem ebenso hervorragenden Booklet bereits besitzt, dürfte im Regelfall damit jedoch ausreichend bedient sein.)

Wer den Film in optimaler Qualität genießen möchte, der besorge sich die ebenfalls im Herbst 2002 auch hierzulande (bei Warner) neu veröffentlichte Doppel-DVD – aber Vorsicht: die ältere Einzel-DVD-Ausgabe mit dem „nur guten“ jedoch nicht perfekten 1991er Transfer wird mit sehr ähnlichem Cover ebenfalls noch angeboten! Beim aktuellen 2er-DVD-Set bekommt man den Film in Form eines völlig neu erstellten Video-Transfers, bei dem die kleineren (Rest-)Mängel der 1991er Fassung komplett eliminiert sind. Noch nie ist Singin’ in the Rain auf Video derart perfekt zu sehen gewesen: Wer Technicolor in seiner ganzen Pracht erleben möchte, der liegt hier vollkommen richtig.

Ebenfalls sehr gut geraten ist auch die äußerst behutsam auf AC3-5.1 aufgepeppte englische Tonfassung, die alternativ zur klassischen Mono-Version wählbar ist. Die deutsche Tonfassung ist technisch okay, aber etwas gewöhnungsbedürftig: So sah man sich seinerzeit offenbar noch genötigt, ebenfalls die Songs ins Deutsche zu übertragen. Die zweite DVD bietet sehr solide Hintergrundinfos in Form zweier Dokumentationen sowie diverse Ausschnitte aus den Vorgängermusicals, bei denen diverse Songs entliehen worden sind.

Komponist:
Diverse

Erschienen:
2002
Gesamtspielzeit:
CD-1: 73:27 Min., CD-2: 78:08 Minuten
Sampler:
Warner (wea) 2 CDs
Kennung:
8122-74497-2

Weitere interessante Beiträge:

Die Legende vom Ozeanpianisten

Die Legende vom Ozeanpianisten

Land of the Pharaohs

Land of the Pharaohs

The Trouble with Harry

The Trouble with Harry

Yellowstone

Yellowstone

Cinemusic.de